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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Lynn Raye Harris
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aber langsam kannte Anna sich selbst nicht mehr. „Es scheint Ihnen wirklich Spaß zu machen, mich zu quälen. Warum können wir nicht einfach wie verabredet nach Amanti fliegen, uns die Küste anschauen und dann nach Santina zurückkehren?“
    Plötzlich war er ganz ernst und musterte prüfend ihr angespanntes Profil. „Sind Sie sicher, dass Sie heute nach Santina zurück wollen, Anna?“
    Rasch wandte sie den Kopf ab. Unter ihr erstreckte sich Wasser, soweit das Auge reichte. Obwohl sie über dem Mittelmeer flogen, war kein einziges Boot oder gar ein anderes Flugzeug zu sehen. Es war, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. Leo Jackson machte sie nervös und frustrierte sie, aber er weckte auch Emotionen, die Anna nie zuvor empfunden hatte: Sie fühlte sich attraktiv, interessant, lebendig. Und diesen Zustand aufzugeben, fiel ihr überraschend schwer.
    „Nein“, sagte sie rau. Als sie sich ihrem Piloten zuwandte, war ihr Blick offen und das Kinn trotzig vorgeschoben. „Nein, ich will heute nicht zurück.“
    Leo konnte sich nicht erklären warum, aber er begehrte sie mit aller Macht, diese spröde Schönheit, die so zugeknöpft und abweisend war, wie er es noch bei keiner Frau erlebt hatte. Allein, wie sie jetzt neben ihm saß und versuchte, wie aus Stein gemeißelt auszusehen. Vielleicht wusste sie es nicht, aber mit ihren großen, jadegrünen Augen, in denen sich ihre Verletzlichkeit widerspiegelte, würde sie nie wie eine leblose Statue wirken.
    Und Anna war zutiefst verletzt.
    Als er sie gestern Abend im Ballsaal von Santina gesehen hatte, wie sie allein und isoliert im Abseits stand, hatte er sofort wissen wollen, wer sie war. Graziana Riccis höhnisches Lachen klang ihm immer noch im Ohr. „Oh, das ist Anna Constantinides, die verlassene Braut.“
    Die verlassene Braut …
    Daraufhin hatte er sie noch intensiver betrachtet und überlegt, wie sie sich fühlen mochte, während sie den Trinkreden auf das frisch verlobte Paar lauschte. Auf den ersten Blick wirkte sie ungeheuer beherrscht, fast gelangweilt. Perfekt gestylt, kühl und unberührbar im jungfräulichen Weiß. Doch ihre Finger zitterten, während sie mit der kostbaren Perlenkette an ihrem schlanken Hals spielte. Und als sie sich in seine Richtung wandte, sah er im Schein der Kronleuchter ungeweinte Tränen in den wundervollen Augen schimmern.
    Tränen, denen sie niemals erlauben würde zu fließen.
    Eine wunderschöne Eiskönigin, die aus der Masse herausragte und alle überstrahlte. Ab dieser Sekunde hatte ihn nur noch ein einziger Gedanke beherrscht: ob er es fertigbringen würde, den Eispanzer um ihr verwundetes Herz aufzutauen. Leo liebte Wagnisse, und Anna Constantinides war eine echte Herausforderung. Er wollte sie nicht einfach nur verführen, sondern sie zum Lachen bringen – und ihre Augen zum Leuchten.
    Jeder, der die hässlichen Schlagzeilen über Prinz Alessandros geplatzte Langzeitverlobung gelesen hatte, musste sich darüber im Klaren sein, wie sehr sie litt. Ihn selbst hatte es an eine andere Zeit und eine andere Frau erinnert, die auch zutiefst verletzt auf das reagiert hatte, was in der Presse über sie geschrieben stand.
    Seine Mutter schnitt die Zeitungsberichte aus und versteckte sie vor ihm, als ihre Affäre mit Bobby Jackson von der Presse breitgetreten wurde. An seinem achtzehnten Geburtstag, acht Jahre nach ihrem Tod, fand Leo sie unter ihren persönlichen Dokumenten.
    Bobby akzeptierte seine Vaterschaft erst nach ihrem Tod, als ihm per Gericht ein DNA-Test präsentiert wurde. Obwohl er Leo daraufhin als Zehnjährigen zu sich genommen hatte, war ihr Verhältnis nie sehr eng gewesen. Bobby schien einfach nicht zu wissen, wie man sich als Vater benahm, auch nicht seinen anderen Kindern gegenüber. Er tat zwar sein Bestes, aber weiter als zum jovialen Onkeltyp reichte es nicht.
    Nachdem Leo die reißerischen Artikel gefunden und seinem Vater präsentiert hatte, verschlechterte sich ihr Verhältnis noch. Kurz darauf ging er in die Vereinigten Staaten, um dort sein Glück zu suchen. Er wollte es ohne den Namen Jackson und ohne Bobbys Vermögen schaffen. Ganz davon abgesehen, dass Letzteres dank Bobbys verschwenderischem Lebensstil ein großer Unsicherheitsfaktor war.
    So lernte Leo sein Business von der Pike auf, gründete die Leonidas Group und machte mehr Geld, als Bobby Jackson je verdient hatte – selbst in seiner Glanzzeit als Fußballprofi. Während seiner sporadischen Aufenthalte in London bemühte sich
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