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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Lynn Raye Harris
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natürlich nur vor ihrem inneren Auge – und spürte, wie heiße Röte ihre Wangen überzog.
    Als sie dann auch noch bemerkte, dass sich das Grübchen in seinem kräftigen Kinn vertiefte, sobald er lächelte, war sie vollends verloren. Ihr Herz stolperte, setzte einen Schlag aus, und dann noch einen.
    Stress! sagte sie sich. Das ist einfach nur der Stress der letzten Zeit, deshalb auch die erotische Halluzination.
    „Darf ich vorstellen? Das ist Leo Jackson“, flötete Signora Ricci und merkte nicht, dass Anna sich bei dem Namen versteifte, da sie selbst wie ein schmachtender Teenager am Arm ihres Begleiters hing und ihn schamlos anhimmelte. „Leo ist Allegras Bruder“, erklärte sie unnötigerweise.
    „Wie nett …“, murmelte Anna frostig und wusste nicht, wohin mit ihrer Frustration und der wachsenden Wut. Allegras Bruder! Als ob seine Schwester ihr Leben nicht schon genug auf den Kopf gestellt hatte! Jetzt sah sie sich auch noch einem weiteren Jackson gegenüber, wo sie doch die ganze Familie zum Teufel wünschte! Das mochte nicht unbedingt höflich sein und war auch absolut uncharakteristisch für sie, momentan aber trotzdem genau das, was sie fühlte.
    „Willkommen auf Santina, Mr Jackson. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, ich war gerade auf dem Weg zu … einer Verabredung.“
    Das war eine dreiste Lüge. Annas Wangen färbten sich noch dunkler als zuvor. Aber nicht, weil sie log, sondern weil Leo Jacksons spöttisch erhobene Braue vermuten ließ, dass er sie durchschaute und ihre wahren Gedanken erriet. Jetzt zuckte es auch noch um seinen gut geschnittenen Mund. Anna wurde schrecklich heiß.
    War es nur Verlegenheit oder noch etwas anderes?
    Vielleicht eine entschuldbare und durchaus nachvollziehbare Empörung? Immerhin war seine Schwester der Grund dafür, dass Hunderte von Partygästen sie jedes Mal neugierig und sensationslüstern anstarrten, sobald Alex sich seiner neuen Verlobten zuneigte und ihr etwas ins Ohr raunte.
    „Wie schade … Anna “, sagte Leo Jackson geschmeidig und benutzte ihren Vornamen so selbstverständlich, als hätte er jedes Recht dazu.
    Arroganter Fatzke! Wie demütigend, dass ihr bei der Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, heiße Schauer über den Rücken liefen. Sanft, fast zärtlich mit einem rauen Unterton.
    Als wäre sie nicht die langweilige, verklemmte Anna, sondern die hinreißende, aufregende …
    „Dennoch ist es so“, erwiderte sie steif und biss die Zähne zusammen.
    Lieber Himmel, was ist nur mit mir los? Seit wann bin ich denn so überspannt?
    Wo war die ruhige, souveräne, zurückhaltende Anna geblieben? Sie benahm sich ja fast so albern wie die peinliche Signora Ricci!
    Diese zog gerade einen reizenden Schmollmund, zumindest hielt sie selbst die absurde Grimasse offenbar dafür. „Es wird nicht länger als einen Moment Ihrer Zeit in Anspruch nehmen“, versprach sie. „Ich hatte nämlich gehofft, Sie könnten morgen für Leo eine Sightseeing-Tour auf Amanti arrangieren. Er beabsichtigt dort nämlich ein Luxushotel zu errichten.“
    Anna sah Leo Jackson an. Sein spöttisch amüsiertes Lächeln konnte sie nicht über das gefährliche Glimmen in den dunklen Augen hinwegtäuschen. Und noch viel gefährlicher war, wie ihr verräterischer Körper auf die stumme Herausforderung reagierte. Sie war zwar die offizielle Repräsentantin für Tourismus auf der Nachbarinsel Amanti, was aber nicht hieß, dass sie Mr Jackson als persönliche Reiseleiterin zur Verfügung stehen musste.
    Es wäre ein großer Fehler, diesem Mann näher als unbedingt notwendig zu kommen. Außerdem hatte seine Schwester ihr die Zukunft gestohlen. Auch wenn das nicht sein Fehler war, würde sie ständig daran erinnert werden, wenn sie Zeit mit ihm verbrachte. Nein, sie wollte nichts mit Leo Jackson zu tun haben. Mit niemandem aus seiner Familie.
    „Leider habe ich andere Verpflichtungen, Signora Ricci. Aber ich kann jemanden …“
    „Was könnte wohl wichtiger sein, als Amantis Zukunft und wirtschaftliche Entwicklung?“, unterbrach die Gattin des Außenministers sie. „Und Sie sind nun mal die Beste für diesen Job. Was könnten Sie schon Wichtiges zu tun haben, jetzt, wo Sie keine Hochzeit mehr vorbereiten müssen?“
    Ein Hieb in den Magen hätte sie nicht schmerzhafter treffen können. Und wäre Anna nicht so friedliebend, hätte sie Signora Ricci auf der Stelle erwürgt. Aber Anna Constantinides war dazu erzogen worden, eines Tages die perfekte Königin
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