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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Lynn Raye Harris
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versuchte, ihren Herzschlag zu kontrollieren, während der Flieger zur Startbahn rollte.
    Leo flog selbst. Natürlich hatte sie an einen Piloten gedacht, als er vorgeschlagen hatte, sein Flugzeug zu nehmen. Aber wie Mr Jackson lässig erklärte, hatte er der gesamten Crew für diesen Tag freigegeben, um sich Santina anzuschauen.
    „Brauchen Sie denn keine Hilfe?“
    „Es ist ein kleines Flugzeug, das ich allein steuern kann. Meine 737 habe ich diesmal zu Hause gelassen.“ Er wandte den Kopf und lächelte. „Entspannen Sie sich. Man würde mich nicht fliegen lassen, wenn ich keine Pilotenlizenz hätte.“
    Anna zuckte nur betont sorglos mit den Schultern. Tatsächlich erschien Leo Jackson ihr äußerst professionell, während er vor dem Abflug um die Maschine herumging, im Cockpit die Instrumententafeln kontrollierte und eine vorbereitete Checkliste abhakte. Danach nahm er Kontakt zum Tower auf. Sobald das OK kam, lenkte er den Flieger in Richtung Startbahn und nahm zügig Geschwindigkeit auf.
    In dem Moment, als sie vom Boden abhoben, hätte Anna am liebsten laut herausgelacht. Sie fühlte sich ungeheuer verwegen und wie befreit, während sie zu dem felsigen Plateau blickte, auf dem der Palast von Santina thronte. Mit jeder Sekunde wurde er winziger, und auch die terrakottafarbenen Dächer der Stadt unter ihr rückten immer weiter in die Ferne. Was für eine Erleichterung, all das hinter sich lassen zu können, wenigstens für den Moment.
    Entspannt lehnte sie sich im Sitz zurück und betrachtete verstohlen das harte Profil ihres Piloten. Als er den Kopf wandte und sich ihre Blicke begegneten, errötete sie.
    „Glücklich?“, fragte Leo.
    Wie konnte er das wissen? Sie hatte nichts von dem, was sich in ihr abspielte, preisgegeben, dessen war Anna sich ganz sicher. Eisernes Training und jahrelange Praxis ermöglichten ihr das. Sie war brillant darin, ihre Gefühle zu verstecken.
    Normalerweise!
    „Weder glücklich noch unglücklich“, behauptete sie kühl. „Ich halte nicht viel von Gefühlsüberschwängen.“
    Leo lachte. „Kleine Lügnerin. Aber egal, ich habe eine gute Idee.“
    Anna fühlte sich ertappt und war mehr als beunruhigt darüber, wie leicht er sie offenbar durchschaute. „Was für eine Idee?“, hakte sie nach, froh über die Ablenkung.
    „Warum fliegen wir nicht einfach durch bis Sizilien? Dort könnten wir den Tag verbringen, Pasta essen, uns den Vulkan anschauen …“ Wieder suchte er ihren Blick. „Fantastischen Sex haben. Abends fliegen wir nach Amanti, und morgen unternehmen wir die geplante Besichtigungstour.“
    „Unmöglich!“, keuchte Anna mit brennenden Wangen.
    „Warum? Weil Sie mich nicht mögen? Für das, was ich mit Ihnen im Sinn habe, ist das gar nicht notwendig, Anna.“
    „Ehrlich gesagt, habe ich überhaupt keine Gefühle für Sie, Mr Jackson!“, wies sie ihn zurecht.
    „Tatsächlich? Fällt mir schwer, das zu glauben.“
    „Warum sollte es das?“
    „Vielleicht weil ich ein Jackson bin?“
    Schützend kreuzte Anna die Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster. Unter ihnen glitzerte das türkisfarbene Mittelmeer in der strahlenden Sonne. „Ich kann Sie wohl kaum für das verantwortlich machen, was Ihre Schwester getan hat.“
    „Was immer das gewesen sein mag, Sie hat es nicht allein getan“, erwiderte er nach kaum merklichem Zögern.
    Ihr Herz zuckte schmerzhaft. „Da haben Sie wohl recht. Es gehören immer zwei dazu, sagt man das nicht so?“
    „In der Tat. Und stellen Sie sich nur vor, was wir beide alles in Sizilien miteinander anstellen könnten.“
    „Wir fliegen nach Amanti, auf dem kürzesten Weg!“
    „Ganz sicher? Ich möchte behaupten …“
    „Lieber Himmel, sind Sie penetrant!“, unterbrach sie ihn heftig. „Nein, nein, nein!“
    Dabei hätte sie am liebsten ja gesagt. Nur um wenigstens ein Mal die Frau zu sein, die sie nie sein durfte. Frei von Zwängen, Verpflichtungen, ihrer gesetzten Garderobe – samt der unvermeidlichen Perlenkette –, um einen aufregenden heißen Tag in den Armen eines Mannes zu verbringen. Nackt und völlig sorglos.
    Wie es wohl sein mochte, einem Mann wie Leo Jackson seinen Willen zu lassen?
    Alles, was für Anna sicher und verbrieft gewesen war, hatte sich binnen eines Wimpernschlags in Luft aufgelöst. Mit achtundzwanzig war sie immer noch Jungfrau, weil sie sich für den Kronprinzen von Santina aufgespart hatte. Für Alex, der sie nicht einmal richtig geküsst hatte. Normalerweise hatte er ihre Wangen
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