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Gegen jede Vernunft

Gegen jede Vernunft

Titel: Gegen jede Vernunft
Autoren: Lynn Raye Harris
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Leo redlich um eine neue Basis zwischen seinem Vater und ihm. Wenn ihr Verhältnis auch nicht als herzlich bezeichnet werden konnte, hatten beide Männer doch Frieden mit der Vergangenheit geschlossen und gingen freundschaftlich miteinander um.
    Anna lenkte seine Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart, indem sie sich ihm abrupt zuwandte und bezeichnend auf ihre schmale Platinuhr sah. „Haben wir uns verflogen? Normalerweise müsste doch irgendwo Land zu sehen sein.“
    „Wir sind nicht vom Weg abgekommen, Sweetheart “, beruhigte er sie. „ Noch nicht! Ich dachte nur, es sei nett, ein bisschen länger in der Luft zu bleiben.“
    „Aber warum?“
    Amüsiert betrachtete er ihre beherrschte Miene. Was für eine verschlossene Frau. Es juckte ihn in den Fingern, die unsichtbaren Klämmerchen aus dem schlichten Knoten zu ziehen, um zu sehen, wie lang die seidige dunkle Haarflut war. Und ganz sicher wollte er sie ohne dieses strenge Jackett sehen. Grau! Warum trug sie ausgerechnet Grau? Eine Frau wie Anna Constantinides sollte flammendes, vibrierendes Rot tragen, um ihre unterschwellige Leidenschaft zu betonen.
    Sie war so unglaublich schön und versuchte so angestrengt, diese Tatsache zu verbergen. Wenn er nur wüsste, warum sie das tat. „Sie wollen heute also wirklich unbedingt nach Amanti?“
    Er musste ihr nicht erklären, worauf er anspielte. Natürlich wäre sie auch am liebsten vor der gnadenlosen Presse geflohen, aber das wäre nicht mehr als ein Aufschub und würde ihren Schmerz und ihr Unbehagen nur verlängern. „Ich kann mich nicht für immer verstecken. Wenn ich weglaufe, wird es nur schlimmer, deshalb ist es besser, das Ganze auszusitzen. Irgendwann wird sich niemand mehr für mich interessieren.“
    Leo fluchte lautlos, als er sah, dass sie wieder wie Hilfe suchend ihre Perlenkette umklammerte. Wenn er sie doch nur vor diesen gnadenlosen Pressegeiern beschützen könnte! „Es ist völlig in Ordnung wütend zu sein, Anna“, sagte er rau.
    „Ich habe nie behauptet, nicht verärgert zu sein!“, entfuhr es ihr unbeherrscht, doch schon in der nächsten Sekunde zeigte sie ihm eine höflich ausdruckslose Maske, der nicht die kleinste Gefühlsregung zu entnehmen war.
    Sie war wirklich gut darin.
    „Wissen Sie, was Sie brauchen? Ein bisschen Spaß in Ihrem Leben. Aufregende Erlebnisse, die nur mit Ihnen selbst zu tun haben und nichts mit dem, was andere Menschen von Ihnen erwarten.“
    „Das sagen Sie doch nur, damit ich Ihrem verrückten Plan zustimme. Aber Sie können aufhören mit Ihren Verführungsversuchen, Mr Jackson. Es wird nicht funktionieren.“
    Dass sie der Wahrheit gefährlich nahe kam, frustrierte und ärgerte ihn. Aber vielleicht war er auch nur wütend auf sich selbst und seine mangelnde Finesse. Er wollte diese ungewöhnliche Frau erobern. Sie reizte und verunsicherte ihn. Es schien sie weder zu beeindrucken, wer er war, noch, was er ihr zu bieten hatte. Und das brachte ihn auf etwas anderes.
    „Haben Sie ihn geliebt?“
    „Das geht Sie nichts an!“, wies Anna ihn scharf zurecht. „Wir kennen uns doch so gut wie gar nicht, Mr Jackson.“
    „Und wie soll sich dieser untragbare Zustand ändern können, wenn Sie mir nicht einen Millimeter entgegenkommen, Sweetheart ?“
    „Daran muss sich gar nichts ändern. Ich werde Sie nach Amanti begleiten, damit Sie entscheiden können, ob Sie dort ein Hotel bauen oder nicht. Danach werden sich unsere Wege trennen.“
    Leo betrachtete ihr klares Profil. „Sie mögen es nicht, wenn man Ihre Pläne durchkreuzt, oder? Sie sind ein Listenfan, kein Platz für Spontaneität.“ Er malte imaginäre Striche in die Luft. „Aufstehen, abhaken. Frühstück essen, abhaken …“
    „Was ist verkehrt daran, gut organisiert zu sein, Mr Jackson?“
    „Wenn Sie mich noch einmal Mr Jackson nennen, fliegen wir bis nach Sizilien durch.“
    „Das würden Sie nicht tun.“
    Sein herausforderndes Grinsen brachte ihr Blut zum Sieden. Wenn sie das glaubte, kannte Anna Constantinides ihn nicht sehr gut. Aber wie sollte sie auch?
    Egal, wie erfolgreich er war, es war ihm nie gelungen, die raue Seite seines Wesens ganz zu zähmen, die ihn immer wieder dazu verführte, Grenzen zu überschreiten und bis ans Limit zu gehen. Kein Zweifel, dass es mit dem vergeblichen Bemühen zu tun hatte, sich als mutterloser Zehnjähriger in den chaotischen Jackson-Haushalt einzugliedern. Er hatte getrotzt und rebelliert und war überzeugt, dass sein Vater ihn rauswerfen würde.
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