Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht
Autoren: Andrea Russo
Vom Netzwerk:
ihr ein Doppelzimmer geteilt. Das war zum Schreien komisch. Besonders, als ich erfahren habe, wie genial sie seufzen und stöhnen kann. Ich werde nie vergessen, wie wir am ersten Abend mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage gefahren sind. Maja und ich und drei Jungs aus unserer Gruppe. Plötzlich fing Maja ohne Vorwarnung an zu stöhnen. Das Geprotze unserer männlichen Begleiter über deren angebliche Liebhaberqualitäten war ihr gewaltig auf den Keks gegangen.
    Als Torsten, der aus Mechernich kam, den Spruch in die Runde warf: »Ich bring es eben genau auf den Punkt. Ganz Mechernich ist mit glücklichen Frauen gepflastert«, antwortete Maja mit einem filmreifen »Hm ja, oh, tiefer, ja, ja, jaaaa.«
    Das lässt sich schwer in Worte fassen. Maja kann jedenfalls ohne Vorwarnung den besten Orgasmus vom Stapel lassen. Dabei rauft sie sich die Haare, so dass sie sehr wüst aussieht und tatsächlich glasige Augen bekommt. Harry und Sally hat seine Wirkung jedenfalls nicht verfehlt.
    Wir sind nach dieser Einlage viermal mit dem Fahrstuhl hoch-und runtergefahren. Maja ließ die Jungs erst aussteigen, als Torsten ihr endlich zugestand, dass mindestens die Hälfte dieser glücklichen Frauen aus Mechernich ihm einfach nur was vorgespielt hatten.
    Aber es ging noch weiter. Die Jungs brachten uns bis vor die Zimmertüre und sahen uns dann erwartungsvoll an. Da wagte einer den Vorstoß und glaubte, sich mit seiner Frage taktisch klug zu verhalten: »Wie schmeckt eigentlich Sperma?«
    Während ich noch darüber nachdachte, wie das Zeug schmeckt, ob es irgendetwas gibt, das dem geschmacklich irgendwie nahekommt, und wie ich es erklären kann, seufzte Maja schon laut auf und sagte: »Schätzchen, das kommt darauf an, was du vorher gegessen hast! Aber probier es doch mal selbst. Du sitzt, besser gesagt, du hängst ja sozusagen an der Quelle.«
    Und als ich noch in unserem Zimmer über die betretenen Gesichter der Jungs kicherte, drehte Maja den Duschhahn auf. Kurz darauf tanzte sie splitternackt, nur mit einem Turban auf dem Kopf und einer Flasche Sekt in der Hand, wieder aus dem Bad heraus: »It’s ladies night. Yeah!«
    Mit Maja kann ich wunderbar über Blasen, Poppen und Orgasmen (echte, unechte und die dazwischen) quatschen. Mit ihr kann ich einfach über alles reden. Sie versteht sogar meine kompliziertesten Gedankengänge und abwegigsten Probleme. Nur über Jura reden wir glücklicherweise kaum. Das mache ich eher mit Jürgen.
     
    SMS von Maja:
    Puppe, mir ist was ganz Blödes passiert. Hab bei Victor
    zu Hause angerufen und hatte seine Olle an der Strippe! SMS an Maja:
    Was? Seine Frau? Und was hat sie gesagt?
    SMS von Maja:
Nix, hab einfach aufgelegt. Und jetzt fühl ich mich scheiße. Der ist voll verheiratet!
    SMS an Maja:
    Schneckchen, das ist er doch schon von Anfang an! SMS von Maja:
    Ja, ich weiß, aber da war ich noch nicht verliebt … SMS an Maja:
Verliebt? Süße, das ist gut für die Figur. Apropos verheiratet: J hat mir einen Antrag gemacht. Hab aus Versehen Ja gesagt. Jetzt bin ich besoffen und Nutella ist auch alle.
    SMS von Maja:
Wie? Aus Versehen? Puppe? Neues Nutella ist im Vorratsschrank, haben wir doch da gebunkert.
    SMS an Maja:
Ich Blöde hab die Frage nicht verstanden. Was mach ich jetzt?
    SMS von Maja:
Was willst du denn?
    SMS an Maja:
Keine Ahnung!
    SMS von Maja:
Süße, nix überstürzen, treffen uns heute Abend und hexen es gemeinsam aus. Keinen Blödsinn machen. Geh in die Wanne und entspann dich. Danach knall dich ins Bett und schlaf’ne Runde drüber. Knuddelbussi von deiner Maja, der Identitätskrisenblödkuh.
    Maja hat Recht. Ich darf nichts überstürzen. Ich muss herausfinden, was ich wirklich will. Warum kann ich mich nicht einfach spontan freuen, wie es jede normale Frau tun würde, die gerade einen Heiratsantrag von ihrem Freund bekommen hat?
    Mein Blick fällt auf den riesigen Kalender, der bei uns in der Küche hängt. Darin trägt Jürgen immer alle Termine ein, damit ich auch ja nichts vergesse. Die ganz wichtigen kringelt er zusätzlich mit gelbem Marker ein und dahinter malt er sorgfältig ein dickes Ausrufezeichen. In dreißig Tagen will Jürgen mich heiraten. Am 6. Dezember. Ob es so kurzfristig überhaupt noch Termine beim Standesamt gibt?
    Heute ist der 7. November. Oh je, das ist ja Anfang des Monats! Das heißt, dass ich morgen, übermorgen oder spätestens zu Beginn der neuen Woche meine Tage bekommen werde. Eindeutig, ich leide wieder mal unter dem prämenstruellen Syndrom,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher