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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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kommen. Mit sehr viel Glück würden Sie sich vielleicht Ihrer Fähigkeit zu sprechen erinnern.«
    Bisher war man von der Voraussetzung ausgegangen, daß auf dieser Reise jedes Besatzungsmitglied bis zu zwanzigmal gekühlt und erwärmt würde, die beiden Kapitäne sogar bis zu fünfzigmal …
    Gerrol und die anderen begannen jene Fragen zu stellen und Vorschläge zu machen, die man von intelligenten Laien erwarten durfte, und Deslann wandte seine Aufmerksamkeit von ihnen und den zunehmend gereizter werdenden Antworten ab, die Heiler Hellahar ihnen gab. Vielleicht zeitigte seine erste Wiederbelebung ihre Wirkung, oder vielleicht hatte das Wissen um diese Wirkung eine Autosuggestion zur Folge, jedenfalls schien sein Geist entschlossen, sich mit der Zeit seiner Jugend zu beschäftigen.
    Nicht daß einer von ihnen jetzt alt gewesen wäre. Die Alten und Hinfälligen, die geistig und körperlich Zurückgebliebenen und die schon in mittleren Jahren Stehenden hatte man ausnahmslos auf Unthan zurückgelassen, gemeinsam mit den Jungen, die zum Bleiben bestimmt worden waren, weil die Flotte nicht genug Raum für alle geboten hatte. Wer sich an Bord eines der Schiffe befand, war sorgfältig ausgewählt worden und das galt noch mehr für die Besatzungsmitglieder. Die Mannschaft des Flaggschiffes war das Ergebnis eines körperlichen und psychologischen Ausleseprozesses, der mit ans Lächerliche grenzender Umständlichkeit und Akribie durchgeführt worden war. Bei Deslann hatten die Untersuchungen und Tests begonnen, als er noch nicht im Erwachsenenalter gewesen war. Er hatte darum nur eine kurze Kindheit gehabt, und was ihm davon im Gedächtnis geblieben war, hatte nicht den goldenen Schein glücklicher Erinnerungen.
    Das lag weniger an etwaigen Versäumnissen oder Fehlern seiner Eltern als vielmehr an der allgemeinen Atmosphäre der Angst und der Spannungen, die auf seiner Heimatwelt vorgeherrscht hatte. Im Laufe der letzten dreihundert Jahre war Unthans Sonne beständig heißer geworden. Die beiden großen Ozeane waren geschrumpft, bis es keine Wasserverbindung mehr zwischen ihnen gegeben hatte. Schon lange vorher war das pflanzliche und tierische Leben von der Landoberfläche verschwunden, und in der See war der Lebensraum seines Volkes immer kleiner geworden – eine ständig abnehmende Schicht zwischen der Ozeanoberfläche, die dem Siedepunkt nahe und zu heiß für lebende Wesen war, und den Tiefen, wo der starke Wasserdruck nur spezialisierten Lebensformen ein Fortkommen erlaubte. So hatte Deslann schon in frühen Jahren die Gründe für jene Atmosphäre der Angst verstehen gelernt und begriffen, daß sein Volk in einer immer schmaler werdenden Zone zwischen kochender Hitze und dem unerträglichen Wasserdruck der Tiefsee eingezwängt war. In dieser nahezu ausweglosen Lage hatten sie zu entscheiden versucht, welche der beiden Möglichkeiten sie anwenden sollten, die sich für die Lösung des Problems zu bieten schienen.
    Sie konnten ihre ganze hochentwickelte Technologie und ihre gesamten Hilfsquellen an Metall und Energie darauf verwenden, in die Tiefe vorzustoßen und auf dem Meeresboden große, drucksichere Städte zu errichten. Auf diese Weise konnten sie sich eine Frist von einigen Jahrhunderten erkaufen, bis die Ozeane vollständig verkocht wären. Oder sie konnten alle diese Hilfsmittel für den Versuch mobilisieren, einen kleinen Teil des Volkes auf eine andere und weniger lebensfeindliche Welt zu verpflanzen.
    Für ein Volk, das seit zehn Generationen die Raumfahrt kannte, war die Entscheidung, obschon schwierig, vielleicht doch schon von Anfang an vorgezeichnet gewesen.
    So hatte man auf einer Satellitenstation ein ungeheures Teleskop gebaut, ein Instrument, dessen Spiegel die Fläche einer größeren Stadt übertraf, und nach jahrelangen Beobachtungen eine geeignete Welt gefunden. Fünfzehn Generationen würden während der Reise zu diesem Planeten kommen und gehen, aber er war kühl, und seine Ozeane bedeckten vier Fünftel seiner Oberfläche, und seine Masse war gerade richtig, und es gab keine Hinweise auf eine intelligente Bevölkerung, so daß man nähere aber weniger vollkommene Möglichkeiten nicht mehr in Erwägung gezogen hatte.
    Die Flotte wurde gebaut, und gleichzeitig entwickelte und vervollkommnete man die Überwinterungsanästhesie, die es erlauben sollte, ein Vielfaches der ursprünglich vorgesehenen Anzahl Passagiere an Bord zu nehmen, weil diese vom Beginn bis zum Ende der gewaltigen Reise keine
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