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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
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lehnte sich in den Sessel zurück und lächelte zufrieden. „Nun, Mr. Landry, was halten Sie davon?"
    Cooper, der während Carlsons Vortrag mit keiner Wimper gezuckt hatte, stand aus dem Sessel auf und ging im Wohnzimmer auf und ab, so als würde er den Vorschlag von jedem Blickwinkel aus betrachten. Da ihm ein großer Teil des infrage kommenden Landes gehörte - Carlson hatte seine Hausaufgaben gemacht - und man ihm die Position des Koordinators bei dem Projekt anbot, stand hier eine Menge Geld für ihn in Aussicht.
    Carlson blinzelte seiner Tochter zu, absolut sicher, dass die Kapitulation jeden Augenblick erfolgen würde.
    „Was ich davon halte?" wiederholte Cooper schließlich.
    „Ja, das war meine Frage", sagte Carlson jovial.
    Cooper sah ihm direkt ins Gesicht. „Ich denke, Sie sind nicht ganz bei Trost und Ihre Idee ist absoluter Müll." Er stieß die Worte aus, dass sie tonnenschwer im Raum lasteten. Dann fügte er noch hinzu: „Und das Gleiche gilt auch für Ihre Tochter."
    Er bedachte Rusty mit einem Blick, der sie hätte zu Stein erstarren lassen müssen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die Tür hinter sich zuzuknallen, als er hinausstapfte. Sie hörten, wie der Motor seines Wagens ansprang, dann das Knirschen des Kieses auf der Auffahrt, als er davonschoss.
    Carlson schnaubte abfällig. „Siehst du, ich habe ihn von Anfang an richtig eingeschätzt."
    Mit dem Wissen, dass sie sich nie von der Verletzung erholen würde, die Cooper ihr zugefügt hatte, sagte Rusty: „Du könntest dich nicht mehr irren, Vater."
    „Er ist ein ungehobelter Kerl."
    „Er ist ehrlich."
    „Ein Mann ohne Ambitionen und Manieren."
    „Ohne Affektiertheit."
    „Und anscheinend ohne jegliches Moralgefühl. Er hat deine Einsamkeit schamlos ausgenutzt."
    Sie lachte leise. „Ich kann mich nicht mehr erinnern, wer wen ins Schlafzimmer gezerrt hat, aber ganz sicher hat er mich nicht dazu gezwungen, mit ihm ins Bett zu gehen."
    „Also habt ihr etwas miteinander?"
    „Jetzt nicht mehr", sagte sie mit Tränen in den Augen.
    Cooper glaubte, auch sie hätte ihn betrogen, so wie die andere Frau, Melody. Er dachte, sie hätte sich zum Instrument ihres Vaters gemacht, hätte Schlafzimmertaktiken benutzt, um Profit zu machen. Er würde ihr nie vergeben, weil er ihr nicht glaubte, dass sie ihn liebte.
    „Du hast also die ganze Zeit mit ihm geschlafen? Hinter meinem Rücken?"
    Sie wollte anführen, dass sie im reifen Alter von siebenundzwanzig ihrem Vater keine Rechenschaft über ihr Liebesleben schuldig war. Aber was würde es nützen? Und es würde auch nichts ändern. Ihre Energie hatte sie verlassen. Alles war aus ihr entwichen, Kraft, Rückgrat, der Wille zu leben.
    „Als wir in Kanada waren, ja. Wir haben miteinander geschlafen. Als er an jenem Tag mein Krankenhauszimmer verließ, ist er nach Hause gefahren. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen, bis heute."
    „Dann hat er wohl doch mehr Verstand, als ich ihm zugetraut habe. Ihm ist klar, dass du nicht zu ihm passt. Wie die meisten Frauen siehst auch du die ganze Situation durch die rosarote Brille. Du lässt dich von deinen Gefühlen leiten anstatt von deinem Verstand. Ich hatte geglaubt, du wärest erhaben über solch weibliche Schwächen."
    „Nun, Vater, das bin ich nicht. Zufälligerweise bin ich eine Frau, und ich habe all die Schwächen und Stärken einer Frau."
    Er stand auf und kam auf sie zu, um sie versöhnlich zu umarmen. Da sie auf ihre Krücken gestützt stand, bemerkte er nicht, wie sie sich in seinen Armen versteifte. „Dieser Mr. Landry hat dich nur wieder aufgeregt. Er ist wirklich ein unflätiger Mistkerl, dir so etwas an den Kopf zu werfen. Glaub mir, Rusty, ohne ihn bist du besser dran." Dann fuhr er brüsk fort: „Wie auch immer. Von seinem mangelnden Charme werden wir uns nicht stören lassen, wenn wir Geschäfte mit ihm machen. Ich gedenke mit unseren Plänen fortzufahren, auch gegen seine Einwände."
    „Vater, ich bitte dich ..."
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. „Lass uns heute nicht mehr darüber reden. Morgen fühlst du dich schon wieder besser. Du bist einfach nur zu aufgewühlt. Die Operation direkt nach der Rettung anzusetzen war wahrscheinlich doch keine so gute Idee. Da ist es nur verständlich, dass du nicht du selbst bist. Irgendwann wirst du wieder zur Vernunft kommen und die alte Rusty sein. Ich habe volles Vertrauen, dass du mich nicht enttäuschen wirst."
    Er küsste sie auf die Stirn.
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