Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
mit der High School fertig war. Mutter starb während meines ersten Jahrs in Vietnam. Brustkrebs. Sie war einfach zu stur, um den Knoten in ihrer Brust untersuchen zu lassen, bevor es zu spät war."
    Rusty strich mit dem Daumen über sein Kinn. Sie war erfüllt von Trauer und Mitleid für das einsame, ungeliebte Kind, das er gewesen war. So viel Trostlosigkeit, so viel Kummer. Im Vergleich zu ihm hatte sie es einfach gehabt.
    „Meine Mutter starb auch."
    „Und dann hast du deinen Bruder verloren."
    „Ja, Jeff."
    „Erzähl mir von ihm."
    „Jeff war großartig", sagte sie mit einem liebevollen Lächeln. „Jeder mochte ihn. Er war so freundlich, so offen - die Art Mensch, für den niemand ein Fremder ist. Jeder hat sich zu ihm hingezogen gefühlt, er hatte außergewöhnliche Führungsqualitäten. Er konnte die Leute zum Lachen bringen. Er konnte einfach alles."
    „Daran wirst du ja auch oft genug erinnert."
    Ihr Kopf ruckte hoch. „Was soll das denn heißen?"
    Cooper schien zu überlegen, ob eine Ausweitung dieses Themas angebracht war, und entschied sich dafür. „Hält dir dein Vater nicht ständig deinen Bruder als ein Beispiel vor Augen, dem du zu folgen hast?"
    „Jeff hatte eine vielversprechende Zukunft im Immobiliengeschäft. Mein Vater wünscht sich das auch für mich, ja."
    „Aber ist es wirklich deine Zukunft, die er dabei im Auge hat, oder Jeffs?"
    Sie machte sich aus seinen Armen los und schwang die Beine aus dem Bett. „Ich weiß nicht, was du meinst."
    Cooper griff in ihr Haar, damit sie nicht aufstehen konnte, hinter ihr kam er auf seinen Knien zu sitzen. „O doch, das weißt du genau, Rusty. Alles, was du mir über Jeff und deinen Vater erzählt hast, lässt mich vermuten, dass du Jeffs Platz übernehmen sollst."
    „Mein Vater wünscht sich nur, dass ich Erfolg habe."
    „Was er als Erfolg ansieht. Du bist eine schöne, intelligente Frau. Eine liebende Tochter. Du hast eine Karriere, und du bist erfolgreich. Reicht ihm das immer noch nicht?"
    „Nein! Ich meine, ja, natürlich. Er will doch nur, dass ich mein volles Potenzial ausschöpfe."
    „Oder Jeffs." Sie wollte von ihm weg, aber er hielt sie von hinten bei den Schultern fest. „Wie der Jagdtrip an den Great Bear Lake."
    „Ich sagte dir doch schon, das war meine Idee, nicht Vaters."
    „Aber warum hast du es für nötig befunden, dorthin zu gehen? Warum musst du die Tradition, die er mit Jeff pflegte, aufrechterhalten? Du bist doch nur dorthin gegangen, weil du hofftest, es würde deinem Vater gefallen."
    „Und was ist daran verkehrt?"
    „Nichts. Wenn es eine Geste der Selbstaufopferung und der Liebe war. Aber ich glaube vielmehr, du wolltest deinem Vater beweisen, dass du genauso gut bist wie Jeff."
    „Na, das habe ich ja wohl gründlich vermasselt."
    „Das ist doch genau mein Punkt", rief er lautstark. „Du magst weder das Jagen noch das Angeln. Na und? Weshalb solltest du dich deswegen als Versager betrachten?"
    Sie schaffte es, sich von ihm loszureißen. Sobald sie stand, wirbelte sie zu ihm herum. „Das verstehst du nicht, Cooper."
    „Stimmt. Ich verstehe nicht, warum du so, wie du bist, nicht ausreichst für deinen Vater. Warum musst du dich ständig beweisen? Er hat seinen Sohn verloren, das ist tragisch, ja. Aber er hat immer noch eine Tochter. Und er versucht, sie in etwas hineinzuzwängen, das sie nicht ist. Ihr seid beide von Jeff besessen. Über welche Qualitäten auch immer er verfügte, er konnte ganz bestimmt nicht auf dem Wasser laufen."
    Anklagend richtete Rusty einen Finger auf ihn. „Du bist ja genau der Richtige, um über anderer Leute Obsessionen zu reden. Dir verschafft es doch geradezu perverse Befriedigung, dich in deiner Verzweiflung zu sonnen."
    „Das ist doch Blödsinn."
    „Genau. Denn es ist viel einfacher, dich auf deinem Berg zu verstecken, anstatt dich mit anderen Menschen abzugeben. Denn dann müsstest du dich vielleicht öffnen, diese anderen Menschen könnten ja sehen, wie du in deinem Innern bist. Und das macht dir grässliche Angst, nicht wahr? Weil man dich vielleicht erkennen könnte. Irgendjemandem könnte auffallen, dass du nicht der harte, kalte, gefühllose Mistkerl bist, der du vorgibst zu sein. Irgendjemand könnte erkennen, dass du fähig bist, Liebe zu geben und zu empfangen."
    „Schätzchen, die Idee mit der Liebe habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben."
    „Und was war das gerade hier?" Sie zeigte auf das zerwühlte Bett.
    „Sex." Er ließ das Wort so schmutzig wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher