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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Landeplattformen kam, durch private Korridore schritt und schließlich die Kontemplationskammer betrat. Niemand sah ihn kommen.
    Der Dobro-Designierte lächelte zurückhaltend, als er vor seinem Bruder erschien. »Ich habe mich hier oft mit unserem Vater getroffen. Er hat mir gezeigt, wie man diesen Ort ungesehen erreicht.«
    Jora’h runzelte die Stirn und musterte seinen wie immer kühlen und rätselhaften Bruder. Selbst während der Hyrillka-Rebellion war er nicht sicher gewesen, ob Udru’h Vertrauen verdiente. »Warum legst du bei diesem Treffen mit dem Weisen Imperator Wert auf Heimlichkeit?«
    Der Dobro-Designierte winkte, und zwei seiner Wächter kamen mit einem Gefangenen aus dem verborgenen Zugang. Jora’h beugte sich überrascht vor. »Thor’h!«
    Der frühere Erstdesignierte war an Händen und Füßen gefesselt, und ein Knebel machte ihn stumm. Seine Augen zeigten weder Zorn noch Trotz. Sie waren matt und das Gesicht leer. »Was hast du mit ihm angestellt, Udru’h?«
    Der Designierte lächelte. »Da ihm Schiing so sehr gefällt, haben wir ihm genug davon gegeben, um ihn gefügig zu machen. Er steht so sehr unter der Wirkung der Droge, dass er völlig passiv ist und keinen Widerstand leistet.«
    »Ich fühle ihn nirgends im Thism«, sagte Jora’h. »Als wäre er tot. Mein ältester adlig geborener Sohn… der Erstdesignierte.«
    »Der frühere Erstdesignierte«, sagte Udru’h. »Es wäre besser gewesen, wenn er beim Kampf um Hyrillka den Tod gefunden hätte.« Er trat näher an den Chrysalissessel heran, und sein Gesicht zeigte kein Mitgefühl. »Lass dich nicht täuschen, Herr. Thor’h wusste die ganze Zeit über, was er tat, Schritt für Schritt. Der Wahnsinn des Designierten Rusa’h kann auf seine Kopfverletzungen zurückgeführt werden, aber Thor’h hat dich ganz bewusst verraten. Für sein Verhalten gibt es weder Rechtfertigung noch Buße. Seine Existenz wird immer ein Schandfleck deiner Regierungszeit bleiben.«
    Jora’h schüttelte den Kopf. »Ich werde meinen eigenen Sohn nicht töten, ganz gleich, was er getan hat.«
    Der Dobro-Designierte schürzte die Lippen und lächelte erneut, offener diesmal. »Genau das habe ich von dir erwartet, mein Bruder. Du bist immer zu weich gewesen.«
    Jora’h versuchte, Udru’hs Gedanken zu lesen, aber der Designierte schien in seinem Kopf viele Geheimnisse zu hüten und tarnte seine Überlegungen mit mentalen Schatten. So etwas erlebte Jora’h zum ersten Mal. »Wir beide werden die Zukunft des Ildiranischen Reiches nie aus dem gleichen Blickwinkel sehen, Udru’h.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber du bist der Weise Imperator.« Udru’h zuckte mit den Schultern. »Erlaube mir, eine andere Möglichkeit vorzuschlagen. Ich bringe Thor’h nach Dobro und verstecke ihn dort. Es dürfte recht einfach sein, unsere Darstellung der Geschehnisse auf Hyrillka abzuändern. Seinen Rang hat der Erstdesignierte bereits verloren; jetzt wird er ins Exil geschickt. Wir können ihn unter Drogen halten, wenn das nötig ist. Für den Rest des Ildiranischen Reiches wird er tot sein.«
    Der Weise Imperator musterte den Dobro-Designierten ernst. Beim Zugang wahrten die beiden Wächter ihr Schweigen und hielten Thor’h fest.
    »Nein«, sagte Jora’h. »Wenn die Wirkung des Schiing nachlässt, macht sich die Verbindung im Thism bemerkbar. Andere im Reich werden davon erfahren. Der Versuch, das Geheimnis zu wahren, könnte mehr Schaden anrichten als die Wahrheit.«
    »Nicht wenn das Geheimnis gut gehütet wird, Herr. Es ist möglich, glaub mir. Ich habe schon einmal etwas verborgen, und zwar so gut, dass niemand – nicht einmal du – davon erfuhr.«
    »Du hältst etwas vor mir zurück.«
    »Ja, Herr. Das stimmt.«
    Jora’h richtete einen durchdringenden Blick auf Udru’h, der ihn so erwiderte, als fände ein Willenskraftduell statt.
    Einige Sekunden vergingen, und dann gab Udru’h nach. Er schien mit dem zufrieden zu sein, was er in den Augen des Weisen Imperators gesehen hatte. »Die grüne Priesterin Nira Khali lebt noch. Ich habe sie auf Dobro isoliert – sie lebt allein auf einer Insel. Zweifellos ist sie dort zufriedener als im Zuchtlager.«
    Jora’h schnappte nach Luft und beugte sich vor. »Nira lebt?« Freude erfasste ihn, gefolgt von Wellen des Zorns. Er wusste nicht, ob er voll glücklicher Aufregung jauchzen oder Udru’hs sofortige Hinrichtung anordnen sollte. »Und das sagst du mir erst jetzt!«
    Der Designierte blieb ruhig. »Inzwischen hat sie ihren Zweck
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