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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen
Autoren: Kevin J. Anderson
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für mich erfüllt. Ich habe an deiner Fähigkeit gezweifelt, das ildiranische Volk zu führen, Jora’h. Ich habe um das Reich gefürchtet. Aber jetzt bin ich davon überzeugt, dass du deinen Aufgaben gerecht werden kannst, auch wenn ich deine Empfindungen für die grüne Priesterin nicht verstehe.« Er neigte den Kopf. »Ich werde sie zu dir bringen.«
    Während sein Blick auf dem Dobro-Designierten verharrte, war Jora’hs Vorfreude darauf, Nira wiederzusehen, ihrem langen Leid ein Ende zu setzen und sie um Vergebung zu bitten, größer als das Verlangen nach Rache. »Selbst wenn Nira sicher hierher zurückkehrt…«, sagte er mit klangloser Stimme. »Es gibt viel, wofür du büßen musst. Nach all dem Schmerz und Hader in unserem Reich erscheint mir diese Nachricht so hell wie der Stern, den wir am ildiranischen Himmel verloren haben.« Er zögerte. »Aber es erstaunt mich, dass du dies ohne eine Gegenleistung preisgibst. Ich habe dich immer für unkooperativ, streng und unnötig verbittert gehalten.«
    Der Dobro-Designierte ließ sich nicht so einfach beschämen. »Das glaubst du vielleicht, Herr, aber ich habe mit jedem Atemzug sowohl dem Weisen Imperator als auch dem Ildiranischen Reich gedient. Ich habe die Befehle unseres Vaters befolgt und mich auch an deine Anweisungen gehalten, ob sie mir gefielen oder nicht. Für alle von mir getroffenen Entscheidungen übernehme ich die volle Verantwortung.« Udru’h senkte den Blick und wich auf respektvolle Distanz zurück. »Ich bin nie dein Feind gewesen.«

130 ANTON COLICOS
    Antons Fluchtschiff wurde nach Mijistra gebracht, und dort erfuhren staunende Ildiraner vom Massaker auf Maratha. Die Kriegerin namens Yazra’h wies darauf hin, dass der Weise Imperator den Klikiss-Robotern schon seit einer ganzen Weile misstraute. Jetzt wurden seine schlimmsten Befürchtungen wahr.
    Selbst im Sonnenschein und von Ildiranern im Prismapalast umgeben, blieb Erinnerer Vao’sh in sich selbst zurückgezogen und reagierte auf keine äußeren Reize. Er war nicht imstande, ins Thism-Netz zurückzukehren, obwohl es ihn umgab.
    Anton gab seinen Freund nicht auf.
    Der menschliche Historiker wurde als Gast empfangen, bekam zu essen und die notwendige Pflege. Nach einem Tag der Erholung bot Yazra’h an, ihm Mijistra zu zeigen, doch er brauchte keine Fremdenführerin. »Ich möchte zu Vao’sh«, sagte er.
    Entschlossen geleitete ihn die schöne Kriegerin durch gewölbte, in buntes Licht getauchte Korridore. Die Isix-Katzen begleiteten sie, und Anton erinnerte sich voller Unbehagen an die Schattenlöwen auf der dunklen Seite von Maratha. Doch seine einzige echte Sorge galt Vao’sh.
    In der medizinischen Abteilung des Prismapalastes lag der alte Erinnerer auf einem Bett, inmitten von Wärme und Licht. Seine Augen waren geöffnet, starrten aber ins Nichts und blinzelten gelegentlich. Die einst so ausdrucksvollen Hautlappen in seinem Gesicht blieben grau. Sein Geist hatte sich eingekapselt, blieb unerreichbar.
    Als Anton still blieb, wandte sich Yazra’h für ihn an die Angehörigen des Mediziner-Geschlechts. »Hat sich sein Zustand verändert?« Als die Ärzte nervös zu den Isix-Katzen sahen, fügte sie scharf hinzu: »Beantworten Sie meine Frage!«
    »Sein Ich ist verloren und irrt für immer am blinden Rand der Lichtquelle. Wir können nur hoffen, dass er dort glücklich ist.«
    »Wir haben uns so sehr bemüht, und er hat so viel ertragen«, sagte Anton. »Gegen Ungeheuer und Roboter haben wir gekämpft, und wir sind entkommen. Tagelang flogen wir einsam durchs All.« Er seufzte schwer. »Ich kann nicht glauben, dass er jetzt einfach aufgibt.«
    Yazra’h sah ihn respektvoll an. Mit ihrem langen Haar, das eine dichte Mähne bildete, sah sie aus wie eine Gestalt aus den Legenden über berühmte Kriegerinnen: eine Amazone, Boudicca, Olga oder Wonder Woman. Die Vergleiche hätten der Tochter des Weisen Imperators sicher gefallen, vermutete. Anton.
    Stundenlang saß er am Bett des Erinnerers, mit einem der Datenschirme, die er von der Erde mitgebracht hatte. »Ich werde Ihnen vorlesen, Vao’sh. Selbst wenn Sie mich nicht hören können: Ich leiste Ihnen mit weiteren Geschichten Gesellschaft. Versuchen Sie, meiner Stimme zu folgen und hierher zurückzukehren.«
    Anton öffnete Literaturdateien, räusperte sich und holte tief Luft. »Homers Epen kommen der Saga der Sieben Sonnen am nächsten. Ich beginne mit der Ilias.« Er räusperte sich erneut. »›Singe den Zorn, o Göttin, des
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