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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen
Autoren: Marjorie M. Liu
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ist alles da«, meinte er etwas beklommen. »Ich habe auch eine Quittung, wenn du es zählen willst.«
    »Ich glaube dir.« Ich gab ihm einen sehr sanften Stups gegen die Schulter. »Entspann dich mal, Junge.«
    Byron zuckte mit den Schultern und sah zu Grant und Jack hinüber.
    »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du uns heute hilfst.«
    Er scharrte mit den Füßen. Schüchtern, gequält, nachdenklich. »Du hast mir geholfen.«
    »Du bist meinetwegen verletzt worden.«
    »Du hast mir geholfen.« Byron sah mir in die Augen, senkte dann rasch den Blick und schluckte. »Ich … ich habe Dinge gesehen, die ich nicht verstehe. Aber du hast mir nicht wehgetan. Du nicht.«
    Jetzt wurde ich verlegen.
    »Der alte Mann kannte Brian?«, erkundigte sich Byron dann.
    »Jacks Geschäftspartnerin war mit ihm verheiratet.«
    Der Junge nickte und kaute auf der Unterlippe. »Er kommt mir bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher.«
    Ich wusste auch nicht viel mehr. Jack hatte nichts erklärt.
    Ich trat zur Seite und warf einen Blick in das Zimmer, wo sich Grant und Jack über einen wachsenden Stapel von Büchern beugten, und leise miteinander diskutierten.
    »Willst du mit Jack reden?«, fragte ich Byron.
    »Nein.« Er wich zurück. »Ich glaube, ich gehe lieber runter und seh mir die Gemälde an.«
    Er flüchtete. Ich ließ ihn wortlos gehen, als ich seine Hast bemerkte, seine hochgezogenen Schultern. Etwas in ihm trieb ihn an, ein Instinkt, der mich davon abhielt, dem Jungen zu sagen,
wer Jack für mich war. So stolz ich auch darauf war, es fühlte sich an, als sollte es ein Geheimnis bleiben. Ein noch größeres als die Jungs, als meine Aufgabe, als das Gefängnis, das diese Welt umgab. Jack Meddle: ein schwer wiegendes, tödliches Rätsel.
    Ich brachte den Männern die Schachtel mit den Donuts und steckte das Wechselgeld unterwegs in die Hosentasche. Unter meiner Jacke fühlte ich die Umrisse der Messer. Es war die Jacke meiner Mutter. Oturu hatte sie zurückgelassen, auf dem Dach des Lofts, zusammen mit den Waffen. Kleine Dinge.
    Aber nicht den Samenring. Ich hatte ihn in seiner Obhut gelassen, solange Ahsen lebte, aber jetzt, nach ihrem Tod, wollte ich ihn wiederhaben. Ich brauchte ihn, einfach nur um ihn zu halten. Meine Mutter lebte in diesem Samenring. Ihr Geist. Ihre Gedanken. Ihre Erinnerungen an meine Großmutter.
    Aber Sucher und Oturu waren verschwunden. Ich hatte sie seit jener Nacht nicht mehr gesehen.
    »Byron«, meinte Grant, während er ich einen Donut nahm. »Ist er wieder weggegangen?«
    »Er ist unten.« Ich sah Jack lange an. »Schon bereit zu erklären, wer er ist, und in welcher Beziehung er zu dir steht?«
    Der alte Mann presste die Kiefer zusammen, sah Grant an und winkte barsch mit der Hand. »In die Küche mit dir, Junge. Ich will nicht, dass du meine Bücher mit deinen klebrigen Fingern schmutzig machst.«
    Grants Blick zuckte zu Jacks Aura hinüber. Ich erwartete fast, dass er etwas sagte, und es hätte ja eine Menge zu sagen gegeben, angefangen von Byron bis zu Mary. Doch dann straffte er die Schultern, beugte sich zu mir und küsste mich auf den Mund. Er schmeckte nach Zuckerguss. Ich erwiderte den Kuss, verlängerte ihn. Grant seufzte an meinem Mund und wich dann zurück. Seine ernste Miene wurde von der Wärme in seinen
Augen Lügen gestraft. Er stopfte sich die restliche Hälfte des Donuts in den Mund, warf Jack einen harten Blick zu und nahm die rosa Schachtel mit, während er in die Küche humpelte. Sein Gehstock klickte laut.
    Ich sah ihm nach. Als er verschwunden war, sagte ich sehr ruhig: »Jack, warum hatte Ahsen Angst vor Grant?«
    »Warum hast du Angst vor ihm?«, antwortete der alte Mann bedächtig.
    Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Hab ich nicht.«
    »Aber du bist wachsam. Du denkst an gewisse Möglichkeiten.«
    Ich holte tief Luft und zählte bis drei. »Sie hat ihn mit einem bestimmten Namen bezeichnet.«
    »Namen sind bedeutungslos«, antworte Jack brüsk, und hielt mir ein Buch hin. »Hier. Ich glaube, du hast das neulich bewundert.«
    Ich wollte weiter mit ihm streiten, aber dann warf ich einen Blick auf das Buch. Es war der Text über die Wilde Jagd. Ich hätte fast gelacht, als ich den Titel las. Es fühlte sich wie ein Lebensalter an, seit ich das Buch zum letzten Mal gesehen hatte, als wäre ich damals eine andere Maxine Kiss gewesen.
    Ich rollte meine Hemdsärmel hoch und warf einen kurzen Blick auf die Tätowierung von Zees Hinterteil, bevor ich mich auf einen
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