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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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Ort gestohlen, vielleicht sogar aus eben dieser Kammer.«
    »Du wirst aus dieser Kammer jedenfalls nichts stehlen«, stellte Darnamur fest. Er senkte die Rechte mit dem Messer und streckte Chaspard die Linke entgegen. »Du hast da was, das ... einer Freundin von mir gehört.«
    »Oh«, sagte Chaspard. Er legte seinen Rucksack ab. Es war Daugrulas Taschentier, und der Wichtel hatte die Schnallen an den ursprünglichen Beinen der Echse so eingestellt, dass sie passende Tragriemen für ihn abgaben. »Schade«, fuhr er fort. »Ich nehme an, ihr habt einen Anspruch darauf. Aber es war praktisch. Man konnte hineintun und hineintun, und es wurde nicht voll. Auch wenn die Tasche für einen Wichtel etwas groß ausfällt, hätte ich sie gern bei meinem nächsten Raubzug dabeigehabt.«
    Er zog das eigene, kleinere Ränzel aus Balgirs Innerem und gab das Taschentier an Darnamur weiter. Der nahm es entgegen und sagte grinsend: »Das kann ich mir vorstellen.« Er warf sich die Tasche am Schwanzgurt über die Schulter. Dann legte Darnamur die Linke ans Kinn, spielte mit dem Dolch in seiner Rechten und meinte. »Hm. Du weißt nicht zufällig, wo dein Herr sein magisches Herz verwahrt?«
    Chaspard lachte. »Oh nein! Gulbert weiß es besser, als einem Wichtel zu verraten, wo er seinen größten Schatz versteckt hat. Sonst würde er bald für mich arbeiten.«
    Darnamur fiel in das Lachen ein, dann verstummte er und meinte: »Weißt du, Wichtel, eigentlich bist du nicht so übel. Ein kalter Hund. Was muss man tun, um so zu werden?«
    »Dreißig Jahre als Dieb für einen Zauberer arbeiten?«, sagte Chaspard. »Die heißen Sachen für ihn besorgen, an die er sich selbst nicht rantraut?«
    »Ach, verdammt«, sagte Darnamur. »Warum tust du das? Warum tut ihr Wichtel das? Ihr gehört nicht zu denen, ihr gehört zu uns!«
    Schlagartig verschwand die Heiterkeit aus Chaspards Gesicht. Er senkte den Blick, und eine Falte grub sich tief in seine Stirn. »Unsere Heimat liegt inmitten des Elfenwalds«, sagte er. »Da lag sie schon immer, und da liegt sie noch. Und da wollen wir auch bleiben. Die Geschichte der Goblins, der Gnome und der Nachtalben lädt uns nicht eben dazu ein, auf eure Seite zu wechseln.«
    »Naja, du und Wito, ihr seid vom selben Schlag«, stellte Darnamur fest. »Ich seh schon. Immer an alles und jeden zugleich denken ... Kein Wunder, dass ihr euch versteht. Aber ich wünsch dir Glück.«
    Er nahm das Messer in die andere Hand und hielt Chaspard die Rechte hin.
    Der Wichtel schaute Darnamur an und griff zögernd danach.
    Doch Darnamur riss seine Hand hoch und tippte Chaspard vor die Brust, so dass der Wichtel erschrocken zurücksprang. »Ha!«, sagte Darnamur grinsend. »Und ich weiß es besser, als einem Wichtel die Hand zu schütteln! Also leb wohl. Und komm nicht auf die Idee, bei uns zu klauen!«
 
    Wito trat an die Quelle des Blutes und fasste Gulberts Seidentuch an einem Zipfel. Er beugte sich über den Quell und streckte die Arme vor, doch dann trat er wieder zurück.
    Das Blut der Erde barg die Lebensessenz der Grauen Lande. Es pulsierte überall unter dem Boden, und wenn das Kästchen nicht mehr davon zehrte, würde es oben das Grün sprießen lassen und die Ödlande in einen fruchtbaren Garten verwandeln. So war es früher gewesen, wie die alten Legenden zu berichten wussten, und es hieß auch, Leuchmadan wäre derjenige gewesen, der den Finstervölkern diesen Segen gebracht hatte.
    Aber auch wenn das Blut der Erde ein Segen war, so sollte es den sterblichen Geschöpfen nicht so offen vor Augen liegen. Es war unnatürlich, hier mitten im Herz der Erde zu stehen und dieses Blut fließen zu sehen. Wito wusste nicht, was die Flüssigkeit anrichten konnte, wenn ein Geschöpf damit in Berührung kam.
    Das Blut der Erde war zu mächtig für einen Gnom.
    Wito hatte Angst, dass die Flüssigkeit hochspritzen und ihn benetzen könnte. Also suchte er Schutz hinter einem der beiden seitlichen Grate. Dann streckte er vorsichtig eine Hand aus und ließ den Stein aus dem Tuch in das Becken gleiten.
    Er lugte über den Felsen und sah zu, wie der unscheinbare poröse Brocken in die dunkelrote zähe Flüssigkeit fiel. Das Blut der Erde spritzte in Fäden auf, die aber sogleich zurückgezogen wurden, so dass kein Tropfen das Becken verließ.
    Wito hatte erwartet, dass das Herz unterging. Doch nein! Der Brocken schwamm an der Oberfläche! Er trieb in unsichtbaren Strudeln, drehte sich, und ganz langsam kroch die Flüssigkeit in jede
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