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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts
Autoren: Alexander Lohmann
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zu ihm um. »Nein«, sagte er. »Ich werde den Stein in die Quelle werfen.«
    »Aber ...« Darnamur sah verwirrt aus. Er war eben immer noch ein Gnom, so schlimm er auch aussehen mochte. Ein Gnom, der den Kampf mit dem Unkwitt in der Höhle irgendwie überstanden hatte. Ein Gnom, der übel zugerichtet war, aber lebendig. Wito war froh darüber.
    »Unser Auftrag!«, brachte Darnamur hervor.
    »Das ist unser Auftrag«, erwiderte Wito. »Zumindest war das der Auftrag, den Daugrula von Geliuna erhalten hat, wenn ich es richtig verstanden habe.«
    Darnamur stand da wie benommen. Er ließ die Hand mit dem Knochenmesser sinken. »Aber ... Leuchmadan stirbt, wenn sein Herz in die Quelle kommt. Das habe ich verstanden. Wir haben einen anderen Auftrag erhalten!«
    »Es gab viele Aufträge«, sagte Wito ruhig. »Werzaz' Aufgabe war es, Leuchmadans Herz und das Kästchen zu retten. Baskon hatte denselben Auftrag, und zugleich hat er durch seine Überheblichkeit beides in Gefahr gebracht. Daugrula sollte das Herz und Leuchmadan beseitigen und Geliuna das Kästchen bringen, aber in Wahrheit wollte sie es für sich selbst gewinnen. Gibrax ... wollte wahrscheinlich einfach nur Spaß. Verstehst du, Darnamur: Jeder hatte bei dieser Mission sein eigenes Anliegen. Und was für ein Anliegen haben wir? Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir Gnome uns darüber Gedanken machen, anstatt nur die Aufträge zu erfüllen, die andere uns geben.«
    Darnamur und Wito starrten einander an.
    »Du machst dir viel zu viele Gedanken, Wito«, stellte Darnamur fest.
    Wito antwortete nicht.
    »Du hinterfragst alles und machst einfache Dinge kompliziert«, fuhr Darnamur fort. »Und jetzt willst du sogar Leuchmadan, den Herrn aller Finstervölker, den Gott der Grauen Lande vernichten? Einfach so, indem du einen Stein in eine Quelle wirfst?«
    »Das jedenfalls ist -mein Anliegen, denke ich«, erwiderte Wito entschlossen.
    Darnamur grinste. Schmutz bröckelte von seinem Gesicht. Mit dem Knochendolch beschrieb er eine einladende Geste. »He!«, sagte er. »Das kann ich verstehen!«
    Wito musterte ihn verwirrt.
    »Ich habe einen großen Unkwitt erschlagen, und einen mächtigen Zauberer«, fügte Darnamur hinzu. »Du wirst dich anstrengen müssen, um weiter an der Spitze zu bleiben. Ein Finsterer Herrscher klingt verdammt gut! Ich würd's selber tun, wenn ich vorher daran gedacht hätte. Also red nicht so geschwollen daher, sondern gib einfach zu, dass du auch einmal etwas Großes umbringen willst, damit dein Leutnant dich nicht immerzu übertrifft ... Hauptmann!«
    »Weißt du, Darnamur«, sagte Wito und lächelte. »Ich habe ja keine Ahnung, was mit dir passiert ist. Aber du bist noch immer derselbe Idiot wie früher.«
    Er machte kehrt und ging zur Quelle des Blutes. »Und lass den Wichtel gehen«, rief er über die Schulter zurück. »Ich denke, wir haben keinen Streit mehr miteinander.«
 
    Darnamur wischte sich die Füße und seinen Dolch an Gulberts Gewand ab. Doch es half wenig. Alles an Darnamur war voll von Blut und zerquetschtem Fleisch von den schleimigen Überresten des Unkwitt, die an seinen Sachen klebten und in seine Sachen eingedrungen und getrocknet waren. Er würde das alles wegwerfen müssen.
    Nein, erinnerte er sich. Skernas Dolch! Den würde er nicht wegwerfen. Geringschätzig trat er gegen Baskons Helm, ein toter Brocken Gold, der scheppernd über den Höhlenboden rollte.
    »Ich könnte dich auch töten!«, verkündete er und baute sich vor Chaspard auf.
    »Das mag sein«, erwiderte der Wichtel.
    Darnamur kniff ein Auge zusammen und betrachtete sein Gegenüber. »Aber natürlich wäre es unter meiner Würde«, befand er dann. »Ich bin inzwischen Größeres gewöhnt.«
    »Dann solltest du dich jetzt zur Ruhe setzen«, erwiderte Chaspard. »Aus der langen Geschichte meiner Familie weiß ich, wie wichtig es ist, seine Laufbahn auf dem Höhepunkt zu beenden - bevor es nur noch bergab gehen kann.«
    »Nun«, sagte Darnamur. »Ich fürchte, den Zeitpunkt hast du verpasst. Du weißt, dass du nicht mehr wegkommen wirst? Ich meine, selbst wenn Wito dich gehen lässt?«
    Chaspard lüpfte überrascht eine Augenbraue. »Wie kommst du darauf?«
    »Immerhin befindest du dich hier in Leuchmadans Hort. Inmitten der Grauen Lande. Und ich glaube nicht, dass dieser Ort noch lange so verlassen bleiben wird, wie er jetzt ist.«
    Chaspard machte eine wegwerfende Geste. »Ich komme schon raus«, sagte er. »Mein Vorfahr hat sogar Leuchmadans Herz von diesem
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