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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung
Autoren: Andrea Pickens
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Sofias Mundwinkeln blitzte ein Lächeln auf. »Du musst einfach deinem Herzen folgen. Auch in Zukunft. Es wird dich nicht in die Irre führen.«
    »Du bist immer die Klügste von uns dreien gewesen. Und die Beständigste.«
    »Oh, auch ich kenne dieses Auf und Ab. Aber irgendjemand musste doch den Ärger von dir und Siena fernhalten.«
    »Ihr seid meine besten Freundinnen.«
    Shannon und Sofia hüllten sich eine Weile in freundschaftliches Schweigen, schauten zu, wie die Abendsonne den Himmel in sanfte Schattierungen von Rosa und Violett tauchte. Schließlich trat Shannon von der Reling zurück. »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest. Ich ... ich sollte jetzt besser nach den Kindern und der Witwe schauen. Ob sie es sich unten gemütlich eingerichtet haben.«
    Aber kaum hatte sie die enge Passage betreten, bemerkte sie, dass sie die Schritte unwillkürlich nach Steuerbord lenkte. Niemand antwortete auf ihr Klopfen an die Kabinentür.
    Sie drückte mit der Schulter an das Holz und öffnete. Das Licht der Lampe im Inneren flackerte schwach; in den wabernden Schatten konnte sie nicht mehr erkennen als zwei Stiefel, die aus der schmalen Koje lugten.
    »Alexandr?«
    »Geh fort.«
    Shannon trat trotzdem ein und hockte sich auf die Kante der Koje. »Wie in früheren Zeiten. Du schnauzt mich an und bist wütend auf mich.«
    »Wenn dir der Sinn nach lebhafterer Gesellschaft steht, dann mach dich auf die Suche nach diesem italienischen Teufel. Ich bin überzeugt, dass es ihm eine helle Freude sein wird, dich bei Laune zu halten.«
    »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig auf Marco?« Wie ein Echo des Herzschlags in ihrer Brust dröhnten die Wellen rhythmisch an die Bordwand. Unter der dünnen Wolldecke hatte ihre Hand seine gefunden. »Das musst du nicht.«
    Langsam richtete er sich auf. Im rauchigen Dämmerlicht wirkte sein Gesicht sehr verletzlich, die Wangen eingefallen, die Augen leer.
    »Es tut mir leid, dass die See dich so elend macht.« Shannon strich mit den Fingern an seinem Handgelenk hinauf. Unter ihrer Berührung hatten seine Muskeln sich angespannt; sanft begann sie, ihn zu streicheln, den Arm hinauf und hinunter.
    Orlov stöhnte wortlos.
    »Immerhin gibt es keine Kugel herauszuoperieren, kein zerfetztes Fleisch, das genäht werden muss.« Shannon war mit ihrer Fingerspitzen-Massage an seiner Schulter angelangt. Die Verschlüsse seines Hemdes waren geöffnet, das Leinen zur Seite geschlagen, sodass die Kurve seines Nackens zu erkennen war, die Wölbung seines Schlüsselbeins. Sie zeichnete die Spur seiner Narbe nach, spürte, wie die Sehnen und Muskeln bis in ihre Fingerspitzen pulsierten.
    »Diesmal hat es mich am Herzen erwischt.« Er lachte sarkastisch, klang beinahe so, wie er früher immer geklungen hatte. »Vielleicht ist es von einem Pfeil getroffen worden.« Orlov drückte ihre Handfläche fest auf seine Brust. »Glaubst du, dass es ein übles Ende nehmen könnte, wenn man es einfach verfaulen lässt?«
    »Ah, endlich blitzt wieder der Orlov durch, an den ich mich gewöhnt hatte.« Shannon lächelte, war ein wenig unsicher. »Was auch immer dich so krank gemacht hat, es sieht aus, als seist du längst auf dem Wege der Besserung.«
    Die üblichen Schiffsgeräusche - knarrende Planken, dröhnender Wellenschlag - hingen schwer in der Luft, ohne Unterbrechung durch Orlovs Worte.
    »Ich werde deinen Humor vermissen«, fuhr Shannon fort.
    Orlov zog sich so weit aus ihrer Berührung zurück, wie die schmale Koje es nur erlaubte. Der Abstand war nur eine Frage von Zentimetern, aber es fühlte sich an, als hätte sich ein ganzes Meer zwischen ihnen ausgebreitet. »Viel mehr wohl nicht«, brummte er.
    Obwohl seine Miene im Dämmerlicht kaum erkennbar war, schnitt der spöttisch selbstironische Tonfall mit bestechender Klarheit durch die feuchtkalte Luft. Tief im Herzen schmerzte es sie, ihn so leiden zu sehen; und doch war in diesem Schmerz ein Fünkchen Hoffnung verborgen. Tat es ihm etwa weh, sie ziehen zu lassen?
    Sanft stieß er einen Fluch auf Russisch aus. Dann schwiegen sie wieder.
    Sie oder er ... Einer von ihnen musste es wagen, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken, bevor sie unüberbrückbar wurde. Shannon spürte, wie ihr Herz vor Angst flatterte. Wo war nur der Wagemut, den sie früher gekannt hatte? Sie atmete tief durch, stieß die Luft dann abrupt aus.
    »Ich werde das Leuchten in deinen Augen vermissen. Und die winzige Narbe in deinen Mundwinkeln, die dein Lächeln so verwegen aussehen
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