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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung
Autoren: Andrea Pickens
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Fahrt ausgelegt. Die Segel waren nichts anderes als Flügel aus Leinentuch, die ihn noch schneller forttragen würden - fort von Shannon.
    »Wenn ich Yussapov das nächste Mal gegenübertrete, werde ich dafür sorgen, dass ihm sein Grinsen in den Mundwinkeln gefriert.« Er betrachtete es als besondere Grausamkeit des Schicksals, dass er Shannon während der Überfahrt mit anderen teilen musste. Bot sich ihnen überhaupt eine Gelegenheit, sich privat zurückzuziehen, angesichts der Überfüllung auf dem engen Schiff? Es hieß nicht mehr als Salz in die offene Wunde zu streuen, dass er in den letzten Stunden des Zusammenseins mit ihr auch noch mit Seekrankheit rechnen musste.
    Anders als er litten die anderen nicht unter schlechter Laune. Die Kinder rannten zum Kutter, konnten es kaum erwarten, endlich an Bord eines echten Kriegsschiffes zu sein. Noch nicht einmal die Witwe schien böse, schottischen Boden verlassen zu dürfen.
    »Schauen Sie nur, Mr. Oliver!« Außer sich vor Freude hatte Prescott unter dem Hauptdeck eine Reihe hellgelber Geschützpforten entdeckt. »Eine echte Breitseite. Ist das nicht eine Wucht?«
    »Ja, wirklich eine Wucht.« Seine Stimme klang reichlich hohl.
    »Versuch doch bitte, nicht so auszusehen, als hättest du gerade einen Haufen Seegras geschluckt«, murmelte Shannon, während sie an Bord der Fregatte kletterten.
    »Ein ganzer Teller dieses schleimigen Zeugs wäre nicht so schlimm wie eine Reise über den Ozean.«
    »Komm schon! Es sind doch nur ein oder zwei Tage.«
    Der winzige Rest Entschlossenheit, der ihm noch geblieben war, verebbte mit dem nächsten Wechsel der Gezeiten. Shannon hingegen schien aufgeregt zu sein, dass sie auf dem Rückweg nach Hause waren.
    Sein Herz fühlte sich seltsam verkrampft an. Genau wie seine Zunge. Ohne ein Wort drehte er sich um und verschwand unter Deck.
 
    Shannon lehnte sich an die Reling und schaute zu, wie das Ufer hinter den windgepeitschten Wellen versank. Das Deck begann, unter ihren Füßen zu schwanken; das Auf und Ab der Planken spiegelte ihre unberechenbaren Empfindungen.
    Sie verspürte eine gewisse Hochstimmung, dass sie über einen schwierigen und gefährlichen Feind triumphiert hatte. Und doch verbarg sich tief in diesem Sieg auch eine dunklere Seite. Es war, als wäre ihr Geist niedergedrückt, ohne dass sie den Zustand recht in Worte fassen konnte. Sie war aufgebrochen, sich um die McAllisters zu kümmern. Und um Orlov. Höchstwahrscheinlich würde sie diesen Menschen nie wieder begegnen.
    »Du siehst tieftraurig aus.« Sofia stellte sich neben sie. »Warum?«
    »Ich ...« Shannons Finger strichen über die Silberkette unter ihrer Bluse, als sie den Umhang ein wenig fester zog. »Das hier sollte ich dir zurückgeben«, meinte sie und löste den Verschluss der Kette. »Ich brauche keinen Talisman mehr. Meine Mission ist abgeschlossen.«
    Sofia machte keine Anstalten, den zarten Falken entgegenzunehmen. »Du kannst ihn behalten.«
    »Aber ...«
    »Scheint zu dir zu passen. Außerdem habe ich an seiner Stelle etwas anderes gefunden.« Sofia öffnete den Kragen ihres Kleides und zeigte ein Oval aus poliertem Gold.
    »Du hast beschlossen, das Medaillon aus deinen Kindertagen zu tragen?«, fragte Shannon. Sofia war die einzige der drei Freundinnen, die noch ein solches Verbindungsstück in die Vergangenheit besaß.
    »Es ist als Talisman ebenso gut wie alles andere auch, nehme ich an.« Sofia zuckte die Schultern. »Ich besitze es schon so lange, und das kleine Porträt im Inneren fühlt sich an wie ein Freund, obwohl ich keine Ahnung habe, wen es zeigt. Aber vielleicht wird die Lady, wer auch immer sie sein mag, mir eines Tages als Schutzengel dienen.« Sofia knöpfte ihren Umhang wieder zu. »Pass also gut auf, dass man dir die Flügel nicht stutzt.«
    »Danke, Fifi.« Das Silberamulett war kühl und tröstend, als Shannon es wieder um den Hals legte; bisher war ihr entgangen, wie sehr es ein Teil von ihr geworden war. Ohne den Schmuck hätte sie sich sogar ein wenig verloren gefühlt. Shannon drehte das Gesicht fort von der salzigen Gischt und wischte sich die Wangen ab.
    »Das hast du gut gemacht.« Sofia lächelte. »Aber das war mir ohnehin klar.«
    »Wirklich?« Shannon seufzte. »Obwohl ich ständig in Schwierigkeiten gerate mit all den Regeln und Vorschriften?«
    »Du hast die Academy gehörig durcheinandergewirbelt, das soll nicht vergessen werden. Aber tief im Herzen hast du immer gewusst, was richtig und was falsch ist.« In
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