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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung
Autoren: Andrea Pickens
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...«
    »Orlov.« Die fließenden Falten und wilden Farben der exotischen Tracht ließen die feinen Gesichtszüge halbwegs verschwinden. Dennoch sah er, wie ihr samtiger Mund sich zu einer Linie verhärtete. »Der Kerl, der Sienas Mission beinahe zerstört hätte. Und dir dann beinahe den Arm brach. Darüber hinaus hat Mrs. Merlin uns über seine jüngsten Taten aufgeklärt.«
    »Das ist meine Zimmergenossin Sofia«, murmelte Shannon und fügte mit lauterer Stimme hinzu: »Wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen, Fifi. Aus Mr. Orlov ist ein Verbündeter geworden.«
    Sofia zog die Stirn kraus. »Napoleons russischer Feldzug hat uns die seltsamsten Bettgenossen beschert.«
    Shannon errötete leicht, musste aber wegen des zweiten Reiters, der in einem gemütlichen Trab zu ihnen kam, keine Antwort mehr geben.
    »Ciao, bella!« Der Mann warf Shannon eine Kusshand zu, verneigte sich dann spöttisch vor Orlov. »Ciao, Allessandro.«
    Shannon blinzelte überrascht. »Ihr beide kennt euch?«
    »Oh, st, st«, erwiderte Sofias Begleiter, genau wie sie in bunte Tücher gewickelt, während der lederne Patronengurt vor Messingverzierungen nur so strotzte. »Allesandro und ich sind alte Freunde. Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt, in einem Haus voller ... hübscher Ladys. Die hübschesten in ganz Milano, eh, amico?«
    Orlov brauchte einen Moment, bis er Giovanni Marco Musto wiedererkannt hatte, ein Filou, gegen den er wie ein unschuldiger Chorknabe wirkte. Orlov kniff die Augen zusammen. Kein Wunder, dass er einen zweiten Blick gebraucht hatte - nur selten hatte er Il Serpente, die Schlange, ganz und gar bekleidet gesehen.
    »Ich meine mich zu erinnern, dass es Zwillingsschwestern waren, die in jener Nacht einen Narren an dir gefressen hatten«, fuhr der Italiener fort. »Sizilianerinnen, schwarz wie die Sünde, mit süßen, reifen melones.« Marco erläuterte seine Worte mit Gesten, Übersetzung überflüssig. »Die beiden waren nur zu glücklich, ihre Früchte mit dir teilen zu dürfen ...«
    Orlov brachte ihn mit einem Husten zum Schweigen. »Vielleicht haben wir Glück, und du hast ein wenig Brot und Wasser mitgebracht? Wir sind lange durch die Heide gefahren, ein staubiger und trockener Weg.«
    Sofia stupste Marco an. Ein paar Glöckchen klingelten leise. »Der Proviant ist in unseren Satteltaschen verstaut. Schaut nach, aber schnell. Ich erzähle euch inzwischen, warum wir hergekommen sind.« Sie lächelte ironisch. »Wir sind in offiziellem Auftrag unterwegs, falls es daran Zweifel gab.«
    »Selbstverständlich nicht. Nur ich bin heißblütig genug, die Regeln zu brechen.« Shannon zwang sich zu einem kurzen Gelächter, obwohl ihr Blick unsicher wirkte. »Nun, Lord Lynsley hatte also Bedenken, dass ich in der Lage bin, den Job zu erledigen?«
    Sofia wurde ernst. »Mrs. Merlin hat mir versichert, dass niemand deine Fähigkeiten bezweifelt, Nonnie. Es geht vielmehr darum, dass der Marquis keinerlei Risiko eingehen will, England und die Allianz noch länger bedroht zu sehen. D'Etienne muss um jeden Preis aus dem Weg geräumt werden.«
    »Das ist bereits geschehen.«
    »Dafür hat Shannon gesorgt«, ergänzte Orlov. »Sorgen Sie dafür, dass sie die Belohnung bekommt, die sie verdient hat.«
    Shannon schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben es mit vereinten Kräften getan.«
    Orlov wollte das Wort ergreifen, aber Shannon wechselte rasch das Thema. »Ich nehme an, dass Lord Lynsley für den Notfall geplant hatte, die Familie aus Schottland hinauszubringen. Der Mann überlässt nichts dem Zufall.«
    »Genau.« Sofia richtete sich im Sattel auf. »Sollte der Notfall eintreten, hatten Marco und ich den Auftrag, die McAllisters in das Fischerdorf Tain zu eskortieren. Die Fregatte, die uns hierher gebracht hat, ist dort vor Anker gegangen und wartet darauf, sie nach Middlesbrough zu bringen. Dort liegt unser Nordsee-Geschwader.« Sofia zog fragend die Brauen hoch. »Aber wie ich sehe, hast du die Lage vollkommen im Griff ...«
    »Es gibt keinen Feind mehr, der uns bedrohen kann. Aber vom Herrenhaus sind nicht mehr als ein paar rauchende Trümmer übrig geblieben«, gestand Shannon ein. »Es scheint also nur vernünftig, Lord Lynsleys Vorschlag zu folgen.«
    Orlov erhob keine Einwände. Shannon hatte recht. Warum also fühlte er sich so elend? Nein, es war nicht nur die Aussicht auf die raue See, bei der sich ihm der Magen umdrehte.
    Das Pochen in der Kutsche erinnerte ihn daran, dass er wichtigere Dinge zu bedenken
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