Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder

Titel: Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
Autoren: Lisa Marie Rice
Vom Netzwerk:
schien sie das zu spüren.
    Sie stand ganz still da, die Nasenflügel leicht gebläht, in dem instinktiven Bemühen, so viel Sauerstoff wie nur möglich aufzunehmen für den Fall, dass sie flüchten musste. Es war ihr nicht bewusst, dass sie das tat, aber ihm schon.
    Er war ein Experte für menschliche Beute und dafür, wie sie auf Gefahr reagierte.
    Zuerst musste er ihr die Angst nehmen.
    Er stand vollkommen ruhig da und musterte sie sorgfältig. Eher würde er sich selbst die Kehle herausreißen, als ihr auf irgendeine Art und Weise wehzutun, aber das konnte sie nicht wissen. Sie wusste nur, dass sie ganz allein mit einem riesigen, möglicherweise gewalttätigen Mann war.
    »Guten Abend.« Er sprach leise und bemühte sich um einen neutralen Tonfall. Ruhig. Seine Körpersprache drückte aus, dass er keinerlei Bedrohung darstellte. Nichts regte sich an ihm, bis auf seine Lungen, die ein- und ausatmeten. Er lächelte nicht und runzelte auch nicht die Stirn.
    Das war die einzige Möglichkeit, die er kannte, um sie zu beruhigen. Worte wären dazu nicht imstande. Ruhe schon. Wenn er ein Verrückter wäre, würde er nicht so ruhig bleiben. Ein unruhiger Geist zeigt sich in einem unruhigen Körper.
    Es funktionierte. Sie entspannte sich ein wenig, nickte, lächelte.
    Er konnte ihr Lächeln nicht erwidern. Eine Sekunde lang konnte er nicht einmal atmen.
    Oh Gott, sie ist so verdammt schön! Irgendwie war sie sogar noch schöner als in seiner Erinnerung. Wie war das möglich?
    Schlank und doch kurvenreich. Nicht allzu groß, doch mit langen Gliedmaßen ausgestattet. Ihr Haar hatte die satteste Farbe, die er je gesehen hatte: eine wilde Mischung aus Rot- und Goldtönen, die von Strähnen in der Farbe hellen Champagners durchzogen war. Es war eine so lebhafte Färbung, dass sein Blick ihr automatisch überallhin folgen musste. Jack konnte sich nicht vorstellen, eine andere Frau anzusehen, solange sich Caroline im selben Zimmer befand.
    Sie trat einen Schritt zurück.
    Er starrte sie an. Schlimmer noch, er machte ihr Angst.
    »Grauenhaftes Wetter«, knurrte er. Seine Stimme war tief, ungewöhnlich tief sogar, doch er bemühte sich um einen leisen, ausgeglichenen Tonfall.
    Es kostete ihn größte Mühe – ja, es gehörte zu den schwierigsten Dingen, die er in seinem schwierigen Leben je getan hatte –, aber es gelang ihm, den Blick von ihr abzuwenden. Sosehr sein Blick auch von ihr angezogen wurde, durfte er sie doch nicht weiter anstarren, wenn er nicht wollte, dass sie die Nerven verlor.
    Also blickte er sich um und betrachtete, was sie geschaffen hatte.
    Es war ein hübscher Buchladen – die Decke war hoch und mit Holzbalken versehen, auf dem Parkettboden lagen hier und da verstreut Teppiche, die ziemlich teuer aussahen, dazu Regale aus Kiefernholz und Tische, auf denen Bestseller präsentiert waren. Die Harfenmusik war einem A-cappella-Chor von Frauenstimmen gewichen, die Madrigale sangen. Neben ihrem Geruch – Seife, Shampoo und ein Hauch von Rosen, der ihn bis in seine Nächte verfolgt hatte – konnte er den Duft von Potpourri, Kerzenwachs und Harz riechen, den der kleine Weihnachtsbaum verströmte, der in einem großen roten Keramiktopf in der Ecke stand und mit Miniaturbüchern geschmückt war.
    Der ganze Laden wirkte warm und einladend, ein Genuss für alle Sinne.
    Jack verfügte über ein ausgezeichnetes peripheres Sehen und sah sich so lange weiter um, bis sie sich merklich entspannte. Dann wandte er sich wieder ihr zu. »Ein wirklich netter Buchladen. Kompliment!«
    Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln. »Danke. Für gewöhnlich ist es hier auch nicht ganz so einsam. Eigentlich hatte ich mit einem letzten Ansturm für Heiligabend gerechnet, von all den Faulpelzen, die ihre Geschenke immer noch nicht zusammen haben, aber bei dem Wetter bleiben wohl alle lieber zu Hause.«
    Jack bemühte sich sehr, nicht die Stirn zu runzeln und ihr einen missbilligenden Blick zuzuwerfen. Was war bloß los mit ihr? Du liebe Güte, das war das Letzte, was sie tun sollte, wenn sie mit einem Mann allein war – auch noch darauf hinzuweisen, wie allein sie waren.
    Aber so war sie immer schon gewesen. Viel zu vertrauensselig.
    Damals im Obdachlosenheim hatte sich der alte McMurty – vollgepumpt mit Gott weiß was für Mistzeug, das er auf der Straße ergattert hatte – an sie herangemacht, nur weil sie ihn angelächelt hatte.
    Jack wusste, wie McMurty drauf war, wenn er high war. Der dreckige Scheißkerl hätte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher