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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
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nur küssen – hier, hinter deinem Ohr. Dann würdest du mich alles machen lassen. Ist es nicht so, Kate?«
    Er zog ihr eine Nadel aus dem Haar, und eine dicke Locke löste sich. Kate erschauerte. Die Erinnerung ließ sie erstarren. Mit einem Mal fühlte sie sich wieder, als wäre sie fünfzehn Jahre alt und noch nicht ganz Frau. Sie zitterte vor den Möglichkeiten, vor Erstaunen, vor Begierde. Zum ersten Mal seit zehn Jahren spürte sie wieder, was es hieß, voller Erwartung zu sein, und ihre Selbstbeherrschung geriet ins Wanken.
    »Oder würdest du mir einen kleinen Anreiz bieten, dich nicht zu durchsuchen?«, murmelte er ihr ins Ohr. »Ich bin mir sicher, dass das nicht schwer wäre. Nach allem, was ich gehört habe, ist es deine Lieblingsbeschäftigung.«
    Und dann machte Harry einen Fehler. Er vollzog diesen letzten Schritt, als hätte er jedes Recht dazu und als würde sie nicht daran denken, sich zu verteidigen.
    Er legte eine Hand an ihren Hals. Zwar drückte er nicht zu, aber er beherrschte sie. Und das war zu viel. Sie fühlte die vertraute Panik in sich aufsteigen. Es gab kein Entkommen.
    Sie tat das Einzige, was ihr noch übrig blieb. Mit voller Wucht rammte sie ihr Knie zwischen seine Beine.

Kapitel 2
    Harry eilte drei Treppenabsätze hinunter, ehe er dem fürchterlichen Schmerz nachgab. Er nahm sich einen Moment, um sicherzustellen, dass er allein war. Dann lehnte er sich gegen die Wand, beugte sich mit geschlossenen Augen vor, stützte die Hände auf die Knie und stieß ein langes, tiefes Stöhnen aus.
    Er hätte sich nicht von seiner Wut überwältigen lassen dürfen. Er hatte nicht das Recht gehabt, Kate so zu bedrängen. Wenn er ausgeruhter gewesen wäre, hätte er den Fehler nicht gemacht, sondern Frank angewiesen, sich um sie zu kümmern, und er hätte Distanz zu ihr gehalten. Das hatte er die ganze Zeit vorgehabt. Es hätte ihn vor dem erneuten Schmerz in seinem Inneren bewahrt und auch vor den körperlichen Schmerzen.
    Er hätte der ganzen Sache niemals zustimmen dürfen, bei seinem ursprünglichen Plan bleiben und nach der Hochzeit abreisen sollen. Als er zwischen den wiehernden Pferden und den stöhnenden Männern auf dem verwüsteten Schlachtfeld in Belgien gelegen hatte, hatte er sich geschworen, dass er mit solchem Weltgeschehen abgeschlossen hatte. Keine Grenadiere mehr, keine Armee oder kleine Missionen, die er im Laufe der letzten zehn Jahre übernommen hatte. Die Zukunft würde nichts für ihn bereithalten als die klaren, starken Linien der Architektur, den friedvollen Staub der Geschichte und die unabänderlichen Gesetze der Mathematik.
    Und trotzdem war er hier. Und es war alles Kates Schuld.
    Dennoch schuldete er ihr eine Entschuldigung für das, was gerade passiert war. Noch nie hatte er eine Frau so schlecht behandelt. Er hatte sie eigentlich nur ein bisschen bedrängen, einschüchtern und sie dazu bringen wollen, sich zu verraten. Stattdessen hatte sich in dem Moment, als er ihr so nahe gekommen war, seine hart erkämpfte Disziplin in Luft aufgelöst. Allein ihr Duft hätte ihn beinahe überwältigt.
    Es war ihr Parfum – ein seltsam widersprüchlicher Duft von Jasmin und Vanille – und der saubere, frische Geruch ihres Haares. Sein Körper erinnerte sich daran, als hätte er sie erst vor einer Woche in den Armen gehalten, als hätte es den Verrat und die Lügen, die Jahre der Trennung nie gegeben. Für seinen Körper spielte der Verrat keine Rolle. Er wollte sie genauso sehr wie immer. Er wollte sie auf dem Rücken liegend, die Beine einladend gespreizt, den Blick voller Verlangen nach ihm. Die Tochter eines Dukes, die sich dem gewöhnlichen Mr. Harry Lidge anbot.
    Allerdings war er nicht mehr der gewöhnliche Harry Lidge. Er war Major Sir Harry Lidge, für seine bemerkenswerte Tapferkeit ausgezeichnet, Freund von Wellington, Rothschild und Nash. Der Sohn eines Gutsherrn, der es gewagt hatte, sich in die Tochter eines Dukes zu verlieben, hatte es weit gebracht. Doch sie war noch immer die Tochter eines Dukes. Und er hatte sein Interesse an Töchtern von Dukes vor zehn Jahren eigentlich verloren.
    Aber es schien, dass er sich getäuscht hatte. Obwohl er nach dem Tritt zwischen die Beine Schmerzen hatte, spürte er Lust, wenn er daran dachte, Kate wieder in den Armen zu halten. Auch wenn er ernüchtert war und wütend auf sie, konnte er die Erinnerungen an sie nicht aus seinem Kopf verbannen: die Erinnerung an den Widerhall ihres überraschten Aufkeuchens, als er sie berührt
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