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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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so hinzieht. Natürlich hat Emanuel im Moment fünf Patienten am Morgen, aber das ist eine sehr schlechte Vereinbarung, und er hat vor – also, er hatte vor –, einen Patienten von zehn Uhr morgens auf den Nachmittag zu verlegen, sobald er, der Patient, seinen Zeitplan entsprechend ändern kann. Jetzt ist die Elf-Uhr-Patientin weg, wahrscheinlich werden alle anderen folgen.«
    »Die Elf-Uhr-Patientin war Janet Harrison?«
    »Kate, glaubst du, daß sie eine Vergangenheit gehabt hat? Sie muß doch eine Vergangenheit gehabt haben, nicht wahr, wenn jemand ihr gefolgt ist und sie in Emanuels Praxis umgebracht hat? Ich sage immer wieder, daß jeder in der Analyse höchstwahrscheinlich seine Vergangenheit erwähnt, und warum, zum Teufel, erzählt Emanuel der Polizei nichts über sie, ja, natürlich, es muß wie das Beichtgeheimnis gewahrt werden, aber jetzt ist das Mädchen schließlich tot und Emanuel in Gefahr…«
    »Nicki, Liebes, sie muß keine Vergangenheit gehabt haben. Eine Gegenwart tut es auch, oder sogar eine Zukunft, die jemand verhindern wollte. Ich hoffe nur, daß, wer immer es getan hat, auch tatsächlich sie ermorden wollte. Ich meine, wenn die Polizei nun nach einem Lustmörder suchen müßte, den es beim Anblick eines Mädchens auf einer Couch überkommen hat; der zufällig hereinkam und nicht einmal wußte, wer sie war – also, das wäre wirklich eine absurde Vorstellung. Zurück zu gestern morgen. Emanuel hatte Patienten um acht, neun, zehn, elf und zwölf?«
    »Er erwartete diese Patienten. Wie sich herausstellte, hatten die Patienten für elf und zwölf Uhr abgesagt, oder Emanuel glaubte, sie hätten abgesagt, dabei sind sie natürlich gekommen, und darum habe ich ja auch zufällig die Leiche gefunden, weil der Zwölf-Uhr-Patient…«
    »Nicki, bitte der Reihe nach. Wichtig ist, daß du nichts ausläßt, egal wie normal und unwichtig es erscheint. Wie viele Patienten hat Emanuel übrigens insgesamt? Ich meine, wie viele hatte er bis gestern morgen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Emanuel spricht nie über seine Arbeit. Ich weiß, daß er nie mehr als acht pro Tag hat, aber natürlich können sich nicht alle leisten, täglich zu kommen, also hat er im ganzen wahrscheinlich zehn oder zwölf. Ich weiß es nicht, du mußt Emanuel danach fragen.«
    »In Ordnung, wir sind jetzt bei neun Uhr vormittags am gestrigen Tag, als du aus deinem unterbrochenen Schlaf aufwachtest.«
    »Neun Uhr fünfzehn, genaugenommen. Dann stürzen die Kinder und ich in die Küche, wo ich mein erstes Frühstück einnehme und die beiden ihr zweites. Da trödeln wir dann ziemlich vor uns hin, und ich mache gewöhnlich meine Einkaufs- und Besorgungslisten, rufe den Metzger an und manchmal meine Mutter und so weiter. Du weißt ja, wie so ein Vormittag verläuft.«
    »Wann kommt Pandora?«
    »Ach ja, Pandora ist dann schon da. Tut mir leid, ich vergesse immer etwas. Pandora kommt um neun. Normalerweise ist sie in der Küche, wenn ich mit den Jungen hereinkomme. Wenn die mir dann das meiste von meinem Frühstück wegprobiert haben, sie das Geschirr abgeräumt hat und so weiter, zieht Pandora die beiden an, und sie gehen nach draußen, es sei denn, es regnet. Es gibt da so eine Gruppe, mit der sich Pandora im Park trifft. Ich habe keine Ahnung, was das für Kinder sind, wie alt, welches Geschlecht und welche Nationalität, aber den Jungen scheint es zu gefallen, und Pandora ist natürlich ein guter Geist, den man unter Denkmalschutz stellen müßte, vor allem jetzt hat sie sich ja…«
    »Es ist jetzt ungefähr zehn Uhr morgens, und die Kinder haben gerade mit Pandora das Haus verlassen.«
    »Kurz nach zehn, genaugenommen. Das ist jedenfalls die Regel. Dann fange ich an, mich anzuziehen und so weiter, weil ich spätestens um zwanzig vor elf aus dem Haus muß, um pünktlich zu meiner Analyse zu kommen, aber meistens gehe ich ein bißchen früher, um noch ein oder zwei Besorgungen auf dem Weg zu machen.« Auch Nicki machte eine Analyse, aber warum genau, hatte Kate nie feststellen können. Es hatte irgend etwas mit dem Verständnis für ihren Ehemann und mit der Anteilnahme an seinem Beruf zu tun, aber offenbar hatte Nicki auch großes Bedürfnis, eine Reihe bestimmter Probleme aufzuarbeiten; das wichtigste war wohl das, das Nicki als ihre »Angstattacken« bezeichnete. Kate hatte nie genau herausbekommen, was eine Angstattacke war, obwohl sie begriffen hatte, daß es etwas Schreckliches und sein Hauptcharakteristikum die Tatsache war,
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