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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis
Autoren: Amanda Cross
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»Hallo!« Es war Pandora, das Mädchen der Bauers. Wie amüsant war ihr der Name einmal vorgekommen! »Pandora, hier ist Miss Fansler, Kate Fansler. Bitte, sagen Sie Mrs. Bauer, daß ich sie sprechen muß.«
    »Einen Augenblick, Miss Fansler, ich sehe nach.« Der Hörer wurde hingelegt. Kate konnte einen von den Jungen der Bauers hören. Dann war Nicola am Apparat.
    »Kate. Ich nehme an, du hast davon gehört.«
    »Ein Kriminalbeamter ist hier gewesen. Ich bin in meinem Büro. Tüchtig, kurz angebunden und oberflächlich, fürchte ich. Nicki, erlauben sie euch, dort zu bleiben?«
    »Oh, ja. Eine Menge Leute sind bei uns überall herummarschiert, aber sie sagen, wir können bleiben. Mutter sagte, wir sollten zu ihr nach Hause kommen, aber sobald die Polizei sich wieder verzogen hatte, schien es uns irgendwie besser, hier zu bleiben. Als ob wir, wenn wir weggingen, vielleicht niemals wiederkämen, als ob Emanuel niemals wiederkommen würde. Sogar die Jungen haben wir bei uns behalten. Ich nehme an, das hört sich verrückt an.«
    »Nein, Nicki. Ich verstehe das. Ihr bleibt. Kann ich euch besuchen? Erzählt ihr mir, was passiert ist? Erlauben sie mir, daß ich komme?«
    »Sie haben nur einen Polizisten draußen vor der Tür gelassen, um die Neugierigen fernzuhalten. Es waren schon Reporter da. Wir würden dich gern sehen, Kate.«
    »Du klingst erschöpft, aber ich komme auf alle Fälle.«
    »Ich möchte dich gern sehen. Ich weiß nicht, was Emanuel meint. Kate, sie glauben anscheinend, wir hätten es getan, in Emanuels Praxis Kate, kennst du niemanden von der Staatsanwaltschaft? Vielleicht könntest du…«
    »Nicki, ich bin gleich bei dir. Ich tue alles, was ich kann. Ich fahre gleich los.«
    Draußen vor ihrem Büro warteten noch immer ein paar Studenten. Kate eilte an ihnen vorbei die Treppen hinunter. Auf dieser Bank hatte auch – wie viele Monate war das her? – Janet Harrison gewartet. Professor Fansier, könnten Sie mir einen guten Psychiater empfehlen?

2
     
    E s gibt keinen wirklichen Grund, warum Psychiater sich auf die allerfeinste Wohngegend der Stadt beschränken sollten. Den Broadway, zum Beispiel, kann man per U-Bahn erreichen, während die Fifth, die Madison, die Park Avenue und die anliegenden Straßen nur mit dem Taxi, dem Bus oder zu Fuß zu erreichen sind. Doch kein Psychiater würde im Traum daran denken, in die westlicheren Stadtbezirke umzuziehen, abgesehen von ein paar ganz tapferen Burschen an der Central Park West, denen die Nachbarschaft zur Fifth Avenue noch genügend Eleganz verspricht, auch wenn der ganze Park dazwischen liegt. Ob sich das als eine Gleichung herausgebildet hat? East Side = Lebensart, Psychiatrie = Lebensart, also Psychiatrie = East Side? Ob sich, da West Side und Erfolgreich-Sein nicht gleichzeitig denkbar sind (aus was für Gründen auch immer), die Psychiater in den sechziger, siebziger, vielleicht noch den frühen achtziger Straßen zwischen den Avenues niederlassen und ihre Patienten sie dort auch suchen? In gewissen Kreisen heißt die Gegend jedenfalls schon Psychiater-Viertel.
    Die Bauers wohnten in einer Erdgeschoßwohnung in einer der sechziger Straßen, gleich um die Ecke der Fifth Avenue. Das Haus selber gehörte zur Fifth Avenue, aber Dr. Emanuel Bauers Praxis-Adresse hieß 3 East. Das brachte noch einmal eine zusätzliche Note von Eleganz in die Sache, aus reichlich mysteriösen Gründen, so, als sei es schick, gar nicht zu erwähnen, daß man an der Fifth Avenue residierte. Was die Bauers an Miete zahlten, hatte Kate sich nie vorzustellen gewagt. Natürlich, Nicola hatte Geld, und da Emanuels Praxis in der Wohnung lag, war ein Teil der Miete von der Steuer absetzbar. Kate selber wohnte in einer großen Vier-Zimmer-Wohnung mit Blick auf den Hudson River, und zwar nicht, weil sie, wie einige ihrer Freunde sagten, den umgekehrten Snob spielte, sondern weil Altbauwohnungen an der East Side nicht zu bekommen waren, und die neuen – nein, eher hätte Kate ein Zelt aufgeschlagen, als mit einer fensterlosen Küche zu leben, mit so dünnen Wänden, daß man notgedrungen den Fernseher des Nachbarn mithören mußte, mit Musikgedudel im Aufzug und Goldfischen in der Halle. Ihre Decken waren hoch, ihre Wände dick, und die Eleganz blätterte dahin.
    Während Kates Taxi sich durch den Verkehr zu den Bauers fädelte, dachte sie an deren Wohnung, nicht an ihre Miete, sondern daran, was an ihrer Anlage sie einem Mörder geeignet erscheinen lassen mochte. Tatsächlich lud
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