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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Autoren: Anne Gracie
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Ayisha.“
    „Ja. Es könnte von Vorteil sein, wenn Ayisha die Anzeige liest und erkennt, dass deine Familie deine Wahl unterstützt. Ich denke an eine ganzseitige Anzeige mit unserem Familienwappen.“
    „Das ist gar keine schlechte Idee, George. Vielen Dank“, murmelte Rafe beeindruckt. Ihm war völlig klar, dass eine große Anzeige nebst Familienwappen nicht in erster Linie für Ayisha bestimmt war. Selbst wenn sie eine Zeitung lesen sollte, das Familienwappen würde ihr nichts sagen. Nein, diese Botschaft war für den Ton bestimmt.
    Damit bewies George aller Welt, dass diese Vermählung die volle Zustimmung des Earls of Axebridge genoss. Und der Earl of
    Axebridge erwartete von der vornehmen Gesellschaft, diese Heirat gleichfalls anzuerkennen.
    Das hätte Rafe von seinem Bruder niemals erwartet.
    Gegen Nachmittag ritt Rafe durch Andover. Ayisha war nun schon seit zehn Tagen verschwunden. Die Furcht, sie tatsächlich verloren zu haben, nagte immer stärker an ihm. Sie trieb ihn an, unaufhörlich nach ihr zu suchen. Er weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben und in Verzweiflung zu versinken. Seine Zukunft, sein ganzes Glück stand auf dem Spiel.
    Als er den Wegweiser nach Foxcotte passierte, schoss ihm ein Gedanke durch den Sinn. Könnte sie dort Zuflucht gesucht haben? Sie wusste, dass das Anwesen ihm gehörte, und es lag nicht weit entfernt. Sie hatte das Schild bei ihrer Anreise entdeckt.
    Er machte kehrt, ritt im Galopp durch das Dorf und zügelte sein Pferd erst an den hohen, schmiedeeisernen Toren mit dem Fuchswappen, das er in so liebevoller Erinnerung hatte.
    In seiner Kindheit standen die schwarz glänzenden Tore stets offen, damit er, wann immer er wollte, heimkommen konnte. Nun waren sie verrostet und mit einer schweren Kette verschlossen.
    Auf der Kiesauffahrt wucherte das Unkraut. Hier war seit Jahren keine Kutsche mehr entlanggefahren.
    Rafe band das Pferd am Tor fest und kletterte über die Mauer, die an manchen Stellen bröckelte. Hier lag einiges im Argen.
    Auf dem Weg zum Haus stürzten Erinnerungen auf ihn ein. Das ganze Anwesen war ungepflegt und verwahrlost, doch seltsamerweise wurde ihm dennoch ganz warm ums Herz. Er hatte Foxcotte immer geliebt, hier war er glücklich gewesen.
    Über den Tod seiner Großmutter war er nie hinweggekommen. Und er fühlte sich schuldig. Seine Großmutter war einsam und allein gestorben. Es war niemand da, der ihre Hand hielt und sie tröstete. Er hätte in ihrer Todesstunde bei ihr sein müssen. Sie hatte ihn bei sich aufgenommen, als ihn niemand haben wollte, und er hatte sie im Stich gelassen.
    Aber woher hätte er wissen sollen, wie einsam sie war? Niemand hatte ihm etwas von dem nahenden Tod gesagt. Tief im Herzen warf er sich dennoch vor, nicht oft genug geschrieben zu haben, andernfalls hätte ihm ein Bediensteter mitgeteilt, dass sie im Sterben lag. Rafe konnte seine Schuldgefühle nie abschütteln, deshalb war er nie nach Foxcotte zurückgekehrt.
    Nun sah er ein, wie falsch es war, sich davor zu drücken. Das Haus hätte seine Schuldgefühle gemildert, nicht verstärkt. Er rüttelte an der verschlossenen Haustür und spähte durch blinde Fenster in verstaubte Zimmer, deren Möbel mit weißen Tüchern abgedeckt waren.
    Diese Räume waren seit Jahren nicht betreten worden.
    Er ging ums Haus herum und spähte in jedes Fenster, doch überall bot sich ihm das gleiche Bild. Alle Räume lagen im Halbdunkel, sie waren verstaubt und die Möbel darin mit vergilbten Tüchern verhängt. Auch die Ställe waren leer und die Tore mit schweren Eisenketten versperrt. Der von einer hohen Mauer gesäumte Küchengarten war ein undurchdringlicher Dschungel aus Gestrüpp und Unkraut. Nur neben dem Gärtnerhäuschen war ein kleines Beet gesäubert und frisch bepflanzt. Aus dem Kamin des Cottage kräuselte sich eine dünne Rauchfahne.
    Rafe lächelte in der Erinnerung. Das Häuschen des alten Nat war in die Parkmauer gebaut. Dort hatte sich nichts verändert. An der Wäscheleine zwischen dem Haus und dem alten Apfelbaum hingen eine Schürze zum Trocknen und zwei von Mrs Nats riesigen geblümten Flanellnachthemden, die sich wie Segel im Wind bauschten.
    Der Gärtner musste mittlerweile ein sehr betagter Greis sein. Vielleicht wohnte auch nur noch Mrs Nat hier. Mrs Nat hatte immer ein großes Stück Kuchen oder eine Handvoll Kekse für den heranwachsenden, stets hungrigen Jungen übrig gehabt.
    Er unterließ es, an die Tür zu klopfen. Mr Nat würde darauf bestehen, ihm eine
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