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Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Titel: Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung
Autoren: Peter Asprion
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auf den Acker. Steine klauben. Steine sammeln von den Feldern. Und dann im Herbst die Kartoffelernte, da mussten wir raus auf den Acker Kartoffeln klauben. Und wenn man das nicht schnell genug gemacht hat, dann hat man den Stiefel in den Arsch gekriegt oder den Gabelstiel ins Kreuz. Zuckerrüben haben wir rausgezogen und wir mussten dann immer die Blätter wegmachen und die Rübe auf den Wagen tun. Und dann die Obstgärten, da mussten wir das Obst einsammeln.

    Und dann hat es gleich mal Prügel gegeben
    Von allen Dingen am schlimmsten war ja immer, dass man in die Kirche gezwungen wurde. Sonntags, da war gerade dreimal Kirche. Und dann mussten wir unter der Woche jeden Mittag, nach dem arbeiten, in die Kirche. Und nach der Kirche erst das Abendessen und danach ins Bett. Und dann musste man noch beten, jedes Mal vor dem Essen, das Vater Unser. Ich habe doch nicht beten können, das habe ich gar nicht gekannt so was. Dann wurde gesagt, ja, du kriegst solange nichts zu essen, bis du das kannst. Dann habe ich nichts zu essen gekriegt, bis man das Gebet sagen konnte. Da blieb uns nichts mehr anderes übrig, als klauen zu gehen, geklaut haben wir Brot in der Bäckerei im Heim.

    Da haben wir uns mal saniert
    Taschengeld haben wir keins gekriegt. Die haben zwar immer vom Jugendamt Taschengeld für uns gekriegt. Das haben die Nonnen alles abkassiert, da haben wir nie etwas gesehen davon. Aber man hat Geld gebraucht, zum Beispiel, um Süßigkeiten zu kaufen. Da sind wir, zu zweit, halt mal beim Bürgermeister eingestiegen. Der hat einen kleinen Laden gehabt. Da haben wir uns natürlich mal saniert, mit Süßigkeiten. Und dann haben wir auch Geld gefunden und mitgenommen.
    Das erste Mal kamen mich meine Eltern besuchen, als ich Erstkommunion hatte. Da war meine Großmutter auch da. Und da sind wir zuerst in die Kirche gegangen und anschließend haben wir zusammen gesessen. Kaffee und Kuchen hat es da gegeben. Da habe ich von meiner Großmutter eine Uhr gekriegt, ein billiges Ding halt. Wir sind danach runter gegangen auf den Spielplatz und haben Fußball gespielt und der Kommunionsanzug, den haben wir leihweise vom Heim gehabt, der hat dementsprechend ausgesehen. Und die haben sich wieder aufgeregt, und die haben ein Theater bewirkt, weil der Anzug so dreckig war.

    Am Anfang bin ich ja immer skeptisch gewesen
    Mit fünfzehn hat mich der Direktor, zusammen mit zwei anderen Jungs, in ein anderes Heim gefahren. Ich musste, vom Alter her, in ein anderes Heim. Am Anfang bin ich ja immer skeptisch gewesen. Habe mir erst einmal gedacht: Am Anfang tun sie immer alle schön und ruhig, und nachher zeigen sie ihr wahres Gesicht. Und so war es ja meistens auch. Der Direktor hat uns gleich begrüßt, als ob es eine Sensation wäre, dass wir jetzt da kommen würden. Dann hat er kurz mit uns geredet. Also der Direktor war der Leiter vom Heim. Aber hauptsächlich waren Nonnen da und nur bei zwei Gruppen oder so haben sie auch Aufseher gehabt. Und eine Gruppe war für ganz schwere Jungs praktisch. In der Gruppe, in der ich gewesen bin, ist auch eine Nonne gewesen, die es geleitet hat. Wir waren achtzehn in der Gruppe. Schule haben wir dort keine mehr gehabt. Das war schon fertig.

    Ich musste immer die Dreckarbeiten machen
    Das Heim war für Lehrlinge. Da hat man einen Beruf lernen können. Ich habe eine Schuhmacherlehre angefangen. Das hat mich interessiert, wenn du einmal einen Schuh brauchst, dann kannst du den Schuh selber machen. So weit ist es aber gar nicht gekommen. Ich musste immer nur die Dreckarbeiten machen: Ranzen nähen, Aktentaschen nähen, Pechfaden machen.

    Eine Mark fünfzig pro Monat
    Am Wochenende und abends konnten wir auf den Sportplatz raus laufen bis zum Wald. Oder ins Dorf, wenn man mal was gebraucht hat. Dort konnte man auch einkaufen. Aber was will man groß kaufen, wenn man im Monat gerade mal 1 Mark 50 kriegt. Das hat nirgends hin gereicht, auch nicht für Rauchwaren. Rauchen durfte man in dem Heim ab 16. Und dann haben die eine eigene Kantine gehabt. Dort hat man den Alkohol gekriegt.Schnaps, Bier, alles hat man gekriegt. War aber um die Hälfte billiger als in den Geschäften draußen.
    Im neuen Heim habe ich ja gerade die zwei, die mit mir aus dem letzten Heim mitgekommen sind, schon gekannt. Und einen, oder zwei habe ich getroffen, die ich aus einem früheren Heim gekannt habe. Als Freunde konnte man die ja nicht bezeichnen. Man konnte eher sagen: Gut, das waren Kumpels oder Bekannte. Aber Freundschaft habe
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