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Gefaehrlich schoener Fremder

Gefaehrlich schoener Fremder

Titel: Gefaehrlich schoener Fremder
Autoren: Kate Carlton
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Zumindest nicht im Augenblick, nachdem ihre Selbstachtung von den beiden alten Tanten gewaltig angeschlagen worden war.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Emily sich mit einer Hand über die Wangen fuhr. Er biss die Zähne aufeinander gegen das unerwartete Gefühl von Zärtlichkeit, von Mitgefühl dieser Frau gegenüber. Entschlossen verdrängte er die Anwandlung von Weichheit, Die ganze Geschichte war noch lange nicht ausgestanden, nicht für sie - und schon gar nicht für ihn. Nachbarschaftliche Neugier hatte Mrs. Scaffer sicher nicht hierhergeführt. Sie musste geschickt worden sein, um nach irgendwelchen Zeichen seiner Anwesenheit zu suchen. Da die Scaffers nur gelegentlich für Control arbeiteten, waren sie wahrscheinlich nicht allein für die Falle verantwortlich, in die er und Jamie laufen sollten.
    Vielleicht wusste das Ehepaar nicht einmal, dass es sich um eine Falle handelte; vielleicht waren sie nur unschuldige Schachfiguren, von jemandem hin und her geschoben, der gut informiert war und mit Control in enger Verbindung stand.
    Wer auch immer die Fäden in der Hand hielt, er war sehr gerissen, sehr klug.
    Und sehr gefährlich. Logan hätte darauf gewettet, dass alle glaubten, er sei mittlerweile weit weg von hier.
    Aber nein. Die Scaffer-Frau war herübergeschickt worden, um alle Fronten zu sichern. Das bedeutete, er konnte Emily nicht einfach hier, wo sie sie finden könnten, zurücklassen.
    Rasch überschlug Logan die Risiken. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Da alle glaubten, Emily sei verreist, würde sie es eben noch ein wenig länger bei ihm aushalten müssen.
    Ihre zaghafte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Sagten Sie nicht, Sie würden heute morgen verschwinden?"
    Er lächelte zynisch. „Mit etwas Glück, hab ich gesagt. Und daran scheint es mir in letzter Zeit wirklich zu mangeln."
    „Und was werden Sie tun?"
    „Nicht ich allein werde etwas tun, sondern wir beide werden uns aus dem Staub machen."
    Trotz Logans erschreckender Ankündigung blieben sie zunächst noch einige Stunden in Ernilys Haus. Gegen Mittag aßen sie etwas. Anschließend ließ Logan Emily auf der Kommode im Bad sitzen, während er sich seinen Vollbart abrasierte.
    Obwohl Emily verunsichert war und immer noch Angst hatte, beobachtete sie ihn dabei fasziniert. Noch nie hatte sie einem Mann beim Rasieren zugeschaut.
    Noch nie war sie einem Mann mit nacktem Oberkörper so nah gewesen - außer den wenigen Malen, wenn ihre Eltern ihr erlaubt hatten, schwimmen zu gehen.
    Luke durfte im Pfarrhaus nicht sein Hemd ausziehen, nicht einmal an heißen Sommertagen.
    Es war ein beklemmendes und merkwürdig aufregendes Gefühl, mit diesem Fremden in ihrem Badezimmer zu sitzen.
    Gerade blickte er auf und ertappte Emily dabei, wie sie ihn regelrecht anstarrte.
    Ein schwaches Lächeln zuckte um seine Lippen. „Was ist los? Haben Sie noch nie einen Mahn beim Rasieren gesehen?"
    Emily senkte den Kopf. „Nein."
    „Nicht einmal Ihren Vater?"
    „Er wäre entsetzt, wenn er uns hier zusammen sehen würde."
    Logans Lächeln, das sie so hasste, verstärkte sich, und wieder einmal hatte sie den Eindruck, dass er sich über sie lustig machte.
    Sie hob den Kopf. „Warum nehmen Sie mich mit sich?"
    „Ich muss etwas Zeit herausschlagen. Sobald ich Sie freilasse, werden Sie ja die Polizei anrufen." Wieder zuckte es um seine Mundwinkel. „Ersparen Sie sich die Mühe, es abzustreiten."
    Jetzt erst kam es Emily schlagartig und siedendheiß in den Sinn, dass der Fremde sie die nächsten Wochen festhalten könnte, ohne dass jemand es bemerken würde.
    Niemand würde sie als vermisst melden, weil alle dachten, sie sei im Urlaub.
    Ein mehr als beunruhigender Gedanke. Emily faltete krampfhaft die Hände im Schoß, bevor sie ihren ganzen Mut zusammenraffte. „Was geschieht mit mir, nachdem Sie Ihren Zeitaufschub bekommen haben?"

3. KAPITEL
    Logan musterte Emily nachdenklich. „Ich lasse Sie in einer leeren Wohnung zurück. Später rufe ich einen Freund an, der Sie wieder freilässt." Er blickte sie mit einem schiefen Grinsen an. „Vielleicht können Sie dann immer noch in Ihren Urlaub fahren."
    Emily wäre fast der Mund offen stehen geblieben. In Urlaub fahren? Nach dem, was sie hier durchmachte? Der Mann hatte wirklich einen verschrobenen Sinn für Humor.
    „Laufen Sie vor der Polizei weg?" fragte sie langsam.
    „Nein."
    „Aber warum verstecken Sie sich dann? Und vor wem?"
    Bedächtig wusch Logan den Einwegrasierer unter dem fließenden Wasser
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