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Gefaehrlich schoener Fremder

Gefaehrlich schoener Fremder

Titel: Gefaehrlich schoener Fremder
Autoren: Kate Carlton
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ab.
    „Glauben Sie mir, es ist für Sie viel besser, wenn Sie es nicht wissen."
    „Aber wer sind Sie?" Emily spürte genau, dass der Mann im Grunde gar keine Lust hatte, sie mit sich zu nehmen. Es war verwirrend, wie er sich einerseits so große Mühe zu machen schien, ihr Angst einzujagen, und gleichzeitig versuchte, sie zu beruhigen.
    „Sie können mich Logan nennen. Und ich bin kein Gangster." Um seine Mundwinkel zuckte es sarkastisch. „Obwohl manche Menschen das Gegenteil behaupten könnten."
    Logan besprühte sich das Haar mit Schaum aus der Spraydose, die er unter der Couch wieder hervorgeholt hatte, und strich es glatt nach hinten. Dann trat er einen Schritt zurück und musterte kritisch sein Spiegelbild.
    Er sah jetzt anders aus. Nicht ganz, aber immerhin so verändert, dass er nur schwer wiederzuerkennen war. Mit gerunzelter Stirn sah er auf seine schwarze Jeans hinunter.
    „Sie haben nicht zufällig irgendwelche Männersachen?"
    „Ich habe ein paar Sachen von meinem Bruder." Prüfend musterte Emily seinen halbnackten Körper. Und augenblicklich spürte Logan wieder eine Reaktion: Seine Muskeln wurden hart, sein Atem ging merklich schneller.
    „Sie sind etwas kleiner als Luke. Schlanker." Plötzlich wurde sie rot und schlug den Blick nieder.
    Logans Grinsen wurde weicher, während er das goldblonde Haar betrachtete, das ihr vors Gesicht fiel. Die kleine Emily wurde also verlegen, weil sie seinen Körper so eingehend gemustert hatte. Erregte sie das etwa auch ein bisschen?
    Eine Dreiviertelstunde später stand Emily vor dem Badezimmerspiegel. Logan hatte ihren Schrank durchwühlt und ein Sammelsurium an Bekleidungsstücken ausgesucht - Sachen, die sie nicht im Traum miteinander kombiniert hätte. Doch sie hatte sich nach seinen Anweisungen anziehen und frisieren müssen.
    Sie sah eindeutig verändert aus. Vitaler, lebenslustiger.
    Emily wandte sich von ihrem Spiegelbild ab. Eigentlich schade, dass es nur eine Illusion war, eine Verkleidung. Sie war Realistin ge nug, um sich darüber nichts vorzumachen: andere Kleider, eine neue Frisur. Das konnte sie nicht wirklich verändern.
    Sie verließ das Bad und prallte fast mit Logan zusammen. Er reagierte automatisch und hielt sie fest. Ein scharfes, heißes Prickeln durchfuhr sie bis hinunter in die Zehenspitzen, und ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, als sie aufblickte und in den schwarzen Augen ein verborgenes Feuer, einen Hauch von Zärtlichkeit erkannte. Ihr Puls begann zu rasen.
    Emily war sich ganz sicher, dass Logan sie jetzt küssen würde. Und mit Entsetzen musste sie feststellen, dass sie selbst das in ihrem Innern wollte.
    Irgendwie hatte sich ein Stück ihrer Angst vor diesem Mann in Faszination verwandelt.
    Ein heißes Licht blitzte in seinen Augen auf, doch er bekam sich rasch wieder in den Griff. Er trat einen Schritt zurück, ließ die Hände fallen. Was für ein Zauber es auch gewesen sein mochte, er war gebrochen.
    „Fertig?"
    Emily nickte.
    Feuchtheiße Luft schlug ihnen entgegen, als sie aus der Hintertür traten. Ein rascher Blick rundum, und Logan war zufrieden. Seine Entscheidung war richtig gewesen. In der glühenden Mittagshitze hatte sich jeder, sogar die neugierige alte Schachtel von nebenan, ins Haus geflüchtet.
    Logan legte einen Arm um Emilys Schultern und führte sie durch die Hinterpforte auf den kleinen Weg, der mit seinen hohen Zäunen vor Blicken schützte.
    Am Ende des Pfades blieb Logan stehen, sah sich wieder um. Jetzt folgte der heikelste, gefährlichste Teil dieser improvisierten Operation.
    Auf der Strecke bis zu der Stelle, wo er den Wagen geparkt hatte, waren sie am sichtbarsten, am wenigsten geschützt.
    Nicht einmal ein dösender Hund oder eine herumschleichende Katze war zu sehen. Die sengenden Strahlen der Sonne trafen gnadenlos die Erde. Die mächtigen Fahnen und Hibiskusbüsche sahen alt und müde aus. In Wellen stieg die Hitze vom langweilig grauen Pflaster auf und saugte das Leben aus dem tiefen Grün der gepflegten Rasenflächen.
    Alles wirkte so ruhig; so ausgestorben.
    Doch Logan traute dem Frieden nicht.
    Die Hand fest um ihre Schulter gelegt, führte er Emily die Straße hinunter.
    Schon nach zwei Schritten stach ihm ein unscheinbar aussehender Lieferwagen ins Auge, der weiter unten geparkt stand. Möglich, dass er einem von Emilys Nachbarn gehörte, aber Logan bezweifelte es. Er hätte sogar gewettet, dass noch weitere solcher Wagen an strategischen Stellen in der Umgebung standen.
    Grimmig
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