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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah
Autoren: C. Bertelsmann
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lächelnd und versuchte, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen.
    »Das bist du nicht!«, betonte Hazel. »Sanjay war mit dir glücklicher, als er jemals mit Abbie war, die ihn die ganze Zeit so mies behandelt hat. Und er ist ein echter
Idiot, wenn er dich gehen lässt. Ich meine, wenn irgendjemand nur Ersatz ist, dann ist das Sanjay für Abbie. Irgendwann in absehbarer Zukunft wird es wieder einen Tom geben, oder? Und es wird ein Weilchen dauern, bis sie über den hier hinwegkommt, ganz gleich wie sehr sie jetzt beteuert, dass sie ihn hasst.«
    Hasste Abbie Tom? Wahrscheinlich nicht. Dee hatte das Gefühl, dass ein Teil von Abbie ihn trotz allem noch immer liebte. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand hatte, würde sie nie zu ihm zurückkehren, aber das würde sie nicht daran hindern, ihn zu lieben. Genauso wie es einen winzig kleinen Teil in ihrem Dad gab, der ganz tief in seinem Innersten verborgen lag und der Lauren noch immer liebte. Und einen weit größeren Teil, der sich selbst dafür hasste, dass er sie jemals geliebt hatte. Verwirrung. Gemischte, ungeordnete Gefühle - das machte es so schwer, das alles hinter sich zu lassen. Aber letztlich blieb einem nichts anderes übrig. Es musste weitergehen. Vielleicht nicht ganz in die Richtung, die man geplant hatte oder wie man es sich gewünscht hatte, aber irgendwie musste es weitergehen.
    Dee stolperte ein wenig, als ein paar kleinere Jungen an ihr vorbeidrängelten. In einem Jahr um diese Zeit konnte das mit etwas Glück auch Scott sein, der mit seinen an die Schultasche gebundenen Fußballschuhen zum Sport eilte. Ihr Dad hatte vielleicht einen Job. Sie waren möglicherweise in ein eigenes Haus gezogen. Kieran wäre reifer und klüger geworden, und Gran und Granddad wären endlich wieder frei, um auf ihre Kreuzfahrt zu gehen.
Okay, das mit Kieran waren vielleicht Luftschlösser, aber der Rest war möglich, oder?
    Sie, Hazel und Joe würden vermutlich schon wegen ihrer Abschlussprüfungen Panik schieben und wären dabei, ihre Zukunft zu planen. Universität, College, Arbeit? Und sie würden alle getrennte Wege gehen. Oder würden sie in Verbindung bleiben? In Verbindung bleiben, hoffte sie, aber wer konnte das heute schon sagen?
    Sanjay würde nicht mehr da sein. Er würde bestimmt studieren. Wenn sie ihn also nicht an Abbie verlor, würde sie ihn dann nicht etwas später sowieso an irgendein anderes Mädchen in Sheffield, Leeds oder sonst wo verlieren? Oder war es so, wie Sanjay gesagt hatte, als sie ihm vorgeschlagen hatte, dass sie sich trennen sollten. Dass er weiter mit ihr zusammen sein wollte, dass es ihre eigene Unsicherheit war, die sie auseinandertrieb. Hatten sie doch noch eine Chance?
    »Du bist so still geworden«, sagte Hazel und hielt die Tür zum Klassenzimmer für sie auf. »Worüber denkst du nach?«
    »Nichts«, sagte Dee, »nicht viel.«
    Es kam ihr albern vor, zu sagen, dass sie versuchte, in die Zukunft zu schauen. Weil das schließlich keiner konnte. Also war es wahrscheinlich am besten, sich einfach auf die nächsten fünf Minuten zu konzentrieren. »Immer ein Schritt nach dem anderen«, war der Lieblingsspruch von Dads neuer Therapeutin. Aber dennoch konnte Dee den Gedanken an Abbie nicht verdrängen.
Was würde Abbie wohl nächstes Jahr um diese Zeit tun? Wofür würde sie sich entscheiden?
    Dee wusste es nicht, war sich nicht sicher, dafür kannte sie Abbie nicht gut genug. Aber Abbie war eine Überlebenskünstlerin. Ganz gleich wie schlecht es ihr jetzt gerade ging und wofür sie sich letztlich entschied, sie würde wieder auf die Füße kommen. Früher oder später würde Abbie alles abschütteln und wieder ganz die Alte sein oder zumindest ziemlich nah dran.
    Ja, während Dee so aus dem Fenster starrte, konnte sie Abbie fast vor sich sehen, wie sie draußen auf dem Schulhof stand, umgeben von der üblichen Fangemeinde, während sie von einem neuen Job oder einer Ausbildung erzählte, die sie gerade begonnen hatte, und vielleicht - nur vielleicht - voller Stolz ihr Baby herumzeigte.

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in der Verlagsgruppe Random House
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage
    Erstmals als cbt Taschenbuch Oktober 2010
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
    © 2008 der Originalausgabe by Sandra Glover
Die englische Originalausgabe erschien 2008
unter dem Titel »Dangerously close«
bei Andersen Press Limited, London
© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe
bei cbt Verlag in der
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