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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah
Autoren: C. Bertelsmann
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zurückgekommen, ob du’s glaubst oder nicht. Wir sollten eigentlich schon vor zwei Tagen zurück sein, aber mit dem Streik und so mussten wir auf dem verdammten Flughafen kampieren. Dad war total genervt, weil sein Kumpel, der sich um unseren Hof gekümmert hat, heute selbst in Urlaub fahren wollte, also hat mein Dad alle fünf Minuten irgendwo angerufen. Es war verrückt, total verrückt. Der erste Urlaub, den mein Dad seit zehn Jahren gemacht hat, und er sagt, er wird es nie, nie wieder tun. Aber egal, wie geht’s dir denn so? Habt ihr das mit eurem Haus schon auf die Reihe gekriegt?«
    »Äh, nein«, sagte Dee, völlig überrascht von der plötzlichen Frage am Ende von Hazels Wortschwall. »Wir wohnen noch bei meinen Großeltern, bis Dad einen Job hat.«
    »Ich dachte, er hätte schon einen in Aussicht«, sagte Hazel.
    »Ja, aber die Sache ist geplatzt«, sagte Dee und wünschte, sie hätte ihren Vater gar nicht erwähnt.
    Glücklicherweise stellte Hazel aber keine weiteren Fragen. Stattdessen schob sie die Tür zum Gemeinschaftsraum auf, der Dee viel sauberer und ordentlicher vorkam als beim letzten Mal, als sie ihn gesehen hatte. Es roch nach frischer Farbe, Tannennadel-Desinfektionsmittel und Kaffee.
    »Hey!«, sagte Hazel und ging in Richtung Kaffee.
»Neuer Teppich! Was für ein Luxus! Und sieh nur, sie haben sogar den grünen Schleim aus dem Waschbecken entfernt.«
    »Genau«, sagte ein Junge mit einem Abzeichen, das ihn als stellvertretenden Schülersprecher auswies. »Aber sie drohen damit, dass sie den Gemeinschaftsraum ganz zumachen, wenn er wieder in so einen Zustand gerät.«
    »Tja, uns kann man das wohl kaum in die Schuhe schieben, Sanjay!«, bemerkte Hazel. »Wir waren ja letztes Jahr noch nicht mal in der Oberstufe. Ihr wart der Sauhaufen, ihr habt den Laden hier verwüstet.«
    »Aber, Miss, das waren doch gar nicht wir, Miss«, sagte Sanjay mit verstellter Stimme. »Das waren doch nur die Großen von letztem Jahr. Jedenfalls haben wir’s denen in der Schulleitung so verkauft.«
    »Egal«, sagte Hazel, reichte Sanjay seinen Kaffee und sah sich um. »Wo steckt Abbie?«
    Sanjays Lächeln verschwand.
    »Ich weiß es nicht und es ist mir auch egal«, sagte er, nahm seinen Becher und ging zu seinen Freunden auf der anderen Seite des Raumes hinüber.
    »Uuups«, sagte Hazel und nahm die letzten beiden Plastikbecher, bevor sie einen kleinen Tisch in der Ecke ansteuerte. »Die beiden haben sich offenbar mal wieder verkracht. Ich war über drei Wochen weg und weiß grade gar nicht, was läuft.«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an Abbie«, sagte Dee und setzte sich hin. »Sie ist deine beste Freundin, stimmt’s? Die mit der …«

    »Großen Klappe?«
    »Wilden Frisur, wollte ich sagen!«
    »Ja, das ist Abbie. Wilde Haare, wildes Mädchen. Sie und Sanjay sind seit ungefähr zwei Jahren quasi zusammen, aber sie macht im Schnitt einmal pro Woche mit ihm Schluss. Was ist mit dir: Hast du einen Freund?«
    »Nein«, sagte Dee. »Da gab es jemanden zu Hause, aber das war nichts Ernstes oder so, jedenfalls haben wir jetzt keinen Kontakt mehr.«
    Sie wollte überhaupt mit niemandem von ihrem alten Zuhause in Kontakt bleiben. Sie konnte ihre Neugier, ihr Mitleid nicht ertragen. Das war nun alles vorbei, erledigt, und hier würde es für sie alle einen Neuanfang geben. Hier wusste keiner, was geschehen war, und mit etwas Glück würde es auch nie jemand herausfinden.
    »Oh«, sagte Hazel. »Nun ja, kein Grund zur Sorge. Ich bin auch frei und ungebunden, aber wer weiß? Du hast nicht zufällig ein paar fitte Brüder oder so?«
    »Zwei«, sagte Dee. »Aber ich glaube, die sind ein bisschen jung für dich!«
    »Ach ja, stimmt«, sagte Hazel. »Ich hab sie gesehen, als ihr euch die Schule hier angeschaut habt. Siebte und zehnte Klasse, oder?«
    Dee nickte und kippte den Rest ihres Kaffees hinunter, als es klingelte.
    »Kein Grund, dich zu verschlucken«, sagte Hazel und erhob sich langsam. »Das Klassenzimmer ist hier gleich den Flur runter und wir haben Mr Jenson. Er ist Sportlehrer«, fügte sie noch hinzu, so als würde das etwas erklären.
»Hey, jetzt frag ich mich aber wirklich, wo Abbie steckt.«
    Im Klassenzimmer führte Hazel Dee an einen Tisch weiter hinten, wo ein Junge alleine saß. Er hatte rotblonde Haare, eine trendige Brille und etwas auf seiner Oberlippe, das sich in der nächsten Million Jahren oder so zu einem Schnurrbart entwickeln könnte.
    »Dee, das ist Joe«, sagte Hazel. »Mein anderer
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