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Gefährlich nah

Titel: Gefährlich nah
Autoren: C. Bertelsmann
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Rollen kriegte. Weil sie selbst scharf war auf Tom. Aber natürlich gab sie selbst keine dieser Begründungen. »Ich mag dich, Abbie. Ob du’s glaubst oder nicht. Ich hab wirklich angefangen, dich zu mögen. Und du tust mir einfach so leid.«
    Sie wollte Paige nicht leidtun. Sie brauchte überhaupt kein Mitleid, von niemandem. Und schon gar nicht jetzt. Wo sie doch ihr kleines Geheimnis hatte. Fast hätte sie es Hazel erzählt, aber sie war froh, dass sie es nicht getan hatte. Tom. Tom musste es als Erster erfahren. Obwohl sie sich noch nicht hundertprozentig sicher war.
    Das Taxi hupte kurz, als es vorfuhr. Abbie stieg ein. Sie würde jetzt nach Hause fahren ins Hotel. Und es ihm erzählen. Warum nicht? Er würde sich bestimmt freuen. Er hatte vor einer Weile schon mal so etwas gesagt, als sie dummerweise vergessen hatte, Nachschub für ihre Pille zu bestellen.
    »Keine Panik«, hatte er gesagt. »Das passt schon. Und wenn was passiert, so what? Das wär doch toll, oder? Wenn wir hier einen kleinen Tom junior hätten?«
    Und das bewies ja letztlich, dass Paige unrecht hatte mit dem, was sie gesagt hatte, oder? Tom vermied es nicht, sich zu binden. Gar nicht. Er würde sich sooooo freuen, wenn sie es ihm erzählte.

ZWÖLF
    Tom war nicht in seinem Büro, als Abbie zurückkam, und sie war nicht die Einzige, die nach ihm suchte.
    »Wo steckt er?«, fragte Toms Vater, der aus dem gegenüberliegenden Büro in den Flur gestürmt kam. »Hast du ihn gesehen?«
    Abbie schüttelte den Kopf. Sie konnte selten den Mut zusammennehmen, um mit Toms Eltern zu reden. Wobei sie auch nie lang genug stehen blieben für eine richtige Unterhaltung. Sie waren immer in Bewegung. Totale Stressfreaks, Workaholics, meinte Tom immer, wenn er über sie sprach, was selten genug vorkam.
    »Ich bin eben von meinem Meeting zurückgekommen«, polterte Toms Vater. »Und ich dachte, die Dienstpläne wären alle fertig, aber er hat sie noch nicht mal angerührt! Er geht nicht an sein Telefon, also nehme ich mal an, dass ich es wie üblich alles selber machen muss. Probier’s doch mal in seinem Zimmer, ja?«, fügte er hinzu, schob die Hand in die Hosentasche und reichte ihr einen Schlüsselbund. »Sag ihm, dass ich ihn hier unten sehen will. Jetzt gleich!«
    Toms Zimmer lag nicht dort, wo der Rest der Belegschaft wohnte, sondern ganz oben im sogenannten »Ostflügel«, wie seine Mutter diesen Gebäudeteil etwas großspurig
bezeichnete. Und es war nicht nur ein Zimmer. Es war eine ganze Wohnung. Es war toll dort oben, total abgeschieden. Selbst der Aufzug ging nicht bis da. Man musste im vierten Stock aussteigen und dann die Treppe hinter einer Tür mit der Aufschrift »PRIVAT« benutzen. Die war verschlossen, also benutzte sie den Schlüssel aus dem Schlüsselbund, den Toms Dad ihr gegeben hatte. Eigentlich sollte sie bald selbst einen bekommen, sobald Tom dazu kam, einen anfertigen zu lassen.
    Die Treppe endete oben direkt in Toms Flur, und sobald Abbie dort oben ankam, hörte sie eine Stimme, eine weibliche Stimme vom anderen Ende des Flures. Paige. Sie war sicher, das war Paige. Okay, alles klar. Paige und ein oder zwei andere kamen öfter hier hoch, um in Toms Kraftraum zu trainieren. Aber die Stimme kam nicht aus dem kleinen Kraftraum oder aus seinem Wohnzimmer, sie kam aus dem Schlafzimmer.
    Abbie blieb draußen stehen. Bestimmt konnte, wer auch immer dort drinnen war, das laute Klopfen ihres Herzens hören. Tom. Tom war auch da drin. Sie konnte sein Lachen hören. Tom. Tom und Paige. In seinem Schlafzimmer. Zusammen. Sie wich zurück. Sie wollte es nicht sehen, wollte es nicht wissen. Oder doch? Sie schwankte, war unsicher. Es war still geworden. Sollte sie klopfen? Sich räuspern? Davonschleichen? Oh Gott, das konnte doch nicht sein. Es konnte nicht sein, was sie dachte. Das würde Tom ihr nicht antun. Auf keinen Fall. Sie redeten vielleicht einfach nur.
    Fast hätte sie in die Hände geklatscht und wäre hoch
und runter gesprungen, als sie sie hörte. Die anderen Stimmen. Leo. Das war doch sicher Leo? Und Kerry. Tom und Paige waren nicht alleine. Es war eine von Toms kleinen Partys. Die sie nicht so gerne mochte. Deswegen war er so dahinter her gewesen, dass sie in die Schule fuhr und ihre Freunde besuchte. Leo war übers Wochenende weg gewesen und hatte vermutlich Stoff mitgebracht. Nicht gerade toll, vor allem nach Toms gutem Vorsatz für das neue Jahr, dass er damit aufhören wollte, aber wenigstens war es nicht das, was sie zunächst
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