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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898)
Autoren: Theodor Fontane
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Haus!«
    Da baust du lachend, ohne Zaudern,
    Bis unters Dach die Zukunft aus;
    Du hängst an meines Zimmers Wände
    All meine Lieblingsschilderein,
    Ich seh's und streck' danach die Hände,
    Als müss' es wahr und wirklich sein.
     
    So flieht des Abends schöne Stunde,
    Vom fernen Turm tönt's Mitternacht,
    Die Mutter schläft, in stiller Runde
    Nur noch die Wanduhr pickt und wacht.
    Ade, ade! von warmen Lippen
    Ein Kuß noch, – dann in Nacht hinein:
    Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen,
    Nur Steurer muß die Liebe sein.
     
     
In Hangen und Bangen
1.
    Ach, daß ich dich so heiß ersehne,
    Weckt aller Himmel Widerspruch,
    Und jede neue bittre Träne
    Macht tiefer nur den Friedensbruch.
     
    Der Götter Ohr ist keinem offen,
    Der sich zergrämt in banger Nacht, –
    Komm Herz, wir wollen gar nichts hoffen
    Und sehn, ob so das Glück uns lacht.
     
    Vergebnes Mühen, eitles Wollen,
    Die Lippe weiß kaum, was sie spricht,
    Und, nach wie vor, die Tränen rollen
    Mir über Wang' und Angesicht.
2.
     
    Du holde Fee, mir treu geblieben
    Aus Tagen meiner Kinderzeit,
    Was hat dich nun verscheucht, vertrieben,
    Du stille Herzensheiterkeit?
     
    Leicht trugst du, wie mit Wunderhänden,
    Mich über Gram und Sorge fort,
    Und selbst aus nackten Felsenwänden
    Rief Quellen mir dein Zauberwort.
     
    Du, Trostesreichste mir vor allen,
    Kehr neu – beflügelt bei mir ein
    Und laß dein Lächeln wieder fallen
    Auf meinen Pfad wie Vollmondschein.
3.
     
    »Vertrauen
, schönster Stein in Königskronen,
    Du Mutter aller Liebe und ihr Kind,
    Du einzig Pfühl, auf dem wir sorglos schlummern,
    Ich rufe dich, kehr' wieder in dies Herz!
    Es gibt kein Glück, wo du den Rücken wandtest,
    Es gibt kein Unglück, lächelst du aufs neu;
    Laß kämpfen mich in deinem Spruch und Zeichen,
    Und wieder wird das Leben mir zum Sieg.«
4.
     
    Storch und Schwalbe sind gekommen,
    Veilchen auch, die blauen frommen
    Frühlingsaugen, grüßen mich;
    Aber hin an Lenz und Leben
    Zieh' in Bangen ich und Beben –
    Um dich.
     
    Ach, um dich! und doch ich fühle,
    Träte jetzt die Todeskühle
    An mein Herz und riefe mich,
    Wie ein Kind dann, unter Jammern
    Würd' ich mich ans Leben klammern –
    Um dich.
5.
     
    Zerstoben sind die Wolkenmassen,
    Die Morgensonn' ins Fenster scheint:
    Nun kann ich wieder mal nicht fassen,
    Daß ich die Nacht hindurch geweint.
     
    Dahin ist alles, was mich drückte,
    Das Aug' ist klar, der Sinn ist frei,
    Und was nur je mein Herz entzückte,
    Tanzt wieder, lachend, mir vorbei.
     
    Es grüßt, es nickt; ich steh' betroffen,
    Geblendet schier von all dem Licht:
    Das alte, liebe, böse Hoffen –
    Die Seele läßt es einmal nicht.
In der Krankheit
     
    (Brief an E.)
     
    Mein ganzes Zimmer riecht nach Wald,
    Das machen die kienenen Tische,
    Glaub mir, ich muß genesen bald
    In dieser Harzesfrische.
     
    Du bist noch kaum bei uns daheim
    An unsres Kindes Bettchen,
    Und sieh, schon sitzt ein muntrer Reim
    Auf meinem Fensterbrettchen.
     
    Er sitzt allda und schaut mich an
    Wie auf dem Felde die Lerchen
    Und singt: »Du hast ganz wohlgetan,
    Dich still hier einzupferchen.
     
    Steh nur früh auf und schweif umher
    Und lache wie der Morgen,
    So wird dies grüne Waldesmeer
    Schon weiter für dich sorgen.
     
    Und schiedst du
doch
zu dieser Frist,
    So tu es ohne Trauern,
    Das Leben, weil so schön es ist,
    Kann es nicht ewig dauern.«
     
     
Der Gast
    Das Kind ist krank zum Sterben,
    Die Lampe gibt trägen Schein,
    Die Mutter spricht: »Mir ist es,
    Als wären wir nicht allein.«
     
    Der Vater sucht zu lächeln,
    Doch im Herzen pocht's ihm bang,
    Stiller wird's und stiller –
    Die Nacht ist gar zu lang.
     
    Nun scheint der Tag ins Fenster,
    Die Vögel singen so klar;
    Die beiden wußten lange,
    Wer der Gast gewesen war.
     
     
Mein Herze, glaubt's, ist nicht erkaltet
    Mein Herze, glaubt's, ist nicht erkaltet,
    Es glüht in ihm so heiß wie je,
    Und was ihr drin für Winter haltet,
    Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
     
    Doch, was in alter Lieb' ich fühle,
    Verschließ ich jetzt in tiefstem Sinn,
    Und trag's nicht fürder ins Gewühle
    Der ewig kalten Menschen hin.
     
    Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
    Er schäumt nicht länger hin und her,
    Doch was nach außen er verloren,
    Hat er an innrem Feuer mehr.
     
     
Unterwegs und wieder daheim
1.
    Erst Münchner Bräu aus vollen Krügen,
    Die Deckel klappten wie ein Reim,
    Dann Neckarwein in vollen Zügen
    Und endlich Rot von Ingelheim.
     
    Und all die Zeit kein
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