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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898)
Autoren: Theodor Fontane
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nie zu Tücht'gem bringen
    Bei deines Grames Träumerein,
    Die Tränen lassen nichts gelingen,
    Wer schaffen will, muß fröhlich sein.
     
    Wohl Keime wecken mag der Regen,
    Der in die Scholle niederbricht,
    Doch golden Korn und Erntesegen
    Reift
nur heran bei Sonnenlicht.
     
     
7. Tritt ein für deines Herzens Meinung
    Tritt ein für deines Herzens Meinung
    Und fürchte nicht der Feinde Spott,
    Bekämpfe mutig die Verneinung,
    So du den Glauben hast an Gott.
     
    Wie Luther einst, in festem Sinnen,
    So sprich auch du zu Gottes Ehr':
    »Ich geh' nach Worms, und ob da drinnen
    Jedweder Stein ein Teufel wär'!«
     
    Und peitscht dich dann der Witz mit Ruten
    Und haßt man dich, – o laß, o laß!
    Mehr noch als Liebe aller Guten,
    Gilt aller Bösen Hohn und Haß.
     
     
8. Die Menschen lassen vieles gelten
    Die Menschen lassen vieles gelten:
    Vor allem lieben sie dich
stumm
;
    Doch willst du klagen, willst du schelten, –
    Auch das, man kümmert sich nicht drum.
     
    Nur, willst du rasch die Gunst verscherzen,
    So zeig ein Fünkchen Seligkeit, –
    Man wünscht dir Glück »von ganzem Herzen«
    Und birst vor rückgestautem Neid.
     
     
9. Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
    Es äfft dich nur dies Rennen, Traben
    Nach golden mußevoller Zeit,
    Wenn du die Ruhe glaubst zu haben,
    Dann eben ist sie doppelt weit.
     
    Auf weichem Pfühl, auf samtnen Kissen,
    Wenn du sie hältst, wenn du sie hast,
    Wirst du die Holde mehr vermissen
    Als in des Tages Druck und Last.
     
    All Labsal, was uns hier beschieden,
    Fällt nur in Kampf und Streit uns zu,
    Nur in der Arbeit wohnt der Frieden,
    Und in der Mühe wohnt die Ruh.
     
     
10. Man wird nicht besser mit den Jahren
    Man wird nicht besser mit den Jahren,
    Wie sollt' es auch, man wird bequem
    Und bringt, um sich die Reu' zu sparen,
    Die Fehler all in ein System.
     
    Das gibt dann eine glatte Fläche,
    Man gleitet unbehindert fort,
    Und »allgemeine Menschenschwäche«
    Wird unser Trost- und Losungswort.
     
    Die Fragen alle sind erledigt,
    Das eine geht, das andre nicht,
    Nur manchmal eine stumme Predigt
    Hält uns der Kinder Angesicht.
     
     
11. Du darfst mißmutig nicht verzagen
    Du darfst mißmutig nicht verzagen,
    In Liebe nicht noch im Gesang,
    Wenn mal ein allzu kühnes Wagen,
    Ein Wurf im Wettspiel dir mißlang.
     
    Wes Fuß wär' niemals fehlgesprungen?
    Wer lief nicht irr' auf seinem Lauf?
    Blick hin auf das, was dir gelungen,
    Und richte so dich wieder auf.
     
    Vorüber ziehn die trüben Wetter,
    Es lacht aufs neu der Sonne Glanz,
    Und ob verwehn die
welken
Blätter,
    Die
frischen
schlingen sich zum Kranz.
     
     
Spätherbst
    Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
    Reseden und Astern sind im Verblühn,
    Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
    Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
     
    Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, –
    Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
    Banne die Sorge, genieße, was frommt,
    Eh' Stille, Schnee und Winter kommt.
     
     
Würd' es mir fehlen, würd' ich's vermissen?
    Heute früh, nach gut durchschlafener Nacht,
    Bin ich wieder aufgewacht.
    Ich setzte mich an den Frühstückstisch,
    Der Kaffee war warm, die Semmel war frisch,
    Ich habe die Morgenzeitung gelesen,
    (Es sind wieder Avancements gewesen).
    Ich trat ans Fenster, ich sah hinunter,
    Es trabte wieder, es klingelte munter,
    Eine Schürze (beim Schlächter) hing über dem Stuhle,
    Kleine Mädchen gingen nach der Schule, –
    Alles war freundlich, alles war nett,
    Aber wenn ich weiter geschlafen hätt'
    Und tät' von alledem nichts wissen,
    Würd' es mir fehlen, würd' ich's vermissen?
     
     
Überlaß es der Zeit
    Erscheint dir etwas unerhört,
    Bist du tiefsten Herzens empört,
    Bäume nicht auf, versuch's nicht mit Streit,
    Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.
    Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
    Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
    Am dritten hast du's überwunden,
    Alles ist wichtig nur auf Stunden,
    Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
    Zeit ist Balsam und Friedensstifter.
     
     
Der alte Musikant
    (Aus einer Novelle)
     
    Jung, in den hohen Spielmannsorden
    Trat ein ich, weil es mir gefiel,
    Nun »alter Musikant« geworden,
    Zieh' ich umher mit meinem Spiel.
     
    Um schweift mein Aug', um geht der Teller,
    Ein Scherflein, zögernd, fällt hinein,
    Ich nehme meinen Beifalls-Heller
    Und muß es noch zufrieden sein.
     
    Ach, hingeschwundne junge Tage,
    Nie wieder kehrt ihr mir zurück, –
    Und doch an Frau
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