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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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durch den Kopf. Verzweifelte Hoffnung erfüllte ihn. Vermutlich hatte Navideh längst die Kollegen alarmiert.
    In dem Moment hörte er sie rufen. Navidehs Stimme kam aus der Richtung, wo sie ihr Auto geparkt hatten.
    «Frank, wo bist du?»
     
    «Kein falsches Wort. Sonst ist sie tot», zischte der Mann.
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte er den Lauf der Waffe noch heftiger auf Maries Schläfe. Das Mädchen stöhnte in Todesangst auf.
    «Frank. Alles in Ordnung bei dir?», hörte er Navideh wieder rufen. «Sagen Sie ihr, sie soll herkommen», befahl der Unbekannte. «Sie hätten etwas Interessantes gefunden. Los, machen Sie schon.»
    Steenhoff legte seine Hände wie einen Trichter um den Mund.
    «Bei mir ist alles in Ordnung, Sabine. Aber komm mal her. Ich bin beim Stall. Ich muss dir etwas zeigen, Sabine!»
    Einen Augenblick war es still. Dann hörte er wieder Navidehs Stimme. Entsetzt stellte Steenhoff fest, dass sie völlig unbekümmert klang. «Okay. Ich bin gleich bei dir.»
    Schweigend sahen sich die beiden Männer an.
     
    Im Lagezentrum der Bremer Polizei winkte der Notrufsprecher den für diese Nacht zuständigen Polizeiführer an seinen Platz.
    «Was gibt’s, Uli?», wollte Hermann Kunze wissen und stellte seine Kaffeetasse auf dem Tisch ab.
    «Da hat eben eine Frau angerufen und behauptet, Kollegin zu sein. Angeblich sei sie mit Frank Steenhoff auf der Jugendfarm. Sie sagte, etwas stimme auf dieser Farm nicht. Steenhoff sei in Gefahr. Wir sollten sofort mit mehreren Leuten rauskommen. Am besten mit dem SEK . Dann war sie weg. Ich kann sie nicht zurückrufen. Ihr Handy ist ausgeschaltet.» Breitbeinig stand Hermann Kunze neben dem Notrufsprecher.
    «Was hat sie gesagt, wie sie heißt?»
    «Navi-irgendwie und dann mit Nachnamen Petersen. Ich habe ihren Namen nicht richtig verstanden.»
    «Spiel den Anruf noch einmal ab», forderte Kunze den Mann auf. Zwei Minuten später hörten sich der Polizeiführer und drei seiner Kollegen, die gerade keine Anrufe entgegennehmen mussten, das 20 -Sekundengespräch genau an.
    «Ich meine, das ist die Neue aus dem 1 . Kommissariat. Die ist bei der Mordkommission», sagte ein Beamter, der sich seit seiner Scheidung für alles Weibliche in der Polizei interessierte.
    «Peter hat recht», stimmte ihm der erste Notrufsprecher zu. Sie ist im Intranet im Telefonverzeichnis aufgeführt. Die Frau hat einen türkischen oder persischen Vornamen.»
    Kunze runzelte die Stirn. «Schnell. Ich will den Anruf noch einmal hören.»
    Der Notrufsprecher drückte auf einen Knopf vor seinem Platz, dann hörten sie wieder die Frauenstimme.
    «Hier ist Navideh Petersen. Ich bin Polizeibeamtin im 1 . K. und mit Frank Steenhoff auf der Jugendfarm.»
    Sie stockte. «Scheiße. Ich weiß nicht, wie die Straße heißt. Aber ihr wisst schon, die Jugendfarm. Frank scheint in großer Gefahr. Irgendetwas stimmt hier nicht. Kommt schnell! Am besten mit dem SEK . Bitte, beeilt euch!»
    «Ist das ein schlechter Scherz, oder was?»
    Der Notrufsprecher sah skeptisch auf seinen Monitor, als würde dort die Antwort auf seine Frage erscheinen.
    «Das ist kein Scherz. Das ist bitterernst», entschied Kunze.
    «Alarmiere die Kollegen von den angrenzenden Revieren. Sie sollen mit mindestens drei Wagen zur Farm fahren.»
    Er wandte sich an einen zweiten Notrufsprecher. «Und benachrichtige den Kriminaldauerdienst. Die sollen mit rausfahren. Sag ihnen, ich begleite sie. Ich selbst alarmiere die Kollegen vom Sondereinsatzkommando.»
     
    Während Petersen vorsichtig auf den Lichtschein beim Stall zuging, begann die Maschinerie im Polizeipräsidium auf Hochtouren zu laufen. Bevor sie um die Ecke zum Stall bog, holte Petersen noch einmal tief Luft. Steenhoff sah eine erleichtert wirkende Frau auf sich zukommen.
    «Da bist du ja, Frank. Ich hatte mich schon gewundert, wo du steckst. Was hast du denn entdeckt?»
    «Mich», hörte Petersen eine schneidende Stimme hinter sich sagen. «Hände hoch und langsam umdrehen.»
    Petersen tat, wie ihr befohlen. Bei Maries Anblick stieß sie unwillkürlich einen leisen Schrei aus.
    «Los, Waffe weg!», befahl der Mann.
    Petersen sah ihn verblüfft an. «Ich besitze keine Waffe. Sie können sich selber überzeugen.»
    Sie öffnete ihre blaue Jacke und hielt sie ein Stückchen von sich ab. «Die Jacke ganz aus!», herrschte der Mann sie an.
    Steenhoff bemerkte, dass seine zur Schau getragene Selbstsicherheit zu bröckeln begann. Petersens Auftauchen hatte ihn aus dem
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