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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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sinnvoller, den Zaun mit einem Stacheldraht abzusichern, damit keine besoffenen Jugendlichen mehr rüberklettern können. Und jetzt schnapp dir die Tiere und vergrab sie auf der Obstwiese.»
    Smidts Stimme klang schärfer, als er es wollte. Doch der junge Mann reagierte nicht.
    «Ich finde, das muss die Polizei sehen», beharrte Daniel.
    «Der Täter kann doch nicht einfach ungestraft davonkommen.»
    Nachdenklich musterte Smidt seinen Mitarbeiter. Zum ersten Mal seit Daniel auf der Jugendfarm angefangen hatte zu arbeiten, empfand Smidt so etwas wie Sympathie für den verschlossen wirkenden Jungen.
    «Okay, ich rufe das Revier an. Aber mach dir bloß keine großen Hoffnungen. Wir können froh sein, wenn die in der nächsten Stunde einen Wagen schicken», sagte Smidt einlenkend und ging zurück in sein Büro.
     
    Wider Erwarten musste er schon nach 20  Minuten wieder hinaus in den Regen. Durch sein Fenster sah Smidt, wie ein Streifenwagen vor dem großen hölzernen Hoftor parkte. Offenbar nahm die Polizei seine Meldung doch ernster als erwartet. Ein untersetzter Beamter stieg aus und rüttelte vergeblich an dem verschlossenen Tor.
    «Warten Sie, ich schließe auf», rief Smidt dem Schutzpolizisten zu.
    «Moin», entgegnete der Mann ihm freundlich. «Horst Bollmann vom Revier Neustadt. Das ist mein Kollege Richard Iden.»
    Der Beamte drehte kurz seinen Kopf in Richtung Streifenwagen, in dem sein Kollege offenbar noch über Funk in ein Gespräch verwickelt war.
    «Und Sie haben hier ein paar dahingemeuchelte Hühner?», eröffnete Bollmann das Gespräch, während er mit dem Farmleiter in Richtung des Sees ging und sich bemühte, nicht in eine der vielen Pfützen zu treten.
    «Um genau zu sein: drei Hühner und einen Hasen», sagte Smidt.
    «Na, das ist ja schon ein richtiger Massenmord», sagte Bollmann und lachte über seinen eigenen Witz.
    Smidt zeigte auf die Hühnerkadaver.
    «Mann, Mann, was Leute im Suff so alles machen», seufzte Bollmann und beugte sich über die Kadaver.
    «Und der Hase?»
    «Ist an den Baum genagelt», sagte Smidt und zeigte auf die Eibe.
    Ungläubig starrte der Beamte auf das blutige Fell und den geöffneten Bauch des Tieres. Dann fasste er sich wieder. «Nee, da vergeht mir ja jeder Appetit auf Sonntagsbraten», versuchte er erneut zu scherzen. Smidt sah ihn stumm an.
    Die Stimmen hatten den Zivi aus dem Pferdestall gelockt. Unsicher ging er auf die Männer zu. Ohne Gruß wandte er sich direkt an Bollmann.
    «Was werden Sie machen, um das Schwein zu kriegen?»
    Der Beamte zuckte mit den Schultern. «Wir können eine Anzeige wegen Sachbeschädigung schreiben.»
    Der Junge sah Bollmann empört an. «Der Hase und die Hühner sind doch keine Sachen. Wollen Sie denn keine Spuren sichern oder in den Nachbarhäusern nach Zeugen suchen?»
    Verärgert betrachtete Bollmann den Jungen. Was glaubte der eigentlich, was sie in einer Acht-Stunden-Schicht alles zu erledigen hatten? Bollmann setzte gerade zu einer harschen Antwort an, als Smidt ihn unterbrach. «Das ist übrigens unser Zivildienstleistender Daniel Janssen. Er kümmert sich um die Tiere auf dem Hof.»
    Der Hinweis stimmte Bollmann sofort milder. Der Junge erinnerte ihn an seinen eigenen Sohn. Ein sanfter Junge, der die Dienstwaffe seines Vaters nie eines Blickes gewürdigt hatte. In einem früheren Streit mit seiner Frau hatte er den Sohn einmal als Warmduscher bezeichnet und es sofort wieder bereut.
    «Okay, junger Mann. Natürlich haben Sie recht», kehrte Bollmann wie auf Knopfdruck seine diplomatische Seite heraus, die ihm schon oft in Konfliktsituationen geholfen hatte.
    «Die Tiere sind keine Sachen. Aber rein juristisch werden sie so bewertet. Wir können natürlich auch noch eine Anzeige wegen Tierquälerei schreiben und unsere Pressestelle im Präsidium informieren. Vielleicht meldet sich ja jemand aufgrund eines Artikels in den Zeitungen.»
    Daniel schien erleichtert.
    «Ich mache noch ein paar Bilder von den Tieren für die Anzeige», sagte der Schutzpolizist und zog eine kleine Digitalkamera aus der Tasche.
    In dem Moment wurden die Männer von dem zweiten Beamten unterbrochen. Der Mann schenkte dem toten Hasen und den kopflosen Hühnern nur einen flüchtigen Blick.
    «Horst, wir müssen zur Kreuzung Neuenlander Straße/Ecke Langemarckstraße. Die Zentrale hat sich gerade gemeldet. Scheint ein schwerer Unfall zu sein. Ist kein anderer Wagen im Abschnitt frei.»
    Bollmann nickte. «Okay. Ich bin hier sofort fertig.»
    Er ging in
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