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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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wohlwollendes Nicken irritierte ihn.
    «Ich versichere Ihnen, ich werde Sie nicht mit Fragen bombardieren und mich im Hintergrund halten», meldete sich Petersen wieder zu Wort. Nach einem kurzen Zögern nickte Steenhoff schließlich.
    «Meinetwegen. Dann los!»

3
    Auf dem Weg zum Krankenhaus West schwieg Steenhoff. Er versuchte sich vorzustellen, was ihn am Tatort erwarten würde. Obwohl er nun seit zehn Jahren im 1 . Kommissariat arbeitete, hatte er erst bei zwei Morden an Prostituierten erlebt, dass sich die Täter an ihren toten Opfern sexuell vergangen hatten. Plötzlich hatte er wieder die Tatortfotos aus den Akten vor Augen. Widerwärtige Details kamen ihm in den Sinn.
    Eine der beiden Frauen stammte aus der Ukraine. Der Täter hatte sie erwürgt und ihr danach schwere Verletzungen im Anus zugefügt. Anschließend hatte er sich an der Leiche befriedigt. Im anderen Fall hatte der Mann der toten Frau mehrere Male mit einem Messer in die Brüste gestochen. Seit Jahren hatte Steenhoff nicht mehr an die beiden Opfer gedacht. Manchmal war er erstaunt, wie gut es ihm gelang, belastende Bilder zu verdrängen.
    Er warf einen Blick auf seine Beifahrerin.
    «Darf ich fragen, wie alt Sie sind?», hörte er sich plötzlich fragen und fand seine erste Frage an die neue Kollegin zugleich völlig unpassend. Doch Petersen schien nichts dabei zu finden.
    «Ich bin vergangene Woche 29  Jahre alt geworden.»
    «Stammen Ihre Eltern aus der Türkei, oder wie sind Sie zu dem Vornamen gekommen», hakte Steenhoff nach.
    «Ich bin Iranerin. Das heißt, seit ein paar Jahren besitze ich einen deutschen Pass. Und nach meiner Heirat auch einen deutschen Nachnamen. Ich habe ihn nach meiner Scheidung behalten. Mein persischer Familienname war einfach unaussprechbar. Fast so lang wie der Name dieser früheren Justizministerin. Wie hieß die noch? Leutheuser-Schnarrenberger oder so ähnlich.»
    Steenhoff musste schmunzeln. Aber bevor er das Thema Doppelnamen vertiefen konnte, lenkte ihn ein Umleitungsschild an der Hauptstraße ab. Bremen schien im März schon wieder voller Baustellen zu sein. Nachdem er sich wegen der neuen Streckenführung kurz verfahren hatte, stand er endlich auf dem Parkplatz des städtischen Krankenhauses West. Nur ein Behindertenparkplatz war in der Nähe des Eingangs noch frei. Ohne zu zögern, griff Steenhoff auf den Rücksitz, holte die Polizeikelle heraus und legte sie gut sichtbar neben das Lenkrad des Wagens.
    Einen Augenblick erwartete er, dass die junge Frau ihn dafür rügen würde. Von seiner Frau Ira hätte er für die Benutzung eines Behindertenparkplatzes sofort eine bissige Bemerkung kassiert. Sogar Marie hätte ihrem Vater diese Parkplatzwahl nicht einfach durchgehen lassen. Doch Petersen war ohne Protest oder hochgezogene Augenbrauen ausgestiegen und wartete schon neben dem Auto auf ihn.
     
    Am Empfangsschalter im Eingang des großen Krankenhauses holte Steenhoff seinen Dienstausweis aus der Tasche.
    «Frank Steenhoff. Kripo Bremen. Wir sind vom Krankenhaus benachrichtigt worden.»
    Der ältere Mann am Schalter zuckte merklich zusammen.
    «Ja, Ihre Kollegen sind schon da. Der Geschäftsführer des Krankenhauses erwartet Sie bereits. Das Zimmer von Herrn Dr. Decker liegt im dritten Stock, links vom Fahrstuhl.»
    «Mit Herrn Decker werde ich mich später unterhalten. Wir wollen in die Pathologie», sagte Steenhoff ruhig.
    Eifrig stand der Mann auf und zeigte auf einen Flur rechts vom Eingang.
    Sofort dämpfte er seine Stimme. «Dort hinten hängt ein Schild: Ganz unten steht ‹Pathologie› drauf. Wenn Sie der Beschilderung folgen, kommen Sie direkt dorthin.»
    Steenhoff hörte schon gar nicht mehr zu. Er kannte die Pathologie im Krankenhaus West und auch die der anderen Bremer Krankenhäuser. Regelmäßig wurden die Ermittler der Mordkommission in die Kliniken gerufen, wenn im Zusammenhang mit einem Verstorbenen Ungereimtheiten aufgetreten waren oder der Verdacht einer Straftat vorlag.
    Steenhoff und Petersen gingen durch schmale Gänge und mussten mehrfach abbiegen, bis sie endlich auf dem Flur zur Pathologie standen. Vor der letzten Glastür hatte sich ein junger Beamter von der Schutzpolizei aufgebaut. Als er die beiden sah, trat er sofort auf Steenhoff und seine Begleiterin zu.
    «Sie können hier nicht durch.» Um seine Anweisung zu unterstreichen, stellte er sich Steenhoff in den Weg. Doch der Kriminalhauptkommissar schien ihn kaum zu beachten.
    «Lass mal gut sein. Mordkommission.»
    Sofort
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