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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen
Autoren: Marliss Melton
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verlegen an dem Stoff herum.
    »Mir hat er auch eins geschenkt«, bekannte Luther mit zuckenden Mundwinkeln.
    »Zu meinem gehörte auch noch ein Jobangebot«, platzte Hannah heraus. Ja, und wenn sie darüber nachdachte, hatte sie das verdammte Ding ein halbes Dutzend Mal getragen, ohne zu begreifen, warum sie so sehr daran hing.
    Luther sah sie aufmerksam an.
    »Ich werde sein Angebot annehmen.« Die Gewissheit, die sie überkam, gab ihr ein gutes Gefühl.
    Damit hatte sie Luther sprachlos gemacht.
    »Also, was meinst du?«, fragte sie aufgeregt.
    »Du wirst für das FBI arbeiten«, wiederholte er.
    »Ja«, antwortete sie mit einem erstaunten Lächeln.
    Seine Miene verdüsterte sich. »Ich dachte, du könntest es nicht erwarten, wieder zur Agency zu gehen«, sagte er mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme.
    »Konnte ich auch nicht. Und ich bin ja auch zurückgegangen. Ich hab sogar meinen ersten Einsatz zugewiesen bekommen. Griechenland«, fügte sie hinzu und beobachtete, wie sich seine Verärgerung in Irritation verwandelte. »Aber jetzt will ich nicht mehr weg.«
    Er sah sie von oben bis unten an, als versuche er herauszufinden, ob er es wirklich mit Hannah Geary oder mit ihrer bösen Zwillingsschwester zu tun hatte. »Möchtest du dich nicht setzen?«, fragte sie erneut.
    Sie ging in den Wohnbereich, ließ sich in einem Sessel mit hoher Rückenlehne nieder und zwang ihn damit, es ihr gleichzutun. Ihm etwas zu trinken anzubieten stand anscheinend nicht in ihrem Drehbuch. »Ich schätze, wir müssen ein bisschen was aufholen«, begann sie.
    »Das glaube ich auch.« Damit nahm er auf ihrem Zweiersofa Platz. Wie aus Protest knackten die Beine des antiken Möbelstücks.
    »Ich habe viel an dich gedacht«, sagte sie und beobachtete dabei seine Reaktion.
    »Und ich an dich«, antwortete er mit undurchdringlicher Miene. »In der Zeitung stand, dass Caleb Newman fünfundzwanzig Jahre gekriegt hat. Da hab ich mich gefragt, was du wohl darüber denkst.«
    Hannah seufzte tief. »Ich denke, in der Psychiatrie wäre er besser aufgehoben«, meinte sie. »Die Vorstellung, man habe das Recht, das Schicksal anderer Menschen zu kontrollieren, ist irgendwie total unheimlich.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass er meine Eltern umgebracht hat.«
    Luther machte ein mitfühlendes Gesicht.
    »Und, wie ist es dir so ergangen?«, erkundigte sie sich, begierig, Neuigkeiten zu hören. »Wie geht’s allen? Westy und Jaguar?«
    »Westy ist in Malaysia«, teilte er mit, ohne auf die Frage nach sich selbst einzugehen. »Seit Ende Oktober. Bis jetzt habe ich nichts von ihm gehört. Jaguar ist inzwischen wieder im aktiven Dienst. Er ist der neue Executive Officer. Oh, und der Master Chief hat direkt nach seinem Abschied geheiratet. Er macht sich damit verrückt, dass der Anbau an seinem Haus fertig werden muss, weil er und Leila im Mai Zwillinge erwarten.«
    »Zwillinge!«, staunte sie.
    »Sebastian hat Ultraschallbilder, aber man kann darauf nur zwei kleine Flecken erkennen.«
    Sie verspürte einen Anflug von Neid. »Der Master Chief ist bestimmt sehr glücklich.«
    »Er dreht total durch.«
    »Und du?«, hakte Hannah nach.
    »Ist immer dasselbe«, antwortete er wortkarg. »Viele Einsätze. Schnell. Kalt. Brutal.«
    Angesichts seiner knappen Antwort schwieg sie. Sie spürte, dass er gern mehr gesagt hätte, doch er machte Anstalten, aufzustehen. »Ich schätze, ich sollte gehen.«
    »Nein!« Sie rutschte an den Rand ihres Sessels, bereit, sich auf ihn zu stürzen, falls es sein musste. »Bitte, geh noch nicht!«
    Er setzte sich seufzend wieder hin. »Ich hab versucht, dich zu vergessen«, entfuhr es ihm, »so wie du es von mir wolltest.« Seine Kiefermuskeln zuckten.
    »Das habe ich nie von dir verlangt«, widersprach sie und etwas schnürte ihr plötzlich den Hals zu.
    »Du weißt, was ich meine. Ich wollte dich dein Leben leben lassen. Dir nicht zur Last fallen.«
    »Oh, Luther, du würdest mir niemals zur Last fallen.« Dass er so etwas auch nur denken konnte, trieb ihr Tränen in die Augen. Sie griff nach einer Box Papiertaschentücher und zupfte eines heraus. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich mach das in letzter Zeit häufig. Angeblich tut’s mir gut.«
    Luthers erstaunter Gesichtsausdruck war beinahe komisch. »Vielleicht gehe ich besser. Ich will dich nicht aus der Fassung bringen.«
    »Nein, bitte.« Sie bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen. »Ich weiß, du bist überrascht,
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