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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen
Autoren: Marliss Melton
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trocknete.
    Er hörte Schritte näher kommen und fuhr alarmiert herum. Mit Entsetzen erkannte er Veronicas Umrisse. Sie war als Begleitung von Fähnrich Peter zur Abschiedsparty des Master Chief gekommen.
    »Hey!«, rief sie. Vor dem Hintergrund der Brandung klang ihre Stimme anders. »Ich hab dich rausgehen sehen und wollte dir etwas sagen.«
    »Was?« Er fragte sich, warum er sich jemals zu Veronica hingezogen gefühlt hatte. Ihre dunklen Augen und das sture Kinn verliehen ihr etwas Unergründliches – ganz im Gegenteil zu Hannahs Klarheit.
    »Es tut mir leid, dass ich Eddie von dieser Hannah erzählt habe, mit der du zusammen warst. Ich wusste, wie viel er zu verbergen hatte.«
    Eddie? Er brauchte einen Moment, bis er begriff, dass sie Commander Lovitt meinte, der in der Absicht, Hannah zu erschießen, bevor sein guter Ruf in Gefahr geriet, um Westys Haus herumgeschlichen war. »Es sollte dir auch leidtun«, gab er unversöhnlich zurück. Ihm wurde klar, dass Veronica auch mit Lovitt geschlafen hatte. Vermutlich war sie selbst am meisten von sich angewidert, trotzdem wollte er ihr am liebsten ihren hübschen, schlanken Hals umdrehen, weil Hannah ihretwegen beinahe getötet worden wäre. Um es nicht so weit kommen zu lassen, schob er seine Hände in die Hosentaschen.
    Veronica erschauerte, wich aber nicht von der Stelle. Offenbar war sie trotz seiner Feindseligkeit fest entschlossen, mit ihm zu reden. »Außerdem wollte ich dir sagen … Du bist wirklich ein feiner Kerl, Luther. Es tut mir leid, dass ich nicht gut zu dir war.«
    Vor Überraschung verschlug es ihm kurz die Sprache. Hm, ja, momentan fühlte er sich allerdings gar nicht wie ein feiner Kerl. Er war wütend, verletzt und gefährlich unberechenbar.
    »Ich möchte dir das hier zurückgeben«, fuhr sie fort und hielt ihm einen glänzenden Gegenstand hin.
    Er erkannte den Ring, den er ihr geschenkt und der ihn fünf Riesen gekostet hatte. »Behalt ihn«, sagte er, denn er wollte ihn nicht in die Hände bekommen. Das Schmuckstück bedeutete ihm rein gar nichts. Wenn sie es ihm jetzt aufdrängte, würde er es nur ins Meer schleudern.
    »Bist du sicher?«, fragte sie.
    »Ja.« Er war sich absolut sicher. Wie es aussah, würde er niemals heiraten. Er glaubte nicht, dass er jemals eine andere Frau so lieben könnte wie Hannah.
    »Na gut.« Veronica runzelte verwirrt die Stirn, drehte sich um und ging weg.
    Luther sah ihr nach und wäre am liebsten selbst einfach so vor sich weggelaufen. Stattdessen verharrte er mit dem gottverdammten Gefühl, dass er sich das Beste im Leben durch die Lappen hatte gehen lassen.

20
    Alexandria, Virginia
    1. Januar, 13 Uhr 53
    Am ersten Tag des neuen Jahres herrschte für den Norden von Virginia typisches Wetter – die Temperaturen lagen gerade einmal über dem Gefrierpunkt und es war ungemütlich nass, sodass die Kälte bis auf die Knochen ging.
    Warum bloß, fragte sich Hannah, hatte sie sich entschieden, am Potomac entlangzulaufen, wo ein schneidender Wind vom Wasser herüberwehte? Ihre Lungen brannten, ihr lief die Nase und trotz des Schweißfilms unter ihrem Jogginganzug hatte sie kaum noch Gefühl in den Gliedern.
    Als der Stadtrand in Sicht kam, verlangsamte sie ihr Tempo und ging zügigen Schrittes weiter, um wieder zu Atem zu kommen.
    Sie musste sich selbst bestrafen. Niemand sonst war heute auf dem historischen Areal unterwegs. Wahrscheinlich lagen alle noch an ihre Liebsten gekuschelt im Bett und schliefen ihren Rausch aus.
    Der Gedanke versetzte ihr vor Eifersucht einen Stich. Oh, Luther , seufzte sie innerlich.
    Und das ist erst der Anfang , höhnte eine Stimme in ihrem Kopf. Kurz nach Weihnachten hatte sie ihren ersten Einsatzbefehl erhalten. Sie würde für zwei Jahre nach Griechenland gehen und dort verdeckt als Sekretärin in der amerikanischen Botschaft arbeiten. Wenn es einen Traumeinsatz gab, dann war es dieser – Griechenland! Wer würde nicht im sonnigen Griechenland, der Wiege der Zivilisation leben wollen?
    Sie erinnerte sich selbst daran, was für ein Glück sie hatte. Die meisten Anfänger bekamen die fiesen Jobs und mussten nach Kirgisien oder Nigeria. Jemand in der Agency passte auf sie auf – vermutlich Westmoreland höchstpersönlich.
    Warum also verspürte sie einen solchen Widerwillen, der sie regelrecht niederzudrücken schien? Sie verließ den Bürgersteig und überquerte eine Kopfsteinpflasterstraße; wenn sie ausatmete, bildeten sich kleine Wölkchen in der Luft. Das warme Mittelmeerklima
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