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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen
Autoren: Marliss Melton
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seinem Hals konnte er das Abendessen gar nicht richtig genießen, weshalb er schließlich seine Gabel beiseitelegte und einen Schluck Eiswasser nahm. Sebastian schwor sich, seine berühmte Selbstbeherrschung nicht ausgerechnet am heutigen Abend zu verlieren. Er würde nicht anfangen zu weinen.
    Leila, die in einem atemberaubenden scharlachroten Kleid neben ihm saß, das im Schein der Kristalllüster förmlich zu leuchten schien, blickte ihn von der Seite aus forschend an.
    »Alles in Ordnung mit dir, Sebastian?«, fragte sie und legte ihrerseits die Gabel weg.
    »Ja, sicher«, antwortete er und zwang sich für sie zu einem Lächeln. Doch dann ließ er seinen Blick weiterschweifen und entdeckte Jaguar, der Helen gerade etwas ins Ohr flüsterte, sowie Luther, der sein Roastbeef in Quadrate schnitt, und er fühlte sich, als würde es ihm die Brust zuschnüren. Er war drauf und dran, sich zu blamieren.
    Leila nahm die Serviette von ihrem Schoß. »Würdest du bitte mal mit mir zu den Toiletten kommen?«, bat sie ihn unvermittelt.
    Er betrachtete sie genauer. »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Mir geht’s gut«, antwortete sie mit einem beruhigenden Lächeln. »Ich weiß bloß nicht genau, wo die Toiletten sind.«
    »Gut.« Er schob seinen Stuhl zurück und führte sie hinaus, ohne auf die neugierigen Blicke zu achten.
    Kaum waren sie auf dem Korridor unter sich, wandte sich Leila ihm zu und strich mit den Fingern leicht über den Ärmel seiner schwarzen Ausgehuniform. »Ich kann das hier unmöglich von dir verlangen«, erklärte sie und in ihren großen Augen lag Bedauern.
    Er schüttelte den Kopf. »Was denn?«
    »Dass du für mich deinen Abschied nimmst. Oh, Sebastian, du machst so ein trauriges Gesicht.«
    Er nahm ihre Hände in seine, spürte, wie sehr er sie für ihre Besorgnis liebte. »Natürlich bin ich traurig, querida . Diese Männer waren viele, viele Jahre lang meine Familie. Ich werde sie vermissen.« Er räusperte sich, um den hartnäckigen Kloß in seinem Hals loszuwerden.
    »Wie kann ich es dir leichter machen?«, erkundigte sie sich und verschränkte ihre Finger mit seinen.
    »Das hast du schon«, versicherte er ihr und küsste sie.
    Sie warf ihm einen geheimnisvollen Blick zu. »Vielleicht hilft ja das hier.« Leila löste sich von ihm und fischte einen Gegenstand aus dem mit Pailletten besetzten Täschchen, das sie über der Schulter trug. »Ich trage das hier nun schon seit einigen Tagen mit mir herum, weil ich auf den richtigen Augenblick gewartet habe … « Dann hielt sie ihm mit ängstlichem Blick ein Plastikstäbchen entgegen.
    »Was ist das?«, fragte er, ohne zu erkennen, was es war.
    »Schau in den Kreis. Was siehst du?«
    »Ein Pluszeichen«, antwortete er. Dann hob er langsam den Blick und sah sie an. Er spürte, wie alles Blut aus seinem Gesicht wich. »Ist es das, was ich denke?«
    »Was würdest du von einer richtigen Familie halten, Sebastian?«, gab sie zaghaft zurück.
    Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn, schien plötzlich Helium im Kopf zu haben. »Wir kriegen ein Baby?«
    Ihre Augen begannen zu leuchten. »Möchtest du das denn?«, fragte sie unsicher.
    Das Lächeln, das er ihr nun schenkte, hatte nichts Gezwungenes mehr. » Querida , du hast mich damit zum glücklichsten Mann der Welt gemacht!«, schwor er grinsend.
    »Bist du sicher?«
    »Und ob ich sicher bin! Komm mit!«
    Statt sich unter vier Augen von ihr trösten zu lassen, zog er Leila plötzlich in den Ballsaal zurück. Natürlich bemerkten alle Anwesenden dort ihren Auftritt, taten aber höflicherweise so, als würden sie nichts bemerken. Sebastian marschierte mit Leila im Schlepptau geradewegs zum DJ, beugte sich vor und flüsterte dem Mann etwas ins Ohr, der ihm daraufhin das Mikrofon aushändigte.
    »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«, rief Sebastian, wobei seine Stimme über die Lautsprecheranlage besonders beschwingt klang.
    Sofort wurden ihnen Dutzende von Köpfen zugewandt. »Ich weiß, Sie essen alle noch auf, und die Torte ist auch noch nicht angeschnitten, trotzdem habe ich etwas zu sagen.«
    Der Saal hüllte sich in respektvolles Schweigen. Leila suchte panisch Helens Blick und schaute zum erhöhten Tisch herüber. Ihre Freundin hatte ein kleines, erwartungsvolles Lächeln aufgesetzt. Leilas Herz begann zu rasen. Bestimmt wollte Sebastian seinen Gästen lediglich für ihr Kommen danken. Aber vielleicht wollte er auch die gute Nachricht loswerden, dass er nun bald Vater wurde.
    Sie schluckte, um
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