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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen
Autoren: Marliss Melton
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auf seinem großen, grünen Sofa und genoss das Kaminfeuer. Während Luther sich auf der Couch langgemacht hatte, streckte Hannah sich zwischen seinen Beinen aus, schmiegte den Kopf an seine Brust und nahm nun mit geschlossenen Augen die Hitze in sich auf.
    »Mollig«, schnurrte sie und wollte nur noch diesen Moment genießen, war dankbar dafür, heil davongekommen und fürs Erste glücklich zu sein.
    »Tut dir immer noch alles weh?«
    »Alles.« Es gab wahrhaftig keinen Muskel in ihrem Körper, der nicht schmerzte, doch wenn sie sich nicht rührte, ging es ihr bestens.
    »Woran denkst du?«, fragte er.
    Hannah seufzte. Es hatte sowieso keinen Zweck, ihr Gespräch weiter auf die lange Bank zu schieben. Sie konnte Luthers Rastlosigkeit fühlen, sein wachsendes Verlangen nach einer Antwort. Er hatte ihr, nach seinem gestrigen Bekenntnis, sie nicht ziehen lassen zu wollen, an diesem Tag seine Liebe gestanden. Sie durfte ihn also nicht länger warten lassen.
    Bisher hatte der irre Verlauf des Tages sie jedoch daran gehindert. Auf dem Rollfeld waren die ganze Zeit über Sanitäter um sie herumgewuselt, die Hannah kurz vor Luther und Kevin erreicht hatten, obwohl die beiden sofort aus dem Kontrollturm gestürmt waren. Beide nach Luft schnappend, beide mit Tränen in den Augen. Abwechselnd hatten sie Hannah in den Arm genommen, während Newman und der Pilot von den Sanitätern versorgt und schließlich in Begleitung eines FBI-Agenten vom Platz getragen worden waren.
    Hannah war anschließend in die Schalterhalle gebracht worden, wo Crawford sie vor den Fragen der Militärpolizei abgeschirmt hatte. Sie hatte an dem Orangensaft genippt, der ihr von irgendwem in die Hand gedrückt worden war, und versucht, ihr Zittern und Schlottern unter Kontrolle zu bekommen. Ihre Verlegenheit war Luther natürlich nicht entgangen, und so hatte er sie auf seinen Schoß gezogen, woraufhin Kevin die Kinnlade heruntergeklappt war. Nach und nach hatte Luthers Wärme sich auf ihren traumatisierten Körper übertragen und ihr Bibbern hatte allmählich nachgelassen.
    Und nun, da das Kaminfeuer sie wärmte und sie starke Schmerzmittel im Körper hatte, fühlte sie sich dermaßen lethargisch, dass sie nicht einmal sicher war, ob sie sich überhaupt würde bewegen können. Doch dann kam der Moment, da sie Luther behutsam von sich schob, obwohl sich jeder Muskel in ihrem Leib förmlich danach sehnte, sein Angebot anzunehmen und es mit ihm zu versuchen. Aber wie sie bereits ihrem Onkel gesagt hatte: Luther zu lieben bedeutete, nur dessen Glück im Blick zu haben. Und mit ihr zusammen zu sein, würde ihn sicher nicht glücklich machen.
    Sie rückte ein Stück von ihm weg, der Schmerz ließ sie zusammenzucken. »Gut«, lenkte sie ein, »wir müssen reden.« Sie steckte sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr.
    Sein ernster, bekümmerter Gesichtsausdruck machte sie fast fertig.
    Gott, dabei wäre es so einfach, sich auf ihn einzulassen. Aber sie würde ihm nur wehtun, und allein den Gedanken daran konnte sie nicht ertragen. »Ich habe gehört, was du während der Landung zu mir gesagt hast«, bekannte sie leise.
    Er blickte sie beinahe ängstlich an. »Und?«, fragte er und versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Und ich liebe dich auch.« Sie strich über sein markantes Kinn, während ihr Herz sich wie ein riesiges Krebsgeschwür in ihrer Brust anfühlte.
    Für einen kurzen Moment glänzten seine Augen, doch das Funkeln erlosch rasch wieder, und er bekam einen wachsamen Blick. »Wieso höre ich da ein Aber heraus?«, wollte er wissen.
    Hannah seufzte. »Liegt das denn nicht auf der Hand, Luther? Ich kann doch nicht verlangen, dass du deine Träume für mich aufgibst. Du wünschst dir eine Frau, die hier die Stellung hält, während du unterwegs bist und Terroristen jagst«, zitierte sie ihn. »Aber so bin ich nicht. Ich bin nicht mal stubenrein.«
    Ihr Versuch, witzig zu sein, entlockte ihm nur ein müdes Lächeln, der Ausdruck in seinen dunkelblauen Augen blieb weiter ernst. »Aber das weiß ich doch«, wandte er ein. »Ich habe dir gesagt, dass ich zu Kompromissen bereit bin.«
    »Aber es geht hier nicht bloß um einen Kompromiss, sondern um ein Opfer. Du willst doch Kinder, weißt du noch? Aber ich bin nicht so der mütterliche Typ – zumindest noch nicht. Ich habe nicht mal über Kinder nachgedacht. In den letzten drei Jahren hatte ich nur die Arbeit im Kopf, die ich machen möchte. Ich will reisen, andere Menschen kennenlernen, ihre Sprachen
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