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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen
Autoren: Marliss Melton
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nun auf die Armaturen neben deinem rechten Knie. Siehst du einen anderen, kleineren Griff, der wie der Außenrand eines Flügels geformt ist?«
    »Ja.«
    »Der ist für die Landeklappen. Lass den Griff in der erstmöglichen Position einrasten.«
    Sofort wurde das Flugzeug wieder langsamer, und die Schnauze ruckte ein Stück himmelwärts.
    »Welche Geschwindigkeit?«, fragte Luther.
    »Wieder hundertzehn.«
    »So bleiben. Wenn die Maschine langsamer wird, drehst du die Trimmung weiter, bis sich die Nase wieder senkt. Wenn sie schneller wird, drehst du in die andere Richtung. Und denk dran«, fügte er hinzu, »das ist sehr wichtig: Du kontrollierst das Tempo, indem du die Nase nach oben oder unten bewegst. Die Flughöhe beeinflusst du mit den Schubhebeln. Alles klar?«
    Tempo: Nase. Flughöhe: Schubhebel . »Alles klar.«
    »Wenn du Schub wegnimmst, senkt sich die Nase, und die Maschine wird schneller. Um dagegen anzugehen, musst du die Nase heben und das Tempo bei hundertzehn halten.«
    Lieber Gott, was sie alles im Auge behalten musste! »Ich lege jetzt das Mikro weg«, teilte sie ihm mit, da sie alle Hände voll zu tun hatte.
    »Nur zu.«
    »Luther?«, fuhr sie in dem Gedanken fort, dass dies womöglich die letzte Chance sein würde, mit ihm zu reden.
    »Ja, Hannah?«
    Sie zögerte. Wie konnte sie ihm nur verdeutlichen, wie sehr sie jeden Augenblick mit ihm genossen hatte? »Es hat Spaß gemacht«, sagte sie, frustriert darüber, dass ihre Worte nur unzureichend das wiedergaben, was sie eigentlich hatte ausdrücken wollen.
    Er prustete los. »Baby, deine Vorstellung von Spaß ist echt der Hammer.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.« Um dem Elend endlich ein Ende zu bereiten, legte sie die Kopfhörer weg.
    Dann checkte sie Geschwindigkeit, Trimmung und Schub und achtete darauf, dass ihre Maschine gleichmäßig schnell und ausbalanciert flog.
    Kurz darauf war wieder Luthers Stimme zu hören. »Gut, Hannah, schieb die Landeklappen jetzt eine Position weiter. Richte die Nase so aus, dass du konstant hundert fliegst. Der Wind spielt zum Glück keine Rolle.«
    Hannah drückte den Griff runter, woraufhin die Maschine sofort mit der Nase nach oben ging. Die Nadel begann zu sinken. Sie zögerte und überlegte kurz, bevor sie, um schneller zu werden, die Trimmung weiterdrehte.
    Als sie nach draußen blickte und sah, wie nah der Boden bereits war, zuckte sie zusammen. Wenigstens kam sie mittig rein. Sie schmeckte Salz auf der Oberlippe.
    »Lass jetzt die Landeklappen in der letztmöglichen Position einrasten«, wies Luther sie an. »Dann gehst du runter auf neunzig. Und denk immer daran, die Geschwindigkeit mit der Trimmung und die Entfernung zum Boden mit den Schubhebeln zu kontrollieren. Und das alles sehr behutsam.«
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als Hannah den Landeklappengriff zurückzog.
    Die Maschine reagierte wie vorher, wurde langsamer und die Schnauze ging nach oben. Um das Tempo bei neunzig zu halten, drehte sie das Rädchen weiter. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass sich das Flugzeug bereits viel zu nah am Boden befand, die Landebahn aber immer noch ziemlich weit entfernt war. In Panik stieß sie beide Schubhebel vor.
    Die Triebwerke heulten auf, und die Nase ruckte in die Höhe. Oh Gott, sie verlor die Kontrolle!
    Luthers Stimme war Balsam für ihre Seele. »Langsam, Hannah«, erinnerte er sie. »Du brauchst nicht viel Schub, um da oben zu bleiben.«
    Sie zog die Schubhebel zurück, und die Nase sank wieder. Sie ließ es zu. Und, oh Wunder, die Nadel blieb bei neunzig hängen. Der Boden kam näher. Sie korrigierte leicht mit den Füßen.
    Plötzlich schien das vordere Ende der Landebahn regelrecht auf sie zuzuschießen.
    »Du machst das toll, Baby«, hörte sie Luthers ruhige Stimme. Er klang konzentriert. »Vor dir siehst du eine ellenlange Landebahn, du kannst die Maschine jetzt kommen lassen. Wenn du etwa zwanzig Fuß steigst, ziehst du die Schubhebel an. Wenn du dann zur Landung ansetzt, musst du vorsichtig den Steuerknüppel zurückziehen. Benutz die Ruder, um gerade hereinzukommen. Du schaffst das, Hannah. Ich liebe dich.«
    Es war, als würde der Beton der Landebahn nur so unter ihr wegrauschen. Sie war dermaßen schnell, dass es ihr unmöglich erschien, nicht darauf zu zerschellen.
    »Schubhebel zurück«, befahl Luther, als der Boden bedrohlich nah kam. Das Geräusch der Triebwerke erstarb.
    »Steuerknüppel. Langsam.«
    Sie zog am Steuerknüppel, dann noch ein wenig mehr. Der Widerstand war
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