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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition)
Autoren: David Peace
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um hier neben uns zu stehen – Gemeinsam. Schulter an Schulter. Vereint. Wir marschieren als Einheit – unter ihren Bannern und Abzeichen. Mit ihren Ortsverbänden und Kapellen – Ihren gedämpften Trommeln.

DIE LETZTE WOCHE
    Montag, 4. März – Sonntag, 10. März 1985
    Der Jude hatte gehofft, das Wochenende in Chequers bei der Premierministerin zu verbringen. Er ist aber nicht eingeladen worden. Stattdessen verbringt er die Zeit nun im Bett. Decke bis an den Hals, Hände unter der Decke. Er verfolgt ihren Auftritt –
    »Wir mussten sicherstellen, dass Gewalt und Einschüchterung und die unmöglich zu erfüllenden Forderungen sich nicht durchsetzten. Es hätte 1985 in Großbritannien weder Frieden noch Ordnung geben können, hätten wir der Gewalt und der Einschüchterung nachgegeben …«
    Wieder und wieder spielt er die Videoaufnahmen ab, die er gemacht hat, blättert in den Ausschnittsammlungen –
    »Was ist der Unterschied«, fragt der Jude, »zwischen einem Ei und unserer Premierministerin?«
    »Unsere Premierministerin kann man nicht weich kochen«, antwortet Neil Fontaine –
    »Sehr gut, Neil«, sagt der Jude lachend. »Wirklich sehr, sehr gut.«
    Der Vorsitzende ruft nicht zurück. Der Minister auch nicht. Die einzigen Freunde des Juden sind nun die arbeitenden Bergleute und deren gierige Frauen.
    Der Jude gibt Neil für den Rest der Woche frei. Er muss ein wenig allein sein –
    Mit seinen Videos und Ausschnittsammlungen, unter den Laken und Decken
.
    Auch Neil braucht ein wenig Zeit für sich. Er hat noch etwas ins Lot zu bringen –
    Neil fährt wieder in den Norden.
    Der General kommt in die Kaserne. Alle stehen neben ihren Pritschen

    Der General marschiert auf den Mechaniker zu und bedeutet ihm, bequem zu stehen. Er reicht ihm eine Notiz
.
    Der Mechaniker nimmt sie, öffnet sie, liest

    Zeit und Ort. Job und Lohn –
    »Es gibt nur eine Lösung«, sagt der General. »Wirst du es machen, David?«
    Der Mechaniker sieht den General an und salutiert. »Ja, Sir, das werde ich.«
    Die Trauermärsche. Unter Flöten und Trommeln in die Leibeigenschaft –
    »Es wird keine Schuldzuweisungen geben. Kein Gerede über Sieg oder Niederlage.«
    Der letzte Aufmarsch. In die Fesseln der Leibeigenschaft. Banner und Kapellen –
    »Nicht, dass mich jemand missversteht, es ist ein Sieg.«
    Neil startet den Wagen und fährt in ein weiteres Dorf –
    »Ich will keine Häme.«
    Und in noch eins und noch eins, bis er genug (zu viel) gesehen hat –
    »Keine Amnestie. Keine Vergebung.«
    Die Tür ist offen, der Aschenbecher voll. Das Telefon an seinem Hotelbett klingelt.
    Die Gewerkschaft war versenkt. Der Präsident sprach auf leeren Decks, während die Ratten die Rettungsboote stahlen –
    Er sprach von den Bolschewiken, 1905, von Maos langem Marsch, von Castro in den Bergen. Aber der wahre Schmerz, die eigentliche Sorge fing jetzt erst an. Heute –
    Am Morgen nach dem Streik
. Terry wusste es (hatte es schon die ganze Zeit gewusst). Sicherheitsnetze.
Cause juste
. Materielle und praktische Unterstützung –
    Alles Schall und Rauch
, das konnte Terry nun sehen (und hatte es schon immer geahnt).
    Das Geld war verloren. Die Männer waren verloren. Der Streik war verloren –
    Die Hexenjagd hatte begonnen, das Geflüster, das Fingerzeigen, die Prozesse, die Verbrennungen

    Diane hatte gesagt, dass es dazu kommen würde, und sie hatte recht gehabt (sie hatte immer recht).
    Terry nahm auf der Treppe zwei Stufen auf einmal und hämmerte gegen die Hoteltür –
    Niemand öffnete

    Terry klopfte und klopfte. Im ganzen Flur gingen Türen auf und wieder zu –
    Die falschen Türen
.
    Terry lehnte den Kopf gegen die Tür und betete. »Bitte«, sagte er –
    Die Tür ging auf. Terry trat vor, blickte auf. »Was …?«
    Bill Reed und Len Glover standen mitten im Zimmer.
    »Was ist passiert?« fragte Terry. »Wo ist Diane?«
    »Welche Diane?« entgegnete Len. »Von wem redest du?«
    Terry sah Bill an. »Sie …«
    »Ist doch nicht in diesen Koffern, oder?« fragte Bill Reed lachend. »In Einzelteilen?«
    Terry schüttelte den Kopf. »Ich …«
    Len nahm ihm die beiden Koffer ab und öffnete sie auf dem Doppelbett –
    Tausende und Abertausende englischer Banknoten
.
    »Weitere Hypothekenzahlungen für den Präsidenten?« fragte Bill. »Ist es das?«
    Terry schüttelte erneut den Kopf. »Ich kann das erklären. Ich zeige es euch …«
    Len packte ihn an einem, Bill am anderen Arm. Zusammen gingen sie den Flur entlang,
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