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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition)
Autoren: David Peace
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du dir Sorgen? Ist bald Sommer, antwortet er. Ich schau mir den Burschen an und sage, kenn ich dich? Nein, erwidert er. Tust du nicht. Tag 3 . Tausend Pfund pro Arbeitsjahr. Wir hätten fünfzehntausend Pfund, sagt Cath. Und was können wir uns davon kaufen, frage ich. Frieden und Ruhe, sagt sie. Und für wie lange, frage ich. Fünfzehntausend Pfund, Martin – Damit kann ich mich nicht befassen. Ich lasse sie mit der Zahl allein. Ich fahre nach Thurcroft. Ich spiele Darts und trinke. Schnaps. Abendessen. Sonst gibt es nichts zu tun. Man sagt uns, wir sollen ruhig bleiben. Soll Nottingham

ERSTE WOCHE
    Montag, 5. März – Sonntag, 11. März 1984
    Terry Winters saß in seiner Dreizimmerwohnung in einem Vorort von Sheffield, South Yorkshire, am Küchentisch. Seine drei Kinder zankten sich ums Rührei. Seine Frau machte sich Sorgen um die Wäsche und das Wetter. Terry kümmerte sich nicht um sie. Er zog eine Karteikarte aus der rechten Jackentasche, las sie, schloss die Augen. Er wiederholte laut, was er gerade gelesen hatte. Er schlug die Augen auf und las die Karte noch einmal. Kontrollierte das Gesagte. Alles richtig. Dann steckte er die Karte in die linke Jackentasche. Er nahm eine zweite Karte aus der rechten Tasche, las sie, schloss die Augen. Dann wiederholte er laut, was er gerade gelesen hatte. Er schlug die Augen auf. Die Kinder stritten sich um einen Toast. Seine Frau machte sich noch immer Sorgen um die Wäsche und das Wetter. Sie kümmerten sich nicht um ihn. Er las die Karte erneut. Wieder alles richtig. Er steckte die Karte in die linke Tasche, zog eine weitere aus der rechten. Er las sie. Dann schloss er die Augen. Terry Winters lernte seinen Text auswendig.
    Neil Fontaine steht vor der Tür zur Suite des Juden im vierten Stock des Claridge’s. Er hört das Telefon klingeln und die Stimmen drinnen lauter werden. Er denkt an den Zufall der Zustände, das Miteinander der Motive, den Sinn der Sache. Neil Fontaine steht vor der Suite des Juden im vierten Stock, hört die Korken knallen und die Gläser klingen. Er denkt an den Beginn von Kriegen und das Ende von Epochen, an den Zeitpunkt eines Meetings, das Öffnen eines Umschlags –
    Die Schließung einer Zeche und die Ausrufung eines Streiks –
    Das Licht in einem Flur. Den Schatten an der Wand –
    Furcht und Elend in diesem Neuen Reich
.
    Neil Fontaine steht vor der Suite des Juden. Drinnen prosten sie sich zu.
    Sie frühstückten auf der anderen Straßenseite im County Hotel, Upper Woburn Place, Bloomsbury. Vier Tische. English Breakfast. Terry Winters trank nur Tee mit Zucker. Dick wollte noch mehr Toast. Keiner sagte ein Wort. Alle waren verkatert –
    Alle außer dem Präsidenten. Der saß noch im Frühzug aus Sheffield.
    Sie wischten die Teller mit dem letzten Stück Toast sauber. Tranken ihren Tee aus. Terry Winters zahlte. Sie bestellten vier Taxis zum Hobart House. Terry bezahlte. Sie bahnten sich einen Weg durch die Presse und den Graupel und gingen hinein.
    Der Präsident wartete schon, zusammen mit Joan, Len und Neuigkeiten aus South Yorkshire –
    Stabile Mehrheit

    Noch eine letzte Zigarette, noch ein Blick auf die Uhr. Dann gingen sie nach oben –
    Ins Mausoleum

    Zimmer 16, Hobart House, Victoria:
    Helle Lichter, Qualm und Spiegel

    Orangene Anti-Terror-Vorhänge, stets zugezogen, farblich abgestimmte Teppichböden, wandhohe Spiegel, Tische rings um den Raum. In der Mitte –
    Niemandsland
.
    Am oberen Ende das National Coal Board; rechte und linke Vertreter der Bergbaugewerkschaften BACM und NACODS –
    Am unteren Ende die National Union of Mineworkers.
    Fünfzig Personen hatten sich zur Sitzung des Nationalen Beratungskomitees des Kohlebergbaus eingefunden –
    Doch diesmal gab es keine Beratung. Nur Provokation, echte Provokation –
    Fünfzig Personen schauten zu, wie der Aufsichtsratsvorsitzende des NCB seinen Stellvertreter aufspringen ließ.
    Der Mechaniker legt auf. Er schließt die Autowerkstatt und holt die Hunde aus dem Haus seiner Mutter in Wetherby. Er setzt die Hunde hinten in den Wagen und nimmt die A1 nach Leeds. Er fährt auf den Parkplatz, lässt die Hunde im Wagen, geht ins Truckercafé

    Paul Dixon wartet schon. Er sitzt an einem Tisch mit Blick zu Tür und Parkplatz
.
    Der Mechaniker setzt sich Dixon gegenüber
.
    »Gut gebräunt«, meint Dixon. »Die Werkstatt läuft wohl.«
    »Sie könnten auch mal vierzehn Tage Sonne gebrauchen«, erwidert der Mechaniker
.
    »Haben nicht alle so viel Glück wie Sie,
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