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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition)
Autoren: David Peace
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zum Fahrstuhl, durch die Lobby und die Stufen hinunter zu ihrem Wagen –
    Bill saß mit Terry hinten. »Wohin soll’s denn gehen, Genosse?«
    Terry dirigierte sie von Sheffield nach Doncaster und von Doncaster nach Bentley –
    »Hier«, sagte Terry. »Anhalten.«
    Len, Bill und Terry stiegen an einer Straße mit Reihenhäusern aus. Terry führte sie die Straße entlang zu dem kleinen Geschäft an der Ecke –
    Er öffnete die Tür. Len und Bill folgten ihm. Terry schüttelte den Kopf.
    »Ist Mr. Divan da?« fragte Terry den fetten weißen Mann hinter der Theke –
    »Wer?« wollte der fette Kerl wissen. »Wen suchen Sie?«
    »Mohammed Abdul Divan«, sagte Terry. »Ihm gehört das Geschäft.«
    »Nein, tut es nicht«, entgegnete der fette Kerl. »Es gehört Michael Andrew Damson.«
    »Kann ich dann mit ihm sprechen?« fragte Terry.
    »Das tun Sie gerade.«
    »Sie sind der Ladenbesitzer?« fragte Terry. »Seit wann?«
    »Seit mein Vater 1970 verstorben ist«, antwortete der Mann. »Was zum Henker ist hier eigentlich los?«
    Len und Bill schüttelten die Köpfe und packten Terry wieder an den Armen –
    »Aber ich war doch letztes Jahr hier und habe Mohammed Abdul Divan und seine Familie kennengelernt«, brüllte Terry. »Genau da, wo Sie jetzt stehen, hinter der Theke …«
    Michael Damson schüttelte den Kopf. »Sie sind im falschen Laden.«
    »Sie waren aus Pakistan«, rief Terry. »Ihnen gehörte
dieser
Laden hier!«
    »Sie sind verwirrt«, meinte Damson nur. »Von den Pakis gibt’s eh schon viel zu viele hier.«
    Terry schüttelte den Kopf, schloss die Augen und fing an zu weinen.
    Len und Bill entschuldigten sich bei Mr. Damson und führten Terry hinaus. Bill setzte sich im Wagen nach hinten zu Terry. »Und was jetzt, Genosse?«
    Terry führte sie zu seinem Haus in Sheffield –
    Len, Bill und Terry stiegen aus. »Sagt bitte nichts zu Theresa«, flehte Terry. »Nicht vor den Kindern.«
    Bill sah Len an. Len sah Bill an –
    »Alle Unterlagen zu dem Geld sind drinnen«, sagte Terry. »Macht euch keine Sorgen.«
    »Machen wir nicht«, meinte Bill, »oder, Leonard?«
    Len öffnete den Kofferraum und nahm einen großen Strauß verwelkter Blumen heraus –
    »Die sehen aber schon etwas mitgenommen aus«, sagte Terry lachend. »Für wen um alles in der Welt sind die?«
    »Die waren für deine Frau«, antwortete Bill. »Aber das Krankenhaus hat sie zurückgeschickt.«
    »Sehr nett von dir, Genosse«, sagte Terry und steckte den Schlüssel ins Schloss. »Danke.«
    Bill und Len folgten Terry ins Haus. Terry schaltete das Licht ein und sagte: »Keiner daheim, wie es aussieht.«
    Len sah Bill an. Bill sah Len an –
    Sie ließen Terry im Flur stehen und liefen durchs Haus –
    Ein toter Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, staubbedeckte Geschenke. Sie gingen die Treppe hinauf, auf der kein Teppich lag, entlang an Wänden ohne Farbe. Die Badewanne war voller leerer Blätter Papier, im Waschbecken lag frische Kleidung. Sie kamen in zwei ausgeräumte Schlafzimmer. Die Fenster waren zerschlagen oder standen offen –
    Schlafsäcke und Pornohefte auf den Dielen im vorderen Schlafzimmer. Koffer voller Zeitungen, die Wände mit Obszönitäten beschmiert.
    Sie gingen die Treppe hinunter und in die Küche. Das Radio lag in der Spüle, Essen verteilt auf dem Boden –
    Offene Keksdosen mit Regenwasser oder Urin standen herum. Der Spiegel im Flur hatte einen Sprung –
    Die Weihnachtskarten waren nicht beschrieben. Die Bilderrahmen zeigten keine Bilder –
    Terry blickte Bill und Len im Spiegel an. Er öffnete den Mund und machte ihn wieder zu –
    »Es hat nie eine Frau gegeben, richtig?« fragte Len. »Keine Kinder. Nichts.«
    In den Schatten von South Yorkshire, in einem Vorort von Sheffield –
    »Nichts als verdammte Lügen«, sagte Bill. »Lügen und verfluchte Hirngespinste.«
    In einem Haus mit brennenden Lichtern, aber ohne Bewohner –
    Hat Terry Winters seinen Text vergessen.
    Elektrizität

    Grelles Tankstellenlicht. Freitag, 8. März 1985 –
    Diane Morris schiebt sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündet sie an.
    Vor dem Tor liegt tot ihr Hund

    Neil Fontaine wartet.
    Diane atmet ein, schließt die Augen. Sie atmet aus, schlägt die Augen wieder auf.
    Neil wartet in seinem verdreckten schwarzen Wagen.
    Diane schaut auf die Uhr, dann aus dem Fenster.
    Neil beobachtet sie im schlammverdreckten Seitenspiegel.
    Diane drückt die Kippe aus und nimmt einen Umschlag vom Tisch.
    Neil umfasst das Lenkrad mit seinen
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