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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition)
Autoren: David Peace
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dreckigen Fingern und blutigen Handflächen –
    In Trümmern ihr Zustand, verdammt bis zum Grund
.
    Diane sieht wieder auf die Uhr und steht auf.
    Neil schließt die Augen, bis sie fast verschwunden ist. Es stinkt noch immer. Überall –
    Verlust
.
    Der Mechaniker fährt auf den Parkplatz. Er ist früh dran, und der Platz ist voller Wochenendeinkäufer. Er rollt langsam über den Parkplatz und hält direkt neben den Einkaufswagen. Der Capri steht in Richtung Supermarkt

    An den Automatiktüren steht ein Irokese und klappert mit einem Eimer

    Der Mechaniker sucht in Rück- und Seitenspiegel nach dem Wagen

    Verdammt –
    Ein Panda fährt auf den Parkplatz, dreht einen Kreis und hält hinter ihm an. Eine Polizistin steigt an der Beifahrerseite aus, setzt ihren Helm auf und kommt die Wagenseite entlang. Sie will wohl ein Wort mit dem Irokesen über seinen Plastikeimer wechseln

    Der Mechaniker blickt in den Rückspiegel

    Verdammt –
    An der Fahrerseite steigt ein Polizist aus. Der Mechaniker ist von dem Polizeiauto eingezwängt. Der Polizist setzt seinen Helm auf und geht an der Beifahrerseite des Capri entlang, bleibt stehen, öffnet die Tür. Der Mechaniker greift auf den Beifahrersitz

    Der Polizist bekommt die Waffe als Erster zu fassen. Er drückt sie dem Mechaniker in die Magengrube

    Verdammt –
    Der Mechaniker sieht dem Polizisten in die Augen

    Genau. Wie –
    Neil drückt ab
.
    Neil Fontaine steht vor der Tür zur Suite des Juden im Claridge’s. Er lauscht der Stille und den Schatten. Er denkt an den Zufall der Zustände, das Miteinander der Motive, den Sinn der Sache. Neil öffnet die Tür zur Suite. Er denkt an das Ende eines Krieges und den Beginn einer Epoche, an den Zeitpunkt eines Meetings, das Öffnen eines Umschlags –
    Die Schließung einer Zeche und die Ausrufung eines Streiks –
    Die Zeichen an der Wand, das Klopfen an der Tür –
    Neil betritt die Suite und schließt die Tür hinter sich.
    Flaschen auf dem Boden, Körper auf dem Bett –
    Betrunkene Streikbrecher und ihre gierigen Frauen, satt und lüstern.
    Der Jude liegt benommen und nackt auf Knochen und Laken –
    Seine Haare verlegen, der Schnurrbart verdreckt, sein Leib aufgedunsen, sein Schwanz schlaff.
    Neil steht am Fuß des Betts, Kerze und Messer in der Hand –
    Er hat einen weißen Verband um die Klinge gewickelt, fünfzehn Zentimeter blanker Sheffield-Stahl. Er kniet sich hin, stellt die Kerze auf den Teppichboden und legt das Messer daneben –
    Er hockt sich im Schneidersitz hin. Sein Kopf ist kahl geschoren. Er hat ein weißes Handtuch über den Knien. Er macht seine Jacke auf und öffnet den Hemdkragen. Er löst den Gürtel und knöpft die Hose auf. Er schiebt sich das weiße Handtuch zwischen Unterwäsche und Haut. Er massiert sich den Unterleib mit der linken Hand. Er entblößt den linken Oberschenkel. Er fährt mit der Klinge leicht über die Haut. Blut fließt. Die Klinge ist scharf genug.
    Neil sieht den Juden an –
    Er bewegt das Messer nach vorn und richtet sich ein wenig auf –
    Er beugt sich mit dem Oberkörper über die Messerspitze und schreit kurz auf, als die Klinge ihm in die linke Bauchseite fährt. Er verliert das Bewusstsein.
    Fünfzehn Zentimeter blanker Stahl sind verschwunden –
    Der weiße Verband in seiner Hand wird gegen die Haut gedrückt –
    Er kommt wieder zu Bewusstsein. Die Klinge steckt in ihm. Sein Herz rast –
    Der Feind in den eigenen Reihen
.
    Der Schmerz setzt ein –
    Seine Faust, die das bandagierte Messer hält, ist feucht. Er schaut nach unten –bv
    Hand und Verband sind voller Blut. Das weiße Handtuch ist mit einem gefährlich roten Monogramm versehen.
    Neil blickt wieder zum Juden auf –
    Der Schmerz ist hier
.
    Er zieht die Klinge mit der rechten Hand durch den Magen.
    Es klappt nicht. Seine Eingeweide drücken sie raus. Er muss beide Hände nehmen, um die Klingenspitze tief in der Magengrube zu halten.
    Er schneidet weiter. Es geht nicht leicht.
    Er zwingt sich, zieht mit aller Kraft. Die Klinge schneidet zehn Zentimeter weiter, am Bauchnabel vorbei.
    Das Blut steht schon in den Hosenfalten und auf dem Teppichboden –
    Zeichen an der Wand. Unerwünschter Besuch. Färben der Schatten

    Ein einzelner Tropfen landet auf einer Ecke des weißen Bettlakens. Die Klinge fährt nicht weiter, voller Blut und Schleim gleitet sie heraus. Neil muss würgen. Der Schmerz nimmt zu. Seine Eingeweide fallen ihm in den Schoß.
    Er schaut zum Juden hoch –
    Sein
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