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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)
Autoren: Gabriele Keiser
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Injizierte eine Dosis Glück.
    Jaaaa. Das tat gut. So gut. Wie eine heiße Welle floss das Zeug durch ihre Adern, durchdrang ihren Körper bis an die äußersten Spitzen. Sponn einen weichen Kokon, der sie einhüllte und vor der Welt dort draußen schützte.
    Echt der Wahnsinn, dieses Gefühl.
    Entspannt lehnte sie sich zurück. Hier war sie sicher. Niemand konnte ihr mehr etwas antun. Sie behielt das Skelett an der Wand im Auge, das mit einem Mal zu tanzen begann.
    Der Tod ist dein Freund, hast du das nicht gewusst?
    Ein seliges Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    Sie schloss die Augen, war nur noch schwebende Materie. Alles um sie herum löste sich auf. Farben, Formen, Geräusche. Ihre Glieder wurden schwer und gleichzeitig weich. Weich und angenehm war sie in ihrer Zwischenwelt gelandet, in der nichts mehr zählte außer diesem Kick.
    Ein geiles Gefühl, tausend Mal besser als Sex.
    Was brauchte sie Karim, wenn sie Dope hatte?
    Behaglich räkelte sie sich in ihrem Bett. Sie roch weder den bitteren Schweiß, der in der Bettwäsche haftete, noch nahm sie die Flecken wahr, die das Laken übersäten. Was aber am wichtigsten war: Die Angst war weg. Die Drecksangst, die ihr das Leben verpestete.
    Wohlig kuschelte sie sich in die schmutzige, zerschlissene Bettdecke wie i n die Arme einer liebenden Mutter.

4
    Konzentriert blickte er auf den Bildschirm und knetete sich die Hände warm. Zunächst kaufte er seine Standardausrüstung, um sich für den Kampf zu wappnen. Die AK-47 kostete siebenhundertfünfzig Dollar. Reeller Preis. Immerhin feuerte das Ding sechshundert Schuss pro Minute. Pistolen, Schrotflinten, Granaten gehörten ebenfalls zur Ausstattung. Die Kevlarweste war notwendig, wollte man nicht ungeschützt in den Kampf ziehen.
    Nun konnte es losgehen. Stephans rechte Hand begann auf die Maus einzutrommeln, die linke hackte auf die Tastatur. Sein Kämpfer bewegte sich behände um eine Ecke herum, flitzte zur nächsten Hauswand und verfolgte den Gegner. Stephan zielte. Doch bevor er schießen konnte, schlug neben ihm eine Blendgranate ein. Er versuchte, sich noch mit einer schnellen Drehung zu schützen. Aber es war zu spät.
    Mist! Ich seh nichts mehr.
    Wild fing er an, zu ballern, doch er konnte nichts erkennen, weder wo seine Ziele waren, noch ob er genügend gedeckt war. Da nützte auch die Kevlarweste nichts. Aus. Er wurde derbe weggefetzt.
    Scheiße!
    In der nächsten Runde würde er es besser machen. Wozu hatte er seine Fähigkeiten im Messerstechen perfektioniert? Das Töten mit Pistole oder MG hatte zwar durchaus seinen Reiz, aber er schwor auf gute Handarbeit. Die war beim Kampf mit dem Messer wesentlich mehr gefordert als beim Abknallen mit einer Schusswaffe. Da kam es viel mehr auf seine Geschicklichkeit an.
    Er beschloss, ein wenig zu cheaten und mit einem Trick durch die Wand zu laufen. Er war es schließlich, der das Spiel bestimmte. Nur er allein.
    Nun schlich er sich mit dem Messer in der Hand von hinten an den anderen heran. Blitzschnell stach er zu. Der andere krümmte sich vor Schmerz.
    Immer schön rein in die Eier!
    Stephan spürte, wie er von einem Rausch erfasst wurde. Wie Adrenalin in ihm hochschoss, als er stach und stach.
    Der war erledigt und würde nicht mehr aufstehen. Der nicht mehr.
    Da war noch einer. Wo kam der denn plötzlich her?
    Na warte, Freundchen. Der andere duckte sich.
    Hältst dich wohl für besonders schlau, ja? Aber dich krieg ich auch noch!
    Diesmal war Stephan auf seine Deckung bedacht. Schließlich hatte er den anderen so weit. Der war so angeditscht, dass er absolut keine Chance mehr hatte. Wie er versuchte, seine Niederlage hinauszuzögern. Lachhaft.
    Nützt dir alles nichts mehr, Freundchen!
    Wieder mutierte Stephans Hand zur Waffe. Blut spritzte, als der Mann auf dem Bildschirm endlich zusammenbrach.
    »Sauber!«, rief Stephan laut aus. »Geil.«
    Er machte eine Pause und ging die Treppe hinunter in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Im Flur wich er seinem Spiegelbild aus. Seit diese furchtbare Akne sein Gesicht entstellte, mochte er sich gar nicht mehr ansehen. Und alle Mittelchen, die er bisher ausprobiert hatte, hatten nichts genützt. Die Pickel blühten, entzündeten sich und bildeten dicke Eiterknubbel. Und wenn man sie ausdrückte, hinterließen sie tiefe Krater in der Haut.
    Seine Mutter war schon früh aus dem Haus gegangen. Er hatte ihr gesagt, dass er erst zur dritten Stunde in die Schule musste. Aber das hätte er sich sparen
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