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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)
Autoren: Gabriele Keiser
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ihn der Gedanke, dass dies nicht alles sein konnte, dieses Kämpfen in der virtuellen Welt, und dass es noch ein anderes Leben geben musste, an dem er bisher nur wenig teilhatte.
    Eine Hitzewelle schoss in seinen Schoß, als er an Davina dachte. Gleichzeitig erinnerte er sich voller Scham daran, wie sie ihn mit einem merkwürdigen Blick angesehen hatte und ihn eiskalt abblitzen ließ.
    Verdammt, dieses Kribbeln in den Fingerkuppen, als er wie zufällig über ihre Brust gestrichen hatte, das würde er gern noch einmal erleben. Das Gefühl ihrer Nippel zwischen seinen Lippen hatte er sich nur vorgestellt. Wie das wohl in Wirklichkeit war?
    Ach, was machte er sich einen Kopf! Davina konnte ihm gestohlen bleiben! Schließlich gab es noch andere Weiber auf der Welt. Die hatte doch sowieso nichts drauf. Schaute einen nur immer an mit ihren schwarz umrandeten Traueraugen, grinste dämlich und zuckte zusammen, wenn man mal nett zu ihr war.
    Was Mario wohl an der fand? Obwohl, der war ja nicht besonders wählerisch.
    Super-Mario. Ha! Hielt sich für den King und war nichts anderes als ein armseliger Spaghettifresser mit null Peilung. Ein Grinsen erschien in Stephans Gesicht. Schließlich wusste niemand so gut wie er, wie wenig der in der Hose hatte. Aber den großen Macker markieren.
    Mist, jetzt hatte er nicht aufgepasst! Der Typ dort war ihm durch die Lappen gegangen. Aber dieser andere, den würde er kriegen. Da war er wieder. Nichts wie hinterher und dann: abknallen.
    Stephans Finger tanzten auf der Tastatur, während die Rechte die Maus hin und her schob. Nun ließ er sich durch nichts mehr ablenken. Hochkonzentriert verfolgte er seinen Feind. Zielte auf ihn. Drückte ab.
    Ha, getroffen! Jetzt kannst du kein Unheil mehr anrichten. Du nicht mehr.
    Mitleidlos sah er auf das blutüberströmte Bündel auf der Erde. Dann wanderte sein Blick auf die Uhr.
    Scheiße, schon so spät.
    Die vierte Stunde hatte bereits angefangen. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust. Er fragte sich sowieso, was er in der Schule sollte. Die meisten Lehrer wollten eh nur die Bosse spielen. Wer nach ihrem Mund redete, wurde mit guten Noten belohnt. Andere, die sich eigene Gedanken machten, hatten keine Chance. Früher hatte er dieses Spiel mitgespielt, doch mittlerweile sah er nicht mehr ein, wieso. Dem Mathelehrer hatte er bereits den Krieg erklärt. Dass er dafür im nächsten Zeugnis bestraft werden würde, war klar. Auch egal. Das, was er in der Schule lernte, war derart unwichtig, dass es schon wehtat. Was wirklich im Leben zählte, brachten sie einem dort sowieso nicht bei.
    Auf das Ballern hatte er keine Lust mehr. Er über legte kurz und horchte nach draußen. Im Haus war es ruhig. Offenbar war sein Vater mitsamt seiner Tussi wieder abgezogen.
    Er war erregt. Seine Körpermitte fühlte sich sehr hart an. Kurz überlegte er, ob er sich einen Porno ansehen sollte. Aber eigentlich hatte er keine Lust, sich einen runterzuholen.
    Die Russenhure fiel ihm ein. Hatte Mario nicht gesagt, »für einen Schuss kannst du mit der alles machen«?
     
     
     

Zweiter Teil
     

1
    Ein dicker Mann in einem weißen Anzug und Hut rempelte sie an. Sprach offenbar eine Entschuldigung in einer fremden Sprache. Er hob die Schultern, schob den Hut zurück und lächelte bedauernd. Das Lächeln grub Fältchen in die braun gebrannte Haut um die Augen. Freundliche Fältchen.
    »Schon gut«, sagte Franca Mazzari und zwang sich, zurückzulächeln. Obwohl sie den Dicken liebend gern angeblafft hätte. Aber sie war ja ein zivilisierter Mensch, der seine Gefühlswallungen im Griff hatte.
    Durch das lange Warten war sie ungeduldig geworden. Warten, diesem Umstand hatte sie noch nie etwas abgewinnen können. Und je länger er andauerte, umso ungehaltener wurde sie. Auch deshalb, weil sie an all die verlorene Zeit und an ihren überquellenden Schreibtisch im Koblenzer Polizeipräsidium dachte.
    Sie war pünktlich hier gewesen. Doch so groß und unübersichtlich hatte sie den Frankfurter Flughafen nicht in Erinnerung gehabt. Hier brauchte man ja einen Navigator, um sich zurechtzufinden. Unschlüssig war sie durch Menschenmengen hindurch die endlos langen Gänge entlanggehetzt, die ihr zunehmend wie unüberwindliche Labyrinthe vorkamen, stets die Augen auf entsprechende Hinweistafeln gerichtet. Doch die Wegweiser schienen immer wieder in die Irre zu führen.
    Unzählige fremdartig aussehende Menschen waren an ihr vorbeigelaufen. Schweiß, Parfüm und allerhand scharfe
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