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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens
Autoren: D Macomber
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Tag erkenne ich sie nicht mehr wieder. Sie hat mich gefragt, warum ich ihre Sachen nehme. Dabei würde ich das niemals tun! Das wissen Sie doch, oder? Teelöffel! Sie glaubt, ich wäre mit ihren Teelöffeln auf und davon – und, bei Gott dem Allmächtigen, obwohl ich überall gesucht habe, kann ich sie nicht finden. Aber ich habe sie nicht genommen!”
    “Ich bin mir sicher, dass Sie sie nicht genommen haben. Ich werde mit ihr reden”, versprach Susannah.
    “Also hat sie Ihnen noch nichts davon erzählt, dass ich angeblich ihre Sachen stehle?”, fragte Martha.
    “Nein.” Das stimmte nicht ganz. Während ihres letzten Telefonats hatte Vivian angedeutet, dass sie mit Susannah über Martha sprechen müsse. Susannah war davon ausgegangen, dass Martha in den Ruhestand gehen wolle. Martha kam nur noch zweimal in der Woche zum Putzen. Sie war schließlich auch nicht mehr die Jüngste.
    “Ich werde mit ihr reden”, wiederholte Susannah – obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie mit Vivian über ein derart heikles Thema sprechen sollte.
    “Bitte tun Sie das. Und wenn Sie sie nicht davon überzeugen können, dass ich eine absolut ehrliche und loyale Arbeitskraft bin, dann … dann sollte ich mich vielleicht nach einer anderen Arbeit umsehen.”
    “Tun Sie das nicht”, bat Susannah. “Geben Sie mir die Chance, der Sache auf den Grund zu gehen.”
    “Gut”, sagte Martha und klang beruhigt.
    “Sobald ich da bin, werde ich mich bei Ihnen melden”, versprach Susannah, verabschiedete sich und legte auf.
    “Worum ging es denn?”, fragte Joe, als er die Abendzeitung wieder zusammenlegte.
    Susannah seufzte und erzählte ihm von dem Gespräch.
    “Du sagtest, deine Mutter sei in der letzten Zeit sehr vergesslich gewesen.”
    Susannah nickte. “Ich spreche beinahe jeden Tag mit ihr, aber am Telefon erfahre ich nicht alles, was passiert, geschweige denn, wie es ihr wirklich geht.” Sie seufzte abermals. “Mom erzählt mir dieselben Geschichten wieder und wieder, aber ich dachte, das wäre so im Alter. Doch vielleicht ist es mehr als das.” Viele ihrer Freunde kämpften mit denselben Sorgen um ihre Eltern.
    “Und wenn du einen Bekannten von ihr einmal fragst?”, schlug Joe vor. Ihr Mann kam in die Küche und stellte sich vor sie. Er umfasste ihre Schultern und sah sie eindringlich an.
    Sie begegnete seinem Blick mit einem resignierten Lächeln. “Ich werde Mrs. Henderson anrufen. Sie ist die Nachbarin von Mom und kennt sie seit Jahren.”
    Susannah suchte die Nummer heraus und griff erneut zum Telefon. Nach ein paar freundlichen Worten zur Begrüßung kam Susannah schnell zum eigentlichen Grund ihres Anrufs. “Ich mache mir Sorgen um meine Mutter, Mrs. Henderson. Haben Sie in letzter Zeit mit ihr gesprochen?”
    “O ja”, erwiderte Rachel Henderson. “Sie ist oft draußen in ihrem Garten und werkelt herum – nicht, dass sie besonders viel schaffen würde.”
    “Wie geht es ihr … geistig?”, fragte Susannah.
    “Also, um ehrlich zu sein, seit Georges Tod ist sie nicht mehr dieselbe”, antwortete die Nachbarin zögernd. “Ich kann nicht genau sagen, was los ist … aber ich fürchte, dass irgendetwas mit Ihrer Mutter nicht stimmt.”
    “Wie meinen Sie das?”, fragte Susannah. Joe ging zur Kaffeemaschine, um sich einen Becher einzuschenken. Er ließ seine Frau nicht aus den Augen.
    Tief in ihrem Innern hatte Susannah gewusst, dass ihre Mutter ein ernsthaftes Problem hatte. Sie hatte die Veränderung schon gespürt, bevor ihr Vater gestorben war.
    “Ich weiß, dass Sie oft mit ihrer Mutter sprechen, und ich will meine Nase auch nicht in Angelegenheiten stecken, die mich nichts angehen. Al sagt, ich solle mich um meinen Kram kümmern, aber heute Abend …”
    “Was ist denn heute Abend geschehen?”, erkundigte sich Susannah und spürte Angst in sich aufsteigen.
    “Sie wissen ja, dass Vivian sich nicht mit Georges Tod abfinden kann.”
    “Ja, ich weiß.” Ihre Mutter war oft weinerlich und traurig und sprach unentwegt von George und davon, wie sehr sie ihn vermisste. Susannah war das letzte Mal in den Frühjahrsferien bei ihrer Mutter gewesen. Sie hatte leider nur vier Tage bleiben können. Vivian hatte sie angefleht, länger zu bleiben, aber Susannah musste wieder zurück. Allein Hin- und Rückfahrt nahmen zwei Tage in Anspruch, und Susannah war zu Hause nur noch ein Tag geblieben, um sich auf die Schule vorzubereiten.
    Seither versuchte Susannah immer wieder, ihre Mutter dazu zu bewegen, nach
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