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Garten des Lebens

Garten des Lebens

Titel: Garten des Lebens
Autoren: D Macomber
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nichts Neues. Vielleicht waren das die Gründe für ihre Unzufriedenheit, für diesen Wunsch, etwas über Jake in Erfahrung zu bringen, aber sie bezweifelte es. Nicht einmal die Arbeit im Garten, ihre Lieblingsbeschäftigung, konnte sie beruhigen – oder ablenken. Obwohl sie nach außen hin abstritt, dass etwas nicht stimmte, war sie sich tief in ihrem Innern sicher, dass alles mit ihrem Highschool-Freund und der Art zusammenhing, wie ihre Liebe damals endete. Was sie brauchte, war ein endgültiger Abschluss – dieses lästige, zu oft gebrauchte Wort. Und doch gab es keine andere Erklärung. Jake war ein nicht abgeschlossenes Kapitel in ihrem Leben, ein Weg, den sie nicht zu Ende gegangen war.
    So gesehen hatte tatsächlich der Tod ihres Vaters ihr Unbehagen ausgelöst, die Erinnerungen an Jake wieder heraufbeschworen, denn George Leary war verantwortlich für das Ende der Beziehung. Wie immer meinte er besser als alle anderen zu wissen, was gut und richtig war. Als Richter hatte er den ganzen Tag über Recht und Ordnung zu entscheiden. Das Problem war, dass er abends, wenn er zu seiner Familie zurückkehrte, nicht herunterkam von diesem Richterstuhl.
    Susannah wollte nicht länger über ihren Vater nachdenken, wollte ihren negativen Gefühlen ihm gegenüber nicht noch mehr Raum geben. Doch aus Gründen, die sie nicht verstand, ließen die Erinnerungen an Jake sie nicht in Ruhe.
    “Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn du in diesem Sommer ein paar Wochen mit deiner Mutter verbringen würdest. Vielleicht findest du dann einige Antworten auf die Fragen, die du in Bezug auf deinen Vater hast.”
    “Ja, könnte sein”, stimmte Susannah zu, obwohl sie nicht wirklich daran glaubte. Sie hatten schon beschlossen, ihre Mutter zu Beginn der Ferien zu besuchen, um zu sehen, wie es ihr ging und ob sie zurechtkam.
    Das Telefon klingelte, aber weder Joe noch Susannah machten Anstalten, den Hörer abzuheben. Ein Teenager mochte sich vor dem Abwasch drücken, das Telefon aber würde er nicht lange klingeln lassen.
    Wie erwartet schob Brian nur wenig später den Kopf aus seiner Zimmertür und brüllte mit ohrenbetäubender Lautstärke: “Mom!”
    Susannah wollte fragen, wer am Apparat war, aber Brian war so schnell wieder verschwunden, dass sie keine Möglichkeit dazu hatte. Seufzend ging sie zum Telefon in der Küche, nahm den Hörer ab und wartete darauf, dass Brian auflegte.
    “Hallo?”
    “Susannah, sind Sie das?”
    Die weibliche Stimme am anderen Ende kam Susannah bekannt vor, aber sie konnte sie nicht einordnen.
    “Hier spricht Martha West. Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss.”
    “Oh, das ist schon in Ordnung.” Susannah spürte, wie sie sich unwillkürlich anspannte. Martha war seit Jahren Haushaltshilfe bei ihren Eltern. Wenn sie anrief, konnte das nur bedeuten, dass mit Susannahs Mutter etwas nicht in Ordnung war. “Geht es meiner Mutter gut?” Das letzte Mal hatte Martha angerufen, um Susannah mitzuteilen, dass ihr Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte und gestorben war.
    “Keine Sorge, es geht ihr gut”, versicherte Martha. “Vivian hat mir erzählt, dass Sie demnächst zu Besuch kommen, und ich wollte mit Ihnen sprechen, bevor Sie hierherkommen.” Sie zögerte. “Es ist nicht einfach, das zu sagen.” Wieder hielt sie inne. “Susannah, Ihre Mutter scheint zu glauben, dass ich … ihre Sachen an mich nehme. Ich hoffe, Sie wissen, dass ich so etwas niemals tun würde. Ich schwöre, dass ich mit den fehlenden Teelöffeln nichts zu tun habe.”
    “Teelöffel?”
    “Als ich heute Nachmittag im Hause war, um zu putzen, hat mich ihre Mutter beschuldigt, vier ihrer Teelöffel entwendet zu haben.”
    “Martha, ich weiß, dass Sie so etwas nicht tun.” Die Frau war absolut vertrauenswürdig.
    “Das hoffe ich doch”, stieß sie hervor. “Und Sie können mir glauben: Wenn ich stehlen würde, wären es keine Teelöffel!”
    “Das klingt logisch.”
    “Dann hat sie mich noch beschuldigt, ihre Geldbörse versteckt zu haben. Eine Stunde lang habe ich danach gesucht und sie schließlich hinter den Sofakissen gefunden. Und als ich sie ihr gezeigt habe, hat sie gesagt, ich selbst hätte die Börse hinter den Kissen versteckt.”
    Susannah seufzte. “Oh, Martha, es tut mir leid.”
    “Ich weiß nicht, was mit ihr los ist”, sagte die Haushaltshilfe und klang verärgert. “Seit Ihr Vater tot ist, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Es gibt Tage, an denen ist sie ganz normal, und am nächsten
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