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Garlyn: Das Schattenspiel (Schattenraum-Trilogie 1)

Garlyn: Das Schattenspiel (Schattenraum-Trilogie 1)

Titel: Garlyn: Das Schattenspiel (Schattenraum-Trilogie 1)
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Strahlung.
    Gaurus Tek starrte auf die Schattenhelix.
    » Jetzt! «, rief Garlyn.
    Ein Sturmwind fegte über die Plattform, als sich ein mannshoher Schattenspalt hinter Gaurus öffnete.
    Das Wesen blickte über die Schulter und gefror. Es warf Garlyns Arm fort und spannte die Muskeln an, um zu fliehen.
    Ein Hagel aus rotem Licht traf es von der Seite. Kirai hatte sich wieder aufgerappelt; die Waffe in beiden Händen feuerte sie unentwegt auf Gaurus, hämmerte all ihren Hass gegen ihn, durchbohrte seine Schenkel, seine dürre Hüfte. Er fiel auf die Knie; sein geistiger Schrei traf Garlyn wie eine silberne Klinge. Die Gedankenfesseln zersplitterten wie dünnes Eis.
    Vom Sturmwind umtost, sprang Garlyn vor. Er rammte die rechte Schulter gegen Gaurus – und schleuderte ihn in den Spalt aus Finsternis. Er sah zu, wie das silberne Gerippe in die Schwärze dahinter segelte, um die eigene Achse wirbelnd. Sein telepathischer Schrei verblasste wie ein Gespenst bei Morgengrauen. Der Schattenspalt schloss sich wieder.
    »Garlyn!« Kirai lief auf wackeligen Beinen zu ihm, totenbleich im Sternenlicht.
    »Danke«, sagte Garlyn. Dann verschlang Dunkelheit sein Bewusstsein. Das letzte, was er hörte, war Kirai, die seinen Namen rief.
    Er stürzte stumm durch die alptraumhafte Geometrie des anderen Universums, hilflos durch das Vakuum wirbelnd wie Weltraumschrott, den man durch die Luftschleuse entsorgt hatte. Sein Tarnanzug hatte ihn augenblicklich wieder eingehüllt und sich verhärtet, um ihn gegen das Nichts zu schützen. Heilschaum versiegelte automatisch seine Wunden, während die neugebildete Maske über seinem Gesicht ihn mit Sauerstoff versorgte. Ein ständiges Kreischen und Brüllen drang aus den Kom-Knöpfen über seinen Ohren: die Hintergrundstrahlung dieses bizarren Kosmos, wie die Live-Schaltung in eine Folterkammer.
    Es gab keine Sterne hier, keine Planeten, keine Schiffe – nur eine Schwärze, die an seinem Verstand zerrte, eine unendliche, allmächtige Dunkelheit. Er sah seine Hände und Beine wie in Zeitlupe durch das Vakuum strampeln. Sein Körper schien zu einem fahlen Schatten seiner selbst geworden zu sein. Substanzlos, unwirklich. Eine beunruhigende Illusion. Doch nicht mehr.
    Das Portal, durch das er hierher gestoßen worden war, hatte sich längst geschlossen. Es gab keinen Weg für ihn zurück.
    Trotzdem, er hatte Schlimmeres erlebt. Der Gedanke an Kapitulation kam im genetischen Code seiner Spezies nicht vor. Noch lebte er. Alles andere würde sich fügen.
    Er sandte ein SOS auf allen Kanälen. Wo immer er war, er weigerte sich zu glauben, dass nichts und niemand hier lebte. Er hatte selbst die Kreaturen gesehen, die der Junge aus der Finsternis hervorgezaubert hatte. Es gab Leben hier, wie grotesk es auch sein mochte – vielleicht auch intelligentes Leben.
    Wenn ja, würde er es finden. Er würde von hier entkommen und seine Jagd fortsetzen. Und er würde den Jungen vernichten. Es war keine Hoffnung, es war ein Fakt, so gnadenlos wie die Kälte, die jenseits seines Anzuges brannte.
    Es dauerte nicht lange und er nahm eine Bewegung am Rande seine Gesichtsfeldes wahr.
    Mehrere Schemen bewegten sich auf ihn zu, ein Schwarm von Schattenungeheuern. Der trübe Schein ihrer fahlen Glotzaugen schälte sie aus der Schwärze. Einige von ihnen trugen Tentakel über den Köpfen, an denen tumorartige Auswüchse in kränklichem Licht glühten. Sein telepathischer Sinn übermittelte ihm den hochofengleichen Hunger der Bestien.
    Es waren zehn, zwanzig, dreißig. Und sie hatten ihn ebenfalls gesehen. Seine Lebensenergie zog sie an, das fühlte er; zog sie an wie ein Leuchtfeuer in finsterster Nacht.
    Kommt nur , dachte er.
    Er würde sie seinem Willen unterwerfen, sie als Transport benutzen, als alptraumhafte Reittiere. Er würde in ihren Erinnerungen nach anderen Wesen hier suchen. Nach einem Weg zurück nach Hause.
    Kommt nur. Ihr habt euren Meister gefunden.
    Doch der Schwarm wurde nicht langsamer. Dafür wuchs der Hunger der Bestien mit jeder Sekunde, die er versuchte, sie in seine geistigen Ketten zu legen. Bald war ihr Verlangen nach seinem Fleisch so gewaltig, dass es wie Kom-Feedback auf ihn zurückschlug und seine Gedanken zu zerfetzen drohte.
    Zurück!, befahl er ihnen. ZURÜCK!
    Selbst als ihn ein zähnestarrendes Maul so groß wie ein Hangartor verschlang, war Gaurus Tek überzeugt, dass er die Situation immer noch zu seinem Vorteil wenden konnte.
    Dass der Gejagte wieder zum Jäger werden würde.

Der
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