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Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht
Autoren: Alexandra Sellers
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las er und blickte auf. „Schon mal von ihm gehört?"
    Die anderen beiden verneinten.
    „Was bringt einen Mann dazu, sich an einen Fremden zu wenden, um am Vorabend eines Krieges sein Testament aufzusetzen?" bemerkte Ashraf stirnrunzelnd und begann zu lesen. „Er erwähnt Großvater
    ... seine Mutter ...", murmelte er, während er las. Plötzlich verstummte er und starrte verblüfft auf das Dokument.
    „Was ist?" fragten die beiden anderen wie aus einem Mund.
    „,Vermache ich meiner ...'" Ashraf brach ab und blickte seinen Bruder und seinen Cousin an. „,Meiner Frau'. Jamshid war verheiratet. Er muss wohl..."
    „Verheiratet!" riefen die anderen beiden. „Mit wem?"
    Ashraf las vor: „,Meiner Frau, Rosalind Olivia Lewis'. Mit einer Engländerin also. Er muss sie geheiratet haben, als er in London war." Schweigend las Ashraf weiter. Plötzlich stutzte er von neuem.
    „Sie war schwanger. Sie hofften auf einen Sohn."
    „Allah!" flüsterte Haroun. Erschüttert blickten er und Najib sich an. „Sie hätte doch sicher Kontakt mit unserer Familie auf genommen, wenn es dieses Kind wirklich gäbe", sagte Haroun schwach. „Vor allem, wenn es ein Junge wäre."
    „Oder vielleicht auch nicht", gab Najib zu bedenken. „Was meint ihr? Ob er ihr die Wahrheit erzählt hat, bevor er sie heiratete?"
    „Hoffentlich nicht."
    Ashraf schüttelte den Kopf. „Er muss ihr alles erzählt haben. Hier steht: ,Meinem Sohn vermache ich die al Jawadi Rose.'"
    Erneut schwiegen sie betroffen.
    „Glaubt ihr, sie hat sie?" flüsterte Haroun dann. „Aber kann er wirklich so dumm gewesen sein, ihr die al Jawadi Rose zu geben?"
    „Vielleicht wäre das gar nicht so dumm", bemerkte Ashraf. „Vielleicht hielt er das für klüger, als die al Jawadi Rose zurück nach Parvan zu bringen, da der Krieg unmittelbar bevorstand."
    Najib nahm den weißen Umschlag und griff hinein. Im nächsten Augenblick blickte er in das lächelnde Gesicht einer jungen Frau. „Das ist sie", sagte er und betrachtete nachdenklich das hübsche Gesicht. Und während er es anschaute, empfand er Bedauern darüber, dass fünf Jahre vergangen waren und er diese Frau nicht damals schon kennen gelernt hatte.
    Es war offensichtlich, dass der Mann, der sie fotografiert hatte, Jamshid gewesen sein musste und dass sie ihn liebte. Wen sie wohl jetzt liebte?
    „Das Kind muss jetzt vier Jahre alt sein", stellte Haroun fest.
    „Wir müssen sie finden, und den Jungen auch." Ashraf holte tief Luft. „Bevor es jemand anders tut.
    Haroun hat Recht, vielleicht hat er tatsächlich ihr die al Jawadi Rose gegeben. Allah, ein Sohn von Kamil und die al Jawadi Rose - die Sache ist zu heikel. Wem könnten wir in dieser Angelegenheit vertrauen?"
    Najib betrachtete immer noch das Foto der Frau. Schießlich nahm er es und steckte es in die Innentasche seines Jacketts.
    „Ich werde mich darum kümmern", sagte er.
    „Mrs. Bahrami?"
    Verblüfft sah Rosalind den Mann vor ihrer Tür an. Es war sehr lange her, dass jemand sie so genannt hatte. Aber sie war ganz sicher, dass sie diesen Mann noch nie zuvor gesehen hatte. Er war kein Typ, den man leicht vergaß.
    „Das ist nicht mein Name", erklärte sie kühl. „Wieso hat der Portier mir nicht Bescheid gegeben?"
    „Vielleicht ein Versehen", murmelte der Fremde.
    Sein Haar und seine Brauen waren tief schwarz, und obwohl er eine Tweedjacke und teure italienische Schuhe trug, wirkte er exotisch, besonders durch seine sehr dunklen, etwas umschatteten Augen und seinen Akzent.
    „Ich bin auf der Suche nach Mrs. Rosalind Bahrami."
    Es waren einige Jahre vergangen, doch die Ähnlichkeit war zu offensichtlich. Rosalinds Lippen wurden schmal, und Zorn stieg in ihr auf. „Sie ..."
    „Bitte", fiel er ihr ins Wort. „Ich muss sie finden. Rosalind Lewis hat vor einigen Jahren meinen Cousin Jamshid Bahrami geheiratet. Sind Sie nicht diese Rosalind Lewis?"
    Jamshids Cousin. Ihr Magen zog sich zusammen.
    Najib al Makhtoum nahm jedes Detail an ihr wahr: ihr welliges blondes Haar, ihr schmales Gesicht, ihre schön geschwungenen Lippen, die jetzt zu einem ironischen Lächeln verzogen waren.
    Gleichzeitig hob sie spöttisch die Brauen. Sie trug keinen Ring.
    „Doch die bin ich", erwiderte sie. „Aber das alles ist lange her. Und Sie, als Jamshids Cousin, was geht Sie das an?"
    Najib war es nicht gewohnt, von Frauen so kühl behandelt zu werden, und wurde nun auch zornig.
    „Ich muss mit Ihnen sprechen. Darf ich hereinkommen?"
    „Auf keinen Fall", antwortete
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