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Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht
Autoren: Alexandra Sellers
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starb ein Jahr nach ..." Er brach ab.
    „Tut mir Leid, das zu hören. Ich hatte immer gehofft, dass ich ihm eines Tages ins Gesicht sagen könnte, was ich von ihm halte."
    „Sind Sie sicher, dass mein Großvater diesen Brief wirklich erhalten hat?"
    Blicklos starrte Rosalind auf den Stoffbezug des Sofas, während sie wieder den alten, stechenden Schmerz spürte.
    „Oh ja", antwortete sie nach einem quälend langen Moment und hob den Kopf. „Oh ja, Mr. al Makhtoum, Ihr Großvater hat ihn erhalten, und ich glaube, das wissen Sie genau. Ich glaube, Sie wissen, was für eine charmante Antwort er mit gegeben hat: dass ich gar nicht mit Jamshid verheiratet sein könne; dass ich nichts weiter sei als eine geldgierige Fremde, die gar nicht wissen könne, welcher ihrer zahllosen Liebhaber der Vater ihres Kindes sei; dass ich daran denken solle, dass Sex gegen Geld mich zur Hure mache und dass ich verflucht sein solle für das, was ich der Familie eines toten Kriegshelden damit antäte."
    Während sie ihrem Besucher direkt in die Augen blickte, fügte sie noch hinzu: „Er ließ keinen Zweifel daran, was er von mir hielt. Was also hat Jamshids Familie dem noch hinzuzufügen?"
    Erschüttert wandte Najib den Blick ab.
    „Nein", sagte er leise, als er Rosalind dann wieder ansah. Seiner Stimme war nicht anzumerken, wie aufgebracht er war. Warum, um alles in der Welt, hatte der alte Mann ...? Aber die Frage war jetzt ohnehin sinnlos. „Nein, ich wusste nichts von einem solchen Brief. Niemand wusste etwas davon außer meinem Großvater. Das war also seine Antwort an Sie?"
    „Nun ja, vielleicht nicht Wort für Wort", gab Rosalind zu. „Aber man kann ja wohl kaum erwarten, dass ich mich nach fünf Jahren noch an jedes Wort erinnere. Damals allerdings hatte ich das Gefühl, als würde mir jedes einzelne Wort tief ins Herz schneiden. Ich nehme an, Jamshid hat mich die ganze Zeit über belogen. Wahrscheinlich war eine Heirat nach englischem Recht für ihn ohne Bedeutung.
    Aber ich habe ihm vertraut. Ich habe ihn geliebt, und ich war schwanger von ihm. Dann auf diese Art zu erfahren, dass er es nicht einmal für notwendig gehalten hatte, seinem Großvater von mir zu erzählen, das war ..."
    Sie brach ab. Es hatte doch keinen Sinn, sich jetzt aufzuregen. Außerdem wusste sie immer noch nicht, weshalb Jamshids Cousin eigentlich hier war.
    „Das tut mir sehr Leid", murmelte Najib. „Ich bitte um Verzeihung für meinen Großvater - für uns alle. Wir wussten nichts. Wie gesagt, wir erfuhren erst jetzt von Ihrer Existenz. Leider hat mein Großvater Ihren Brief geheim gehalten."
    Rosalind wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Aber was machte das schon? Dass sein Cousin Najib al Makhtoum überhaupt in dieser Weise bei ihr auftauchte, bestätigte nur einmal mehr, dass Jamshid nicht zu ihr gehalten hatte.
    „Nun, vielleicht verstehen Sie jetzt, weshalb es mich nicht interessiert, was Ihre Familie mir zu sagen hat", erklärte sie. „Um ehrlich zu sein, ich möchte nicht einmal, dass Sie hier auf meinem Sofa sitzen.
    Also ..."
    Abwehrend hob er eine Hand. „Miss Lewis, ich verstehe Ihren Zorn. Aber bitte lassen Sie mich ..."
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nichts verstehen Sie, denn Sie wissen nichts von mir und von meinem Leben und von der Wir kung dieses Briefes vor fünf Jahren. Sie müssen nichts erklären, Mr. al Makhtoum. Nichts, was Sie sagen könnten, kann etwas ändern. Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist vorbei."
    „Es ist nicht vorbei", entgegnete Najib ruhig.
    „Was wollen Sie von mir?"
    Er räusperte sich. „Wie Sie wissen, ist Jamshid kurz nach Beginn des Kaljuk-Krieges umgekommen.
    Wir dachten, er habe kein Testament hinterlassen, aber jetzt hat sich herausgestellt, dass es doch eins gibt. Er hat fast sein ganzes Vermögen Ihnen und dem Kind hinterlassen."
    Rosalind war einen Moment lang zu erschüttert, um etwas zu erwidern. „Was steht dort?" flüsterte sie dann tonlos.
    „Ich habe eine Kopie des Testaments dabei. Wenn Sie sie lesen möchten ..."
    „Jamshid hat mich in seinem Testament erwähnt?"
    „Sie sind die Haupterbin", antwortete Najib al Makhtoum.

2. KAPITEL
    Eine Woge von Gefühlen drohte Rosalind zu überwältigen. „Ich kann nicht die Haupterbin sein.
    Wieso hat man mir vor fünf Jahren nichts davon gesagt?"
    „Wir haben erst vor zehn Tagen von diesem Testament erfahren", antwortete Najib.
    „Sie wussten nichts von Jamshids Testament? Fünf Jahre lang? Wie ist das möglich?"
    Rosalind
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