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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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dem Drehen ihrer Spindel gut bezahlen. Sie kan n te wohl den Undank ihrer Kunden. Wurde gar ein Gast wegen allzu schlechter Nachric h ten böse und beschimpfte sie, so hörte man die Berta schnaufen bis zum alten Stadttor auf der a n deren Seite. Mit Flüchen und Verwünschungen holte sie den Geist des Teufels auf ihn herab. Gar manch einer hatte sich im Nachhinein gewünscht, lieber geschwiegen zu haben, als die Berta zu beschimpfen.
    Nanini und die Berta waren ein gut bekanntes, seltsames Paar. Was manch ein Mann in einer Nacht in der Osteria bei Wein und Bier verwettete, das hinterließ die Balia Nanini bei der Be r ta. Die verdorrte Alte blieb auf ihrem Stein wie ein Denkmal sitzen. Nanini hockte sich dan e ben, als urinierte sie in die Gosse. Beide Weiber war en schwarz gekleidet, k lein und hutzelig. Mit abscheulichen Gesichtern und giftigen Mäulern. Der Speichel auf den Lippen schien selbst die Straßensteine zu verdampfen. Wenn die Menschen die beiden sahen, stießen sie sich an und erzählten böse Geschichten. Doch wagte niemand, sie gemeinsam zu verhöhnen. Niemand, so hieß es, hätte den Fluch der Frauen überlebt. So blieben sie denn unter sich, und keiner wagte es, zu nah zu treten, um zu lauschen.
    "Sie ist geboren, Berta, du hast es sicher vernommen."
    Die Alte drehte die Spindel ohne sich zu äußern. Sie spann die Fäden ihrer Wolle, als ging es um ein neues Festgewand. Das Ritual, die Eröffnung wurde beibehalten. Die Balia murmelte in die drehende Spindel hinein, die andere tat, als ginge es sie gar nichts an.
    Bald nickte Berta weise und hielt die linke Hand nach oben offen. Nanini legte eine Münze auf die trockenen Finger. Die Alte bestätigte das Erscheinen eines unheilvollen Geschöpfes im Hause der Picchena.
    "Geboren ist es in dem Zeichen der Hexen", begann sie tonlos. "Es ist schwarz und schlecht von Atem. E in Geschöpf, das nicht geboren ist unter dem Schutz der heiligen Jungfrau. Der Fluch der Erben der Picchena liegt auf ihr, sie wird das Unglück anziehen und die Gesetze Go t tes und des Papstes missachten . Gib ihr die Brust, aber keine Liebe. Versorge sie mit dem No t wendigen, aber nicht mit Geborgenheit. Fluch der Picchena."
    Die Alte hatte mit geschlossenen Augen geredet. Sie wischte mit der linken Hand über den Tisch, als habe sie etwas zu vernichten. Nanini sah sich in all ihren bösen Prophezeiungen be s tätigt. Sie schwor sich, den Erkenntnissen der alten Weissagerin zu folgen.
    Schon bald machte sie sich auf den Heimweg, da sie noch vor Abend in ihrer Kammer sein wollte. Sie erreichte die Burg im Dämmerlicht, bog kurz vor dem Hauptgebäude den schmalen Weg rechts ab, schlich links um das Haus herum und befand sich auf der Rückseite der Burg.
    Dunkel stand die mächtige Steineiche im Park. Nanini spürte seit der Geburt der Caterina eine Verbindung mit dem Baum. Nun hob er sich gegen den noch ein wenig hellen Himmel ab und wies ihr den Weg zu dem Hintereingang, den sie beim Verlassen des Hauses offen gelassen hatte. Die Tür aber war nun verschlossen. Ein eiskalter Schreck durchfuhr die Amme. Wie sollte sie hineingelangen, ohne ihre Herrschaft auf sich au f merksam zu machen? Ihr würden Fragen nach Verbleib und dem Woher begegnen. Doch wä h rend sie ihr Unglück überdachte, öffnete sich die Tür von Geisterhand. Von innen, aus dem Dunkel des Eingangs hörte sie die Stimme von Marco, dem Knecht.
    "Wo bleibst du, Weib", rief er verärgert, "was lässt du die Türe offen in dieser gefährlichen Zeit?"
    Noch ehe sie antworten wollte, durchfuhr sie eine warme Bestätigung der Richtigkeit des Ha n delns. Nanini erkannte die Hilfe einer himmlischen Kraft, die ihr mit dem Knecht zu Hilfe geeilt war.
    "Sei still", gebot sie gleich dem Knecht, "und geh zu Bett. Ich kümmere mich um die Kleine."
    Sie eilte in ihr Zimmer, kleidete sich geschwind um und kümmerte sich rührend um den Säugling. Die Binsenmatten auf dem Boden dämpften ihre Schritte. Niemand im Haus, außer dem Knecht, hatte ihre Abwesenheit bemerkt.
    Die prallen Brüste schmerzten, wenn der Säugling sie berührte. Sie mochte nicht das liebliche Gefühl des saugenden Kindes an ihrer Brustwarze. Mit Entsetzen empfand sie das Aussaugen durch die Kleine. Oft war die graue Hexe gewillt, ihre Brust dem Kinde zu entziehen. Doch die Schreie des Mädchens hielten sie an, sich weiter um sie zu kümmern.
     
    Der unwirtliche Februar war noch frostiger als der feuchte Januar. Die Burg war dürftig erwärmt. In dem großen
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