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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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Spindel, den feinen Fäden, gewebt von Geisterhand, ahnt sie das Werden, sagt voraus."
    "Die Berta ist die alte Furie. Die Leute erzählen, sie ist böser als das Böse. Wenn sie Luft holt, schnauft sie so laut wie eine Rinderherde. Ihr Atem stinkt. Sie rotzt und flucht und ihre Winde entfahren direkt der Hölle. Vergi ss die Beschwörungen der Hexe, denk an dein eigenes Seelenheil."
    Nanini glotzte mit starren Augen in die Höllenglut des Kaminfeuers.
    "Die Zeichen stehen schlecht für die junge Brut. Ich ahne graus i gen Untergang, Mord und Wahn."
    "Was trägst du für dumme Sachen mit dir herum. Schweig. Pa ss auf, nicht die Alte ist des Ki n des Unglück, vielmehr du, abergläubische Magd."
    "Dunkel ziehen die Nebel..." murmelte Nanini erneut, und ihre Stimme wurde leiser, als sie sich vom lodernden Kaminfeuer erneut zu dem Medikus begab. Durch die offen stehende Tür ve r nahm sie das Stöhnen der Gebärenden, alldieweil der Medikus mit dem Hörrohr nach dem ne u en Leben lauschte. Auf seiner Stirn zeigten sich besorgte Falten. Mit offenem Mund und aufg e rissenen Augen beobachtete Nanini den Arzt und schaute auf ihre Herrin Ale s sandra.
    "Dunkel ziehen die Nebel...Qual und Leid sind seine Gebieter..."murmelte sie erneut. Als sie der Medikus entdeckte, hieß er sie zu verschwinden, bis das Wasser heiß sei. Dann schloss er die Tür.
    Curzio Picchena blickte beunruhigt hinter der Fuchtel aus Friaul her. Das verhutzelte Weib aus Friaul wimmerte stets verhängnisvolle Beschwörungen in die düstere Nacht. Mit dem stolzen Höcker auf ihrer ausgeprägten Nase glich sie einem Aasgeier. In den nur spärlich mit lodernden Fackeln erhellten Räumen und Gängen der Burg verbreitete die schmächtige Frau das Fluidum einer schwebenden Hexe. Es schauderte den Grafen, als er in seinem Sinn sein Kind am Busen dieses Weibes sah.
    Nanini schlich in die Cucina. Sie redete wirr dem Knechte zu:
    "Genau auf den Tag hat sie es vorausgesagt", so drohte sie, " s chau, Marco, z wischen den Bäumen spielen die feuchten El e mente. Sie sind die Kumpane des B ösen . N ur Leid und Qual hat die Spindel gesponnen . Das alte Weib weiß es, Marco.“
    " Halts Maul, Nanini", hieß Marco das jammernde Weib, "tue deine Arbeit und verwirr die Leute nicht mit deinem dummen Gerede", dabei schaute er doch aus dem offenen Fenster. Ahnungsvolles Frösteln ließ seinen Körper erschauern.
    "Ihr alle werdet den Weg der bitteren Wahrheit sehen . Es ist vorherbestimmt."
    "Nanini, nun schweig endlich und hole den großen Bottich, damit wir ihn befüllen. Der Med i kus braucht das heiße Wasser für die Arbeit."
    "Mit einem kalten Rohr am Bauch der Mutter glaubt er die bösen Geister zu vernehmen."
    "Er lauscht dem Herzschlag des Kindes."
    "Er hat nicht die Weisheit einer Hebamme." Nanini blickte entsetzt in das Feuer. "Die bösen Geister weiß er nicht zu scheuchen, die guten nicht zu locken. Marco, mir graut vor diesem Mann."
    Die leise Stimme der Nanini loderte in der Seele des Knechtes.
    "Er weiß nichts von den Geweben einer Warzenspinne. Den Heilsaft aus dem Gift einer Kreu z otter, dem Speichel einer Kröte und der Haut eines Molches kennt er nicht. Dotterweich, Herbsttrompeten, Pferdekot und Fasanenfeder, das zusammen ist das sichere Nestchen für das Neugeborene."
    "Schweig, du elende Hexe", mit zitternder Stimme und drohenden Gebärden stürzte sich der Bursche auf die Balia. Die zeternde Frau sprang schreiend zur Seite. Marco zerrte sie zurück zum Feuer.
    Gemeinsam gossen sie das erhitzte Wasser in den großen Bottich. Über die breiten Steintreppen schleppten sie das Gefäß in die Kammer. Voller böser Ahnungen hockte sich Nanini auf die Bank vor der Tür und wartete auf unheilvolle Ereignisse. Angsterfüllt starrte sie auf das dampfende Wa s ser.
    "Totes, weißes Wasser", flüsterte sie. "Keine Kadaver, kein Kot, keine Säfte."
    Marco schritt unruhig auf und ab. Er lauschte, ob der Medikus sie rufen würde.
    Wie ein Schilfrohr im Winde schwankend, wiegte die Amme mit gesenktem Kopf und hänge n den Armen ihren Körper.
    "Warzen und Spinnen, Kröten und Lurche, Käfer und Würmer. Wasser aus der Blase der A m me, bei Vollmond uriniert, Kot vom Ochsen aus der Stunde der Mitternacht. Streghe und B e nandanti erfüllt euren Tanz. Ich beschwör’ euch, ihr Geister des Bösen und Geister des G u ten. Der Kampf mit Zweigen und geweihtem Wasser wird entscheiden über das Leben des Neug e borenen. Finstere Sturmkämpfer, die ihr vor unserem Fe n ster
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